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Frauen und Männer im Kloster und in der Welt

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Während Norberts Viten über Frauen in seinem Umkreis schweigen, berichtet Hermann von Tournai, Norbert habe Scharen von Frauen zu Gott bekehrt, sodass zu seiner Zeit (vor 1147) schon mehr als (zehn-)tausend solcher Frauen in den Klöstern des Verbandes von Prémontré in strenger Abgeschiedenheit und harter Disziplin, mit einem hässlichen Kopftuch und rauen Gewändern gekleidet, Gott dienten.55 Auch wenn Hermanns Zahlen und seine Einschätzung wohl übertrieben sind, ist an der Tatsache der Frauen in Norberts Umkreis nicht zu zweifeln. Denn Norbert nahm nach dem Ideal der Urgemeinde von Jerusalem neben den wenigen Kanonikern auch Männer und Frauen als Konversen auf, deren Zahl die der (meist zwölf) Kanoniker um ein Vielfaches übertraf. Zwischen 1123 und 1136 bestätigte Bischof Simon von Noyon, dass sich Rikvera de Clastris mit ihrem in die Ehe mitgebrachten Besitz Norbert conversionis gratia überantwortet hatte und somit als Konversin dort leben wollte.56 Nach ihrer späteren Vita gab ihr Norbert den Schleier und nahm sie als Konversin auf. Nach kurzer Zeit schon wurde sie die Vorsteherin des in Prémontré errichteten Hospizes, eines pauperum Xenodochium.57 Damit ist auch einem Grundanliegen Norberts entsprochen, der nach Vita B seinen Brüdern die Gastfreundschaft ausdrücklich empfohlen hat.

Die ersten Frauenklöster wurden im Klosterareal des Männerklosters errichtet, jedoch räumlich getrennt und mit einem eigenen Zugang zum Nonnenchor (meist auf der Empore) sowie einem eigenen Refektorium versehen. Man spricht deshalb statt von einem »Doppelkloster« mit Bruno Krings besser von einem »Annexkloster«, dessen Leitung der Abt des Männerklosters hatte, dem auch die Priorin als Vorsteherin des

Abb. 2: Rikvera de Clastris, Stich Michael van Lochum 1539.

Frauenklosters unterstand.58 Die Lebensweise der Schwestern wird uns erstmals in den Consuetudines von ca. 113059 greifbar: Um Mitternacht stehen die Schwestern zur Matutin auf, sie beten still in der Kirche bzw. ihrem Oratorium (Kapelle) und feiern dort auch die Messe. Das Marienoffizium und die kleinen Horen beten sie auch während der Arbeit. Wegen ihrer strengen Klausur können sie nur bestimmte Dienste für die ganze Gemeinschaft übernehmen und nicht wie die männlichen Konversen in den Werkstätten oder auf den Höfen, den Curiae, eingesetzt werden. Die Schwestern verarbeiten Wolle, fertigen daraus Textilien und Kleider für alle Mitglieder des Gesamtklosters, flicken und waschen die Kleidung. Sie versorgen außerdem mancherorts die Schafe, melken sie und stellen Käse her. Ihre Tätigkeit im Hospital des Klosters erstreckt sich im Prinzip nur auf den Dienst für Frauen. Niemand hat Zugang zum Wohnbereich der Schwestern außer dem Abt, dem Provisor, allerdings nur in Begleitung zweier oder dreier älterer Konversen, und einem Priester, der den Kranken die Sakramente spendet oder nach dem Tod einer Schwester die Commendatio animae verrichtet. Die Statuten setzen weiter voraus, dass die Schwestern größtenteils lesen und schreiben können beziehungsweise es im Kloster lernen sowie dass sie wenigstens rudimentär mit Latein vertraut sind. Mit Erlaubnis des Abtes erhalten sie Bücher, den Psalter mit anschließenden Cantica, Hymnen und Gebeten, auch andere Gebetbücher, das Marienoffizium und die Bücher zu den Vigilien der Hochfeste, an denen sie dem Chorgebet der Kanoniker beiwohnen. Falls eine Schwester vor ihrem Eintritt weiteres gelernt hat, kann sie an Feiertagen mit Genehmigung des Abtes auch andere Bücher bekommen.

Seit etwa 1140 ging man aber bereits dazu über, die Frauen zunächst auf weiter entfernte Gutshöfe, dann in eigene Frauenklöster zu versetzen oder bei der Gründung eines Männerklosters ein eigenes Frauenkloster zu errichten. Von Prémontré aus wurden die ersten Schwestern um 1138 nach Fontenelle versetzt. Die sächsischen Klöster im Magdeburger Umfeld errichteten keine Frauenklöster und nahmen, von den Anfängen in Magdeburg abgesehen, auch keine Frauen auf.60 Die Vita A macht sogar deutlich, dass Norbert als Wanderprediger verheiratete Frauen auch abwies und auf einen späteren Klostereintritt vertröstete, so in Laon um 1119/20.61

Norberts Faszination auch für Weltleute war beträchtlich. Als Prediger, Friedensstifter und Wundertäter war er vor 1126 ein gesuchter Ratgeber in geistlichen Dingen, z. B. für Graf Theobald von Blois und Champagne, bei dem auch Peter Abaelard nach seiner Flucht aus St-Denis Zuflucht suchte. Auch dem Grafen empfiehlt Norbert nach der Vita A, in der Welt zu bleiben und zu heiraten.62 Aus solchen Berichten die viel spätere Institution eines »Weltlichen Dritten Ordens« bei den Prämonstratensern auf Norbert zurückführen zu wollen, ist jedoch historisch nicht haltbar.63

Die Prämonstratenser

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