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Charisma und Institution

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Bereits Norberts Leben führt vor Augen, dass er nicht dem Idealtyp eines Ordensstifters entsprach.50 Dies wird auch in den Quellen deutlich. Während Hermann von Tournai die Gründung von Prémontré und Norberts Wirken als Erfolgsgeschichte darstellt und ihn über Bernhard von Clairvaux erhebt, führen die Viten (besonders Vita B) die Schwierigkeiten aus, in die Norberts Rückkehr zur Wanderpredigt und seine Wahl zum Erzbischof die junge Gemeinschaft in Prémontré stürzten. Die diesbezüglichen Urkunden ergeben zudem ein differenziertes Bild der Organisation der Norbert unterstellten Klöster.

Waren die Einigung in Prémontré auf die erweiterte Form der Augustinusregel und die Profess bereits mit Schwierigkeiten vor sich gegangen, so drohte nach Norberts Weggang die Gemeinschaft auseinanderzufallen.

Hinzu kamen die unterschiedlichen Organisationsformen und Besitzverhältnisse in den einzelnen Klöstern, die sich Norbert in der Urkunde Honorius’ II. übertragen ließ.51 Während Prémontré von Bischof Bartholomäus von Laon Norbert vollständig übertragen worden war, wurde die Eremitengemeinschaft von Clairfontaine nur seiner Obhut (cura) übergeben und 1131 eine eigene Abtei errichtet. Floreffe wurde Norbert vom Grafen von Namur übereignet, doch 1124 wurde den dortigen Brüdern vom Bischof von Lüttich das Recht der freien Abtswahl zugesprochen, was Norbert geflissentlich ignorierte. Cappenberg war Norbert und seinen Brüdern übergeben und die Übertragung 1123 durch Kaiser Heinrich V. bestätigt worden. Obwohl Norbert für Cappenberg 1126 eine eigene Papsturkunde für Varlar und Ilbenstadt ausstellen ließ, kam Cappenberg nach Norberts Tod in die Hand des Bischofs von Münster. Das von Otto von Cappenberg gegründete Varlar wurde Norbert wohl nicht übergeben, sondern kam schon 1129 an den Bischof von Münster, dem der Propst zum Gehorsam verpflichtet war. Ilbenstadt wurde von Gottfried und Otto von Cappenberg direkt dem Erzbischof von Mainz 1123 übereignet. Cuissy wird in den Urkunden Norberts nicht genannt, sondern erscheint erst 1132. Vivières wird zwar in der Urkunde von 1126 genannt, sein Status ist aber unklar. Die dauerhafte Reform des Stiftes St. Arnual bei Saarbrücken scheiterte wohl am Widerstand des Grafen Friedrich von Saarbrücken.52 Die Urkunde der Übergabe von Sint-Michiels in Antwerpen an Norbert ist verfälscht, ebenso problematisch erscheint die Urkunde der Übergabe von St. Martin in Laon. Norbert war also weit weniger als ein »Eigenklosterherr« der von ihm 1126 beanspruchten Stifte. Selbst bei den Gründungen im Osten war das nicht durchgehend der Fall.

Hinzu kommen die unterschiedlichen Lebensstile Norberts und seiner Gefährten in Prémontré und Magdeburg. Trotz Norberts armen Auftretens bei seinem Einzug in die Bischofsstadt war das Leben eines Kirchen- und Reichsfürsten mit den Reformvorstellungen seiner ersten Gefährten nicht vereinbar. Gottfried von Cappenberg sah in Magdeburg nur »weltliches Getriebe und Lärm« (seculi pompa et strepitus) und zog sich von Norbert zurück.53 Es dauerte auch bis 1128, bis Norbert durch eine Gesandtschaft aus Prémontré veranlasst wurde, seinen Gründungen im Westen, Floreffe (hier trotz des Rechts der freien Abtswahl) und Antwerpen eigene Äbte zu geben. Prémontré gestattete er aber eine freie Wahl, aus der sein Gefährte Hugo von Fosses als erster Abt hervorging. Dieser bestimmte dann nach der Vita A für Laon, Vivières und Bonne-Espérance eigene Äbte, die aber tatsächlich in Laon und Vivières schon früher geweiht waren.54

Die Prämonstratenser

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