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Uniformitas in Liturgie und Gebräuchen: ein Desiderat

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Das Ringen der frühen Prämonstratenser um eine einheitliche Observanz spiegelt sich in den Bestimmungen über die uniformitas, ein nie erreichtes Ideal des Ordens.103 Bereits PW betont die Einheitlichkeit.104 In einem Beschluss vor 1154 wird das Mitbringen der Consuetudines zum jährlichen Kapitel mit der uniformitas litere begründet.105 Der Statutenredaktion P2 (1154) steht ein Prolog voran, der nach einem Zitat des Eingangs der Augustinusregel (Praeceptum I, 1) die äußere uniformitas als Zeichen der inneren Einheit des Ordens und des Friedens beschwört.106 Dieser zisterziensisch beeinflusste Prolog wurde in allen Statutenredaktionen bis 1505 beibehalten. Doch gerade im Hinblick auf die rapide Ausbreitung der Klöster und die Devianz der Gebräuche in der Magdeburger Filiation (andere Kleidung, liturgische Ausrichtung am Domstift, Pröpste statt Äbte usw.) erscheint dieser Appell zur uniformitas als ein beredtes Zeugnis einer Mangelerscheinung. Die Uniformität muss nach den Statuten in Regelobservanz, Gebräuchen, Kleidung, Nahrung und in den liturgischen Büchern gewahrt werden. Dadurch sollte unter den Abteien eine unauflösliche Einheit für die Zukunft gewährleistet werden. Ferner sollen die liturgischen Bücher jeweils bei Gründung einer neuen Abtei von der Mutterabtei mitgegeben werden. Dadurch sollte wenigstens in den einzelnen Filiationen eine gewisse Uniformität gewährleistet sein.107 Ihre Bestätigung findet die Verordnung der uniformitas in Gebräuchen und liturgischen Büchern in der Bulle Alexanders III. von 1177 und von da an in weiteren Bullen bis zum Jahr 1227 (JL 12831).108

Aus dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts stammt auch die erste erhaltene Fassung des liturgischen Gebräuchebuches, der Ordinarius Praemonstratensis Ordinis.109 In ihm werden die liturgischen Vorschriften für die beiden täglichen Messfeiern (Frühmesse nach der Prim und Hochmesse am Vormittag), für das Chorgebet bei Nacht und bei Tag (kanonische Horen und Marienoffizium), dann die Besonderheiten an den Festen im gesamten Jahreslauf und schließlich das Totenoffizium geregelt. Diese Liturgie zeigt bereits eine Abkehr vom Ordo monasterii, aber noch eine Mischung aus kanonikaler und monastischer Tradition mit dem Schwerpunkt in Frankreich, besonders im Heiligenkalender,110 während sich die sächsischen Klöster an Magdeburg orientierten. Auch in der Liturgie ergeben sich also deutliche regionale Unterschiede. Aus den frühesten handschriftlichen Zeugnissen (Missale nach 1150, Brevier 13. Jahrhundert) konnten Placide Lefèvre und Norbert Weyns die maßgeblichen liturgischen Bücher rekonstruieren.111 Die Psalmenverteilung ist auch in Prémontré kanonikal, nicht monastisch. Bis in das 13. Jahrhundert ist sie streng numerisch aufgebaut.112 Die Missalien verschiedener Abteien von 1150 bis zum Ende des 12. Jahrhunderts zeigen keine Einheitlichkeit, besonders in den Abteien, die sich als bestehende Chorherrenstifte der prämonstratensischen Reform angeschlossen hatten; denn vieles, was in den frühen Missalien noch enthalten ist, wurde durch den Ordinarius vom Ende des 12. Jahrhunderts abgeschafft. Diesem entspricht das um 1200 entstandene Missale von Prémontré, das bis zum Druck von 1578 weitgehend unverändert blieb.113 Aus Arnstein schickte man nach dem Anschluss an die Filiation von Prémontré Schreiber dorthin, um die liturgischen Bücher zu kopieren, während man sich andernorts stärker an den Bischofssitzen oder Kirchenprovinzen orientierte.114 Die frühesten Zeugnisse prämonstratensischer Gregorianik lassen den regionalen Einfluss des nördlichen Frankreichs erkennen, zeigen aber gegenüber der universalkirchlichen Praxis deutliche Eigenheiten.115 Ebenso wenig wie die Liturgie der frühen Prämonstratenser streng einheitlich gestaltet war, kann man von einer prämonstratensischen Architektur insgesamt sprechen. Vielmehr orientierte man sich am Mutterstift oder nahm regionale Bauformen auch von Stiften der Säkularkanoniker auf.116

Die Prämonstratenser

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