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Adelsgründungen und Vogtei
ОглавлениеHinsichtlich der Gründer der neuen Klöster lassen sich unterscheiden:
• bischöfliche Gründungen, wie etwa Prémontré selbst und die meisten dänischen Klöster (auch Neustift bei Freising, Schäftlarn u. a.)
• Gründungen der Landesherren (Könige von Frankreich, Spanien, Böhmen, Herzöge von Pommern usw.)
• die zahlreichen Gründungen des Adels auf ihren Gütern, teilweise in Umwandlung von Adelssitzen in Chorherrenstifte (z. B. Windberg, Pernegg), nicht selten bei fehlenden Nachkommen.
Eine Sonderform sind die vom Adel gestifteten Frauenklöster, die nicht von einem Annexkloster aus besiedelt wurden, sondern bereits als Frauenstifte konzipiert waren (besonders in der Westfälischen Zirkarie und in Franken) und dann einem Abt als Vaterabt unterstellt wurden.
Adelsgründungen hatten vielfältige Aufgaben zu erfüllen, deren vornehmste in spiritueller Hinsicht das Gebet und Totengedenken für die Stifter war. Daneben bildeten »Hausklöster« den spirituellen Mittelpunkt des jeweiligen Herrschaftsbereiches, deutlich z. B. bei Veßra in der Grafschaft Henneberg oder im Versuch der Meisterin Gertrud von Thüringen (1227–1297) und ihrer Schwester Sophie, Herzogin von Brabant, Altenberg an der Lahn als geistliches Zentrum der neuen Landgrafschaft Hessen zu etablieren.15 Mit den geistlichen Verpflichtungen waren meist auch wirtschaftliche verbunden, teilweise auch eine starke Einflussnahme der Gründerfamilien auf ihre Klöster mittels der von ihnen behaupteten Vogtei, der weltlichen Schutzherrschaft. Obwohl die Prämonstratenser in ihren Statuten schon ca. 1130 Vogteien ablehnten,16 war die Vogtfreiheit unter päpstlichem oder kaiserlichem Schutz oder das Recht der freien Vogtwahl oft nur auf dem Papier gegeben. Übergriffe der Vögte auf das Klostergut sind ebenso zu verzeichnen wie langwierige Auseinandersetzungen mit den Konventen, in denen sich die Klöster mit teilweise gefälschten bischöflichen oder päpstlichen Urkunden zu wehren versuchten.17