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Wendenkreuzzug und Slawenmission
ОглавлениеDer Wendenkreuzzug 1147 ist eng mit der Geschichte der Prämonstratenser im Osten der damaligen christlichen Welt verbunden.10 Nach mehreren gewaltsamen Aufständen und Einfällen der heidnischen Slawen, meist zusammenfassend »Wenden« genannt, begannen nach dem Reichstag von Frankfurt 1147 die deutschen Fürsten unter der Führung von Heinrich dem Löwen und Albrecht dem Bären, dem Aufruf Eugens III. und Bernhards von Clairvaux folgend, als Teil des Zweiten Kreuzzugs einen Feldzug gegen die ostelbischen Slawen. Als päpstlicher Legat fungierte Bischof Anselm von Havelberg, der mit dem Nordheer unter Albrecht dem Bären bis nach Stettin zog. Der in seinem Erfolg und in seiner Notwendigkeit schon bei den Zeitgenossen umstrittene Kreuzzug diente weniger der Bekehrung der Slawen als der deutschen Siedlungspolitik im Osten. Auf diese Weise war in der Folgezeit die Wiedererrichtung kirchlicher Strukturen möglich, nicht zuletzt durch die Gründung neuer Klöster und die Wiederherstellung alter Bischofssitze. So konnte Anselm dann in sein verarmtes Bistum zurückkehren und mit Hilfe seiner Prämonstratenser kurze Zeit Aufbauarbeit leisten.11
Die Gründungen von Magdeburg aus, wo sich bereits Norbert an der Slawenmission versucht hatte, weisen schon vorher eine deutliche Stoßrichtung nach Osten und Norden in das Missions- und Neusiedelland auf:12 Brandenburg und Leitzkau (1138), Jerichow (ca. 1144), Ratzeburg (1154) und schließlich von Jerichow aus Gramzow (1177), die östlichste Gründung in der Sächsischen Zirkarie. Von Jerichow aus wurde das entfernteste Kloster in Riga mit Prämonstratensern besetzt. Magdeburger Einfluss zeigt sich aber auch in Grobe auf Usedom im Herzogtum Pommern (vor 1159), das 1177 von Havelberg aus neu besiedelt wurde und später unter dänischen Einfluss kam. Von Dänemark aus wurde Belbuck bei Treptow in Pommern besiedelt. Später entsandte das Kloster Mariengaarde in Friesland auf Bitten der Herzogin Anastasia von Pommern einen Männer- und Frauenkonvent nach Belbuck. Die östlichen Gründungen wurden alle nicht an abgelegenen Orten wie in Frankreich, sondern teilweise in oder bei bedeutenden Zentren der staatlichen und kirchlichen Herrschaft errichtet, sodass sich aus ihnen später teilweise Domstifte entwickeln konnten.