Читать книгу Päpste. 100 Seiten - Ulrich Nersinger - Страница 10
ОглавлениеIn der Nachfolge Petri und der Caesaren
Evviva il Papa-Re! – ›Es lebe der Papstkönig!‹ Noch im September des Jahres 1870 erklang dieser Ruf ganz selbstverständlich, denn Papst- und Königtum wurden bis dahin in einer Symbiose gesehen. Mit der Einverleibung des Kirchenstaates in das säkulare Königreich Italien schien diese nun beendet. Jedoch eben nur scheinbar.
Die Päpste wurden weiterhin gekrönt und trugen eine dreifache Krone, die Tiara. 1929 errangen sie mit der Gründung des Vatikanstaates erneut den Status eines Souveräns, der einer absoluten Monarchie, der letzten Europas, vorsteht. Selbst als die Päpste auf eine Krönung verzichten und ihr persönliches Wappen nicht mehr mit der Tiara versahen, behielten sie den durch die Papstkrone vermittelten Status ohne jede Einschränkung bei. Es gibt kaum ein Dokument oder Schreiben des Heiligen Stuhls, das ohne die Tiara auskommt. Auf den Briefmarken und Stempeln der vatikanischen Post ist sie ebenso anzutreffen wie auf den Passierscheinen, die zum Betreten der Vatikanstadt berechtigen, oder den Eintrittskarten für die Musei Vaticani.
Postalisch gehen die Päpste in alle Welt. Auf dieser Briefmarke ist Paul VI. abgebildet, bekrönt mit der Tiara
Auf dem Höhepunkt der öffentlich ausgesprochenen und demonstrierten Macht des Papsttums unterschied Innozenz III. (1198–1216) ganz klar, was dem römischen Bischof ex auctoritate pontificali (aus geistlich oberhirtlicher Vollmacht) und was ihm ex auctoritate regali (aus weltlich königlicher Vollmacht) zukommt. Doch in der Praxis ließen sich beide Ausprägungen des Papsttums nur schwer in der gebotenen Schärfe voneinander trennen. Das galt in der Vergangenheit und gilt sogar noch in der Gegenwart.
Päpstliche »Qualifikation«
Der Weg zur Gründung des Vatikanstaates war steinig. Doch das hatte den Papst nicht abgeschreckt. Pius XI., mit bürgerlichem Namen Achille Ratti, war ein leidenschaftlicher und äußerst erfahrener Bergsteiger gewesen, der sogar eine Erstbesteigung vorweisen konnte. Einem Kardinal, der die Meinung äußerte, die Ziele des Papstes seien zu hoch angesetzt, antwortete er: »Wir sind schwindelfrei.«