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Der Kampf des Johann Jacoby

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In diesen aufregenden Jahrzehnten gab es einen zähen, heute fast vergessenen Vorkämpfer für die Demokratie in Preußen und in Deutschland: den Arzt Johann Jacoby. Am 1. Mai 1805 in Königsberg als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie geboren, ermöglichte ihm das Emanzipationsedikt von 1812 den Besuch eines Gymnasiums und den Zugang zum Medizinstudium in seiner Heimatstadt.

Zeitlebens wohnte Jacoby – unverheiratet – im Haus seiner Eltern. Nach deren Tod wurde er von seinen ebenfalls unverheiratet gebliebenen Schwestern versorgt. Doch diesegera dezu kantische Treue zu Königsberg beengte ihn nicht. Der erfolgreiche Arzt litt unter der Starre der politischen Verhältnisse und der damals herrschenden antisemitischen Diskriminierung. Das Emanzipationsedikt, das den Juden in Preu – ßen eine begrenzte juristische Gleichstellung mit anderen Bürgern gewährte, war in Wahrheit nichts wert.

Mit der Pariser Juli-Revolution von 1830, die Karl X., ein jüngerer Bruder des 1793 guillotinierten Ludwig XVI. vertrieb und den so genannten Bürgerkönig Louis Philippe auf den Thron hob, veränderte sich Jacobys Leben. Er sammelte eine Gruppe oppositioneller Intellektueller und Kaufleute um sich. Die Gleichgesinnten trafen sich, als Lesezirkel getarnt, in einem Königsberger Café.

Jacoby beschränkte seine ärztliche Praxis auf den Vormittag, las viel – Baruch Spinoza war sein Idol – und schrieb und schrieb und schrieb. Über Zensur, über Verfassungsfragen, Justizreform und Geschworenengerichte, Lehrfreiheit und natürlich die Judenemanzipation. Er tat dies meistens in der liberalen Königsberger „Hartungschen Zeitung“. Er schrieb anonym. Aber jeder wusste, wer dahinter stand.

Jacobys Bild war bald im ganzen Land bekannt: Ein Mann von mittlerer Statur, schon früh mit Halbglatze und einem weit abstehenden Kranz dunkler Haare gesegnet. Er ging jetzt oft auf Reisen, hatte Kontakte mit der liberalen und demokratischen Opposition in Deutschland. Polizeispitzel waren immer hinter ihm her.

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