Читать книгу Praxishandbuch Aquarium - Ulrich Schliewen - Страница 30
Von der Natur lernen
ОглавлениеUntersuchungen bei Fließgewässern haben gezeigt, dass Totholz eine der wichtigsten Lebensgrundlagen für die meisten Fischarten ist. Es schafft Schutzräume für Jungfische, Unterstände für Lauerräuber, Ansitzplätze für Arten, die nach Futterpartikeln schnappen, sowie Ablaichplätze und Schlafhöhlen.
Ein naturnahes Aquarium für tropische Fische kommt deshalb ohne den Einsatz von Totholz in den meisten Fällen nicht aus. Der Zoofachhandel bietet eine Vielzahl von Holzarten (Tabelle, >). Manche färben und verändern das Wasser chemisch, andere nicht. Eine mit Vorsicht zu genießende Alternative bietet selbst gesammeltes Holz aus Flüssen. Dieses sollte man tatsächlich nur dann verwenden, wenn man auch Ancistrus -Harnischwelse oder holzfressende Panaque -Harnischwelse im Becken pflegt, die die schnell verrottende Weichholzoberfläche einfach wegraspeln.
Wie wichtig Huminstoffe (>) für die Gesundheit der Aquarientiere sind, ist noch nicht komplett geklärt. Sicher ist, dass zumindest einige der Bestandteile, die das Wasser ansäuern und färben, zum Wohlbefinden beitragen und die Widerstandskraft nicht nur von Weichwasserfischen, sondern wahrscheinlich auch von Krebstieren erhöhen.
Für Huminstoffe sorgen Sie durch Holz im Aquarium oder durch das vorsichtige Einbringen von Buchen- und Eichenlaub (>). Zu viele Huminstoffe können allerdings die Wasserwerte in Richtung sauer und weich verändern. Die Hartwasserfische reagieren manchmal empfindlich darauf, mögen aber dennoch einen maßvollen Einsatz. Inzwischen gibt es auch flüssige Huminstoffpräparate zu kaufen. Gefällt Ihnen der Gelbstich nicht, können Sie ihn vorsichtig durch Aktivkohlefilterung reduzieren.
Die Temperatur des Aquarienwassers wird als Pflegefaktor oft unterschätzt. Sie ist wichtiger, als viele denken, denn der Stoffwechsel der wechselwarmen Fische und Krebse – die selbst keine konstante Körpertemperatur haben – hängt direkt von der Wassertemperatur ab, die sie umgibt. Man weiß heute, dass zu hohe Wassertemperaturen zu einer frühen Vergreisung »kühler« Fischarten führen. Interessanterweise scheint die Temperatur auch einen Einfluss auf das Geschlechterverhältnis der Nachkommen mancher Arten zu haben, sodass es bei zu hohen Temperaturen z. B. zu einem Männchen-Überschuss kommen kann.
Achten Sie sowohl bei der Auswahl als auch bei der Vergesellschaftung der Aquarienbewohner unbedingt auch auf die richtigen Wassertemperaturen im Aquarium. Besonders Regenwaldfische kümmern nämlich bei zu hohen Temperaturen. Die richtige Pflegetemperatur kann also für manche Fischarten durchaus wichtiger sein als die chemischen Wasserwerte (Wasser und Technik, ab >).