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4.2 Zeichen und Medien

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Zeichen und Kommunikationsmittel

Ähnlich wie ein kleines Kind beim Größerwerden lernt, seine kleine Umwelt zu entdecken, als Zeichen zu verstehen und selbst immer vielfältigere Zeichen zu geben, so erkundet und erfindet die Menschheit im Laufe ihrer großen Geschichte immer mehr Arten und Weisen, die Welt zu lesen, sich darüber zu verständigen und dabei eigene semiotische Welten zu schaffen. Existentielle Notwendigkeit (das nackte Überleben), soziale Auseinandersetzungen (Liebe, Macht, Reichtum) und spielerische Kreativität (Lust und Freude) sind die Antriebsfedern. Anfangs allmählich, dann immer schneller, bringen sie zusammen mit vielerlei technischen Entwicklungen auch neue Kommunikationsmittel hervor: zuerst handlungseingebettete Signale und Laute, dann auch handlungsfernere Gespräche, später Bilder, Inschriften, Briefe und Bücher. Im 19. und 20. Jahrhundert dann kamen in immer schnellerer Folge neue technische Möglichkeiten hinzu, darunter Telefon, Hörfunk und Fernsehen, dann Digitalisierung jeglicher Informationen, und so wird es weitergehen. Gegenwärtig (seit Anfang der 1990er Jahre) ist das neue Medium der vernetzte Computer: „Hier laufen alle herkömmlichen Formen der Distanzkommunikation zusammen (z.B. Briefe schreiben, faxen, telefonieren), und neue kommen hinzu (mailen, chatten, bloggen u.a.).“ (Dürscheid 2005:6)

Medien und Kulturgeschichte

Ursprünglich verläuft menschliche Kommunikation ohne Medien allein über körperliche Mittel: Mund, Auge, Ohr, Mimik und Gestik, Berührung und Geruch. Bis vor wenigen Jahrhunderten kamen Menschen weitgehend ohne Medien aus. Auch im kindlichen Spracherwerb sind Geräte anfangs unerheblich. Und bis heute spielt sich der größte Teil zwischenmenschlicher Kommunikation im direkten Kontakt mündlich von Angesicht zu Angesicht ab. Erst seit wenigen Tausend Jahren erlaubt die Erfindung von Schrift und Schreibgeräten, sprachliche Botschaften festzuhalten und über zeitliche und räumliche Distanzen zu transportieren. Buchdruck dann (in China seit gut einem, im Westen seit einem halben Jahrtausend) ermöglichte massenhafte Vervielfältigung und grenzenlose Verbreitung geschriebener Sprache. Beide Erfindungen wälzten den Umgang mit Tradition um, revolutionierten Kultur, verdichteten gesellschaftlichen Austausch und beschleunigten Geschichte. Gleiches gilt mehr oder weniger intensiv auch für alle nachfolgenden kommunikationstechnischen Entwicklungen beispielsweise über Fotografie, Offset- und Farbdruck, Telefon, Film, Rundfunk und Fernsehen bis zu heute neuen, also digitalen Medien. Mit jedem Schritt wird das Spektrum kommunikativer Möglichkeiten differenziert, das Arsenal sprachlicher Verwendungsweisen potenziert und die Entwicklung noch weiter beschleunigt, wobei alte Formen, manchmal leicht verändert oder in neuem Gewande, meist weiter bestehen bleiben.

Einführung in die Medienlinguistik

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