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4.5 Schrift goes hyper

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Schrift für Dialog und Apparate

In diesem medien- und sprachgeschichtlichen Prozess erhält die gute alte Schrift also zusätzliche neue Aufgaben in neuen Formen. Sie unterstützt Dialogizität und technische Funktionen, vor allem in SMS, Chats, Apps und Hyperlinkbeschriftung. Sie erobert aber auch audiovisuelle Medien etwa durch eingeblendete Texttafeln zur Anreicherung einer laufenden Fernsehsendung oder durch programmextern informierende Laufbänder am unteren Bildschirmrand. Doch zugleich büßt sie ihre kulturell hoch angesehene Monopolstellung ein. Die Hauptlast der Information liegt nicht mehr notwendig auf Schrift. Folglich sind Texte in audiovisuellen und digitalen Medien oft nur Teile eines multimodalen Kommunikats. Deshalb müssen sie nicht unbedingt für sich selbst den Normen innerer Ganzheit, Geschlossenheit, Kohärenz und Verständlichkeit (also auch standardisierter formaler Korrektheit und Kohäsion) entsprechen, wie autonome Schriftlichkeit das in ihrer modalen Begrenzung erzwingt.

Hypertechnik

Darüber hinaus erlaubt die neue, computergebundene Hypertechnik praktisch grenzenlose Verknüpfungen sowohl aller Modi (Mündlichkeit, Schriftlichkeit, Bild, Film, Ton) als auch beliebiger Dokumente und Teile von Dokumenten. Damit ist das hergebrachte Ideal ganzer und in sich geschlossener schriftlicher Texte in vielen Domänen weitgehend hinfällig. Je nach kommunikativem Zweck können völlig unterschiedliche Textsorten, Text-Bild-Sorten, Fragmente, Hybride, Mischungen und Kombinationen aller Art erzeugt und von Fall zu Fall selektiv ad hoc genutzt werden.

Kommunikation per Computer

Indem Computerkommunikation tendenziell sämtliche Dimensionen der ursprünglichen Face-to-face-Kommunikationssituation technisiert, werden die bisherigen mediengeschichtlich erzwungenen Einschränkungen technisierter Kommunikation ein gutes Stück weit aufgehoben. Mit multimodalen Zeichen und/oder dialogischen Formen kann die Einbindung der Kommunikationspartner in eine mehr oder weniger gemeinsame Situation technisch hergestellt oder zumindest simuliert werden. Das Maß an zeitlicher Zerdehnung kann beliebig manipuliert werden bis hin zur völligen Aufhebung in simultaner Online-Kommunikation. Räumliche Entfernungen werden kaum noch als solche erlebt. Je mehr Eigenschaften unmittelbarer Kommunikation durch technisierte Kommunikation dargestellt werden können, desto erfolgreicher wandert sie auch in reale Alltagskommunikation ein und durchzieht und prägt sie immer selbstverständlicher. Heute spielen sämtliche Arten technisierter und unmittelbarer Kommunikation gleichzeitig und hochkomplex eng zusammen. Entsprechend vielfältiger werden sprachliche Formen und Gebräuche.

Einführung in die Medienlinguistik

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