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1.4 Ziel und Inhalt dieses Buches

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breites Spektrum

Aus der Liste in Tabelle 1 wurden bisher vornehmlich Kommunikationsformen und Textsorten in Presse, Hörfunk, Fernsehen, Telefon sowie in computerbasierten Medien untersucht, und zwar in recht unterschiedlicher Menge und Dichte. In dieser Einführung in die Medienlinguistik kann kein Gesamtüberblick auch nur über die wichtigsten dieser mittlerweile äußerst zahlreichen Arbeiten gegeben werden. Vielmehr sollen die Leserin und der Leser in die Lage versetzt werden, grundlegende Fragestellungen, Probleme und Arbeitsweisen der Medienlinguistik zu verstehen und sie anhand ausgewählter Ergebnisse und kleiner Übungen selbstständig zu vertiefen.

Dabei konzentriert sich die Darstellung auf die Frage, wie Sprache in unterschiedlichen Medien und Kommunikationsformen verwendet wird und warum das jeweils so ist. Medienlinguistik strebt theoretische Fundierung an und ist interdisziplinär eingebunden, arbeitet dabei aber stark mikro-analytisch orientiert: „Sie ist die eigentliche textempirische Grundlagendisziplin der kulturwissenschaftlichen media studies“ (Stöckl 2012:14).

Medienwissenschaft

Zur allgemeinen Medienwissenschaft gibt es eine Fülle an Literatur. Medienlinguisten sollten zuerst einen Blick werfen in das grundsolide, wenn auch nicht mehr brandaktuelle dreibändige Handbuch zur Medienwissenschaft von Leonhard u.a. (Hg. 1999–2002); das Inhaltsverzeichnis für diese 269 Fachartikel auf – nicht erschrecken! – 3000 Seiten steht auch im Internet. Zur Medientheorie, -geschichte, -soziologie, -psychologie, -ökonomie, Medienpolitik und Kulturkritik empfehlen sich je nach Interesse beispielsweise Engell 2012, Faulstich 2012, Kloock/Spahr 2012, Luhmann 2009, Mersch 2013, Schanze (Hg.) 2001, Trepte/Reinecke 2013 und Ziemann 2012. Einen Überblick zur Medienrezeption bietet Bucher 2008. Derartige Fragen werden in der hier vorliegenden Einführung in die Medienlinguistik nur am Rande gestreift, soweit unmittelbar linguistische Gesichtspunkte berührt sind. Auch spezielle mediengebundene Domänen wie etwa Werbung oder Sport werden nur von Fall zu Fall angesprochen und nicht systematisch vorgestellt; dazu gibt es jeweils eigene Fachliteratur.

Bis hierher, also in Kap. 1.1 bis 1.3, haben wir Gegenstand und Aufgaben der Medienlinguistik skizziert und fünf grundlegende Begriffe erläutert. Der Rest dieses Kapitels beschreibt Inhalt, Gliederung und Vorgehensweise des ganzen Buches und stellt ergänzende Einführungen kurz vor.

Gliederung dieses Buches

Nach diesem Einleitungs-Kapitel steigt das zweite Kapitel, sozusagen als Appetitanreger, mit der ausführlichen Analyse eines Beispiels aus der SMS-Kommunikation ein. Kapitel 3 vergleicht dann Massenmedien und interpersonale Kommunikationsformen, betrachtet Folgen der zunehmenden Mediatisierung unserer gesamten Kommunikation und diskutiert Aufgaben der Linguistik und Medienlinguistik in diesem Umfeld. Kapitel 4 erörtert, warum und wie Sprache sich wandelt und welche Rolle Medien dabei spielen. Die beiden folgenden Kapitel widmen sich dem Zusammenspiel verschiedener Modi sowohl in ursprünglicher als auch in technisierter Kommunikation. Dabei erarbeitet Kap. 5 einen theoretisch und historisch orientierten allgemeinen Überblick sowie eine Typologie sprachgebundener Modusverknüpfungen. Kap. 6 dagegen behandelt verschiedene Dimensionen und Arten von Mündlichkeit und Schriftlichkeit gerade auch unter dem Einfluss vor allem digitaler Medien. Kap. 7 vermittelt eine Vorstellung von der erheblichen sprachlichen Vielfalt und Variationsbreite in Medien.

In den Kapiteln 8 bis 12 werden besonders oft genutzte Kommunikationsformen im Einzelnen vorgestellt, angeordnet nach der Art der vorrangigen kommunikativen Tätigkeiten. Kap. 8 (Sehen und Zeigen) gilt der Sprache an Waren, im Fernsehen und bei Bildern vor allem in öffentlichen Räumen, Kap. 9 (Hören und Sprechen) dem Hörfunk und dem Telefon. In Kap. 10 geht es um Lesen und Schreiben in Brief, Buch, Presse, Blog, Chat, SMS und E-Mail. Die beiden dann folgenden Kapitel führen vor, wie die computergebundene neue Hypertechnik alte Kommunikationsformen und Textsorten radikal umkrempelt und weiterentwickelt. Kap. 11 (Recherchieren und Navigieren) kümmert sich exemplarisch um tendenziell massenmediale Web-Angebote, die individuell genutzt werden: Suchmaschine, Wörterbuch, Anfrage- und Bestellformular, Homepage, Enzyklopädie, Online-Presse; und außerdem um Smartphone-Apps. Kap. 12 (Produzieren, Rezipieren, Interagieren) konzentriert sich auf digitale Produkte, bei denen die Anbieter- und Nutzer-Rollen weniger klar getrennt sind: Präsentationen, soziale Netzwerke, Wikis, Computerspiele, geografische Multisoftware, Live-Ticker. Im Anschluss daran zeigt Kap. 12.7, wie verschiedene Medien und Kommunikationsformen immer enger zusammenwachsen und welche Folgen das hat. Kap. 12.8 fasst knapp zusammen, wie Sprachgebrauch sich medialen Veränderungen angepasst hat.

Das abschließende Kapitel 13 positioniert Medienlinguistik als angewandte Wissenschaft zwischen Theorie und Praxis und gibt Hinweise zum Studium.

Vorgehensweise

In jedem Abschnitt werden unterschiedliche Aspekte und Herangehensweisen betont. Auf diese Weise soll die Lektüre möglichst abwechslungsreich bleiben und außerdem ein möglichst vielfältiges Bild der Medienlandschaft und ihrer Erforschung entstehen.

Diese Einführung wendet sich an ein Publikum mit üblicher Allgemeinbildung und durchschnittlicher Medienerfahrung ohne nähere Spezialkenntnisse aus Berufspraxis, Linguistik oder gar Medienlinguistik. Sie ist dicht geschrieben, erfordert also eine gewisse Konzentration bei der Lektüre. (Andere Medien ausschalten?!) Sie führt notwendige Fachtermini ein und verzichtet auf übertriebenen wissenschaftlichen Firlefanz. Sollte ein hier nicht erklärter Ausdruck einmal unbekannt sein, gibt ein linguistisches Fachwörterbuch (z.B. Bußmann 2008) oder, je nachdem, der Grammatik-Duden (Duden 2009) zuverlässige Auskunft. Der vorliegende Band eignet sich zum Selbststudium, aber auch als Grundlektüre für ein einsemestriges Seminar. Wer sich durch alle 150 Seiten beißt, wird durch einen recht gründlichen, bündigen und umfassenden Überblick über die gesamte Medienlinguistik belohnt.

In seinem Aufbau folgt der Text einem hochschuldidaktischen Spiralcurriculum. Die Informationen werden also weniger gemäß einer etablierten innerfachlichen Logik angeordnet, die es bei dieser jungen Disziplin auch noch gar nicht gibt, als viel mehr nach lernpsychologischen Gesichtspunkten: Einzelne Begriffe, Merkmale, Befunde, Zusammenhänge und theoretische Überlegungen werden zunächst elementar eingeführt und im weiteren Verlauf immer intensiver angewendet, differenziert bzw. vertieft, wobei Redundanzen möglichst vermieden werden. Im Zuge der Lektüre sollten Sie als Leserin bzw. Leser immer klarer erkennen, wo und wie was womit zusammenhängt, wo diskutierenswerte Probleme stecken und wo es sich auch für Sie selbst lohnt, weiter zu forschen. Übungsaufgaben am Ende der meisten Kapitel laden Sie dazu ein, ausgewählte Detailfragen näher zu verfolgen, Probleme zu durchdenken oder auch kleine empirische Studien auszuprobieren. Text und Aufgaben sind so aufeinander bezogen, dass Sie in jeweils ähnlicher Weise auch eigene Aufgaben ausdenken und lösen können.

Fachliteratur

Angesichts der Fülle einschlägiger Publikationen erhebt das Literaturverzeichnis keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es nennt nur die ausgewählten Titel, auf die sich der Text dieses Buches auch unmittelbar bezieht. Dass das trotzdem so viele sind, soll Sie nicht einschüchtern, sondern im Gegenteil den Einstieg erleichtern: Entscheiden Sie selbst, an welchen Stellen Sie tiefer schürfen wollen. Quellen- und Literaturhinweise in wissenschaftlichen Texten wie diesem sind Vorläufer von Hyperlinks, nur auf Papier: Wie jene dienen sie dazu, die gerade gelesene Passage mit Informationen an völlig anderen Stellen zu verknüpfen, so dass man durch ganze Universen von Wissen navigieren kann. Die in diesem Buch genannten Quellen führen in ihren Bibliographien weitere zum jeweiligen Thema passende Titel auf. Auf diese Weise lässt sich ein Großteil der gesamten relevanten Literatur (gedruckt und online) zur Medienlinguistik und zu benachbarten Gebieten erschließen.

andere Einführungen

Im deutschsprachigen Bereich sind bisher drei weitere Einführungen in medienlinguistische Themen erschienen. Da sie jeweils unterschiedliche Ziele verfolgen und andere Schwerpunkte setzen, eignen sie sich bestens zur ergänzenden Lektüre.

Der Band „Mediensprache“ von Harald Burger und Martin Luginbühl erschien 2014 in der vierten Auflage und geht zurück auf Burgers mehrfach überarbeitetes und ergänztes Buch „Sprache der Massenmedien“ von 1984. Auch die jüngste Auflage mit gut 500 Seiten und zahlreichen Beispielen konzentriert sich auf die klassischen Massenmedien Presse (Print und Online), Hörfunk und Fernsehen.

Daniel Perrins „Medienlinguistik“ erschien zuerst 2006 (mit CD-ROM), in ergänzter zweiter Auflage (mit Webseite) 2011. Auf rund 250 stark anwen-dungsorientierten Seiten mit zahlreichen Übungen und Fallbeispielen widmet es sich besonders der journalistischen Textproduktion.

Die Einführung „Sprache in modernen Medien“ von Ulrich Schmitz (2004) gibt auf 125 Seiten einen kompakten Gesamtüberblick über Sprache in alten und neuen Medien mit einigen Übungen und stützt sich dabei auf gut 1300 einschlägige Veröffentlichungen, die im anschließenden Literaturverzeichnis dokumentiert werden.

Einen sehr knappen Einblick verschafft das online zugängliche Papier von Androutsopoulos (2003b). Immer noch hilfreich vor allem für etwas ältere Entwicklungen sind die Forschungsberichte von von Polenz (1999) und Schmitz (2005b, 2011) sowie die Reihe „Grundlagen der Medienkommunikation“ (Straßner (Hg.) 1997–2004).

Einführung in die Medienlinguistik

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