Читать книгу Zorn und Freundschaft. Max Frisch 1911-1991 - Urs Bircher - Страница 34
Glänzende Zukunftsaussichten
ОглавлениеDie Hauptarbeit der Jahre 1941 und 1942 galt dem neuen Roman mit dem Titel: J'adore ce qui me brûle oder Die Schwierigen. Er erschien 1943 im renommierten Atlantis Verlag des aus Berlin in die Schweiz zurückgekehrten Verlegers Martin Hürlimann. Im selben Jahr gewann Frisch unter 82 Konkurrenten den ersten Preis im Architekturwettbewerb um das städtische Freibad Letzigraben. Mit dem Preis erhielt er auch den Bauauftrag. Damit konnte er sich selbständig machen. Im Haus der Tante seiner Frau an der Selnaustraße 16 bezog er mietfrei zwei Räume und richtete sein Architekturbüro ein (siehe S.211f.).
Auch auf literarischem Gebiet gab es erfreuliche Neuigkeiten: Kurt Hirschfeld, der Dramaturg des Schauspielhauses, ermunterte ihn, Theaterstücke zu schreiben. Ein erstes verfaßte Frisch in fünf, ein zweites in drei Wochen – und das Schauspielhaus nahm sie zur Aufführung an. Schließlich kam 1943 das erste Kind, die Tochter Ursula, zur Welt.
Die Bilanz konnte sich sehen lassen: Aus dem Außenseiter und Journalisten von 1936 war in sechs Jahren ein angesehener Architekt, ein Mitglied der besten Gesellschaft, ein Familienvater, ein prominent verlegter Prosa-Autor und ein angehender Dramatiker am ersten Theater des Landes geworden. Frisch hatte den richtigen Beruf, die richtige Adresse, die richtige Frau, den richtigen Verleger und die richtige, nämlich eine bürgerlich-konservative, Gesinnung. Trotz finsterer Zeiten lag eine glänzende Zukunft vor dem erst einunddreißigjährigen Mann.