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Stubenappell

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Zur Einhaltung von Sauberkeit und Ordnung machte der Hausleiter mit den Pionieren vom Dienst Haus und Gruppenkontrollen. Das heißt, wir hatten »Appell«, jeden Freitag. Zehn bis sechzehn Mädchen standen in einer Reihe, kerzengerade ausgerichtet, auf dem Flur.

Wenn der Hausleiter mit den Pionieren vom Dienst am Flureingang erschien, rief unser Pionier vom Dienst: »Achtung, stillgestanden!« Und zum Hausleiter gewandt: »Die Gruppe ist bis auf einen vollzählig angetreten. Ein Mädchen liegt auf der Krankenstation.«

»Danke, rührt euch!«

Dann kontrollierten sie die Räume und Schränke. Wir wagten kaum zu flüstern. Bis der Rundgang zu Ende war, standen wir still in der Reihe. Gab es Mängel, zum Beispiel Staub unter einem Bett, hieß es: »In einer halben Stunde kommen wir wieder, bis dahin ist der Dreck weg!«

Die Schuldige hatte nichts zu lachen, ein Schwall von Beschimpfungen brach über sie herein. Anschließend redete keine mehr ein Wort mit ihr. Diese sogenannte »Kollektivstrafe« verfehlte ihre Wirkung in der Erziehung nicht. Bis die Gruppe »abgenommen« wurde, durfte kein Mädchen in den Ausgang, also nach Hause fahren.

Wir verrichteten die Ämter ziemlich gründlich, niemand wollte an den Verboten Schuld haben. Lag die Verschiebung des Wochenendausgangs an einem unordentlichen Schrank, leerte ihn der Pionier vom Dienst mit einer Armbewegung aus. Obwohl die »Schuldige« ihn wieder in Ordnung brachte, begann die Strafe nach dem zweiten Durchgang. Die Sachen wurden immer und immer wieder ausgeräumt, bis das Mädchen weinend zusammenbrach. In ihrer Verzweiflung fand sie weder Trost noch Schutz bei den anderen. Von solchen Strafen blieb ich verschont, da ich den Tagesablauf seit acht Jahren kannte.

Weinen in der Dunkelheit

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