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Pech für zwei

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Gern ging ich in unseren Tierpark. Hier traf man eigenartigerweise kaum Kinder. Wir hatten viele Tiere vom richtigen Berliner Tierpark. Prof. Dr. Dathe schenkte sie dem Heim: zwei Füchse, Hängebauchschweine, Schafe, Rehe und Hühner.

Eines Tages ging ich mit Petra, einem Mädchen aus meiner Gruppe, in den Tierpark. Wir wollten uns das neue Zwergpony ansehen. Der Tierwärter beschäftigte sich gerade mit dem Ausmisten der Schweineställe, eine günstige Gelegenheit für uns zum Reiten. Wir hatten noch nie auf einem Pferd gesessen, und das Pferd hatte sicherlich noch nie einen Reiter auf seinem Rücken getragen. Als Petra oben saß und ich dahinter, stellte es sich auf die Hinterbeine, und ich sauste über den Pferdehintern nach unten in den Schweinetrog. Anstatt mir beim Herausklettern behilflich zu sein, lachte Petra sich halb tot.

Während ich versuchte, den Dreck unter einem Wasserhahn abzuspülen, sann ich für Petras schadenfrohes Lachen auf Rache. Da entdeckte ich die Laubgrube, in der die Wärter das Herbstlaub verbrannten. Im Sport war ich sehr gut, und ich dachte mir, wenn wir über diese Grube springen, wird sie es nicht schaffen und hineinfallen.

»Komm, wir machen Wettspringen«, sagte ich.

Aber sie zweifelte daran, dass sie die Grube überspringen konnte.

»Ist doch ganz einfach«, sagte ich, nahm Anlauf und sprang hinüber. Da lief Petra los, sprang und landete genau in der Mitte des Erdloches. Jetzt musste ich lachen, ich tanzte um die Grube herum und sang »Häschen in der Grube«.

Petra hüpfte wie Rumpelstilzchen herum und schrie fürchterlich. Erst dachte ich, vor Wut, aber dann sah ich, dass unter dem frischen Laub glühende Asche lag. Sie schrie vor Schmerzen, ich musste mich auf den Bauch legen, um ihre Hand zu erreichen, und zog sie heraus. Ihr rechter Fuß qualmte und hinterließ eine richtige Rauchwolke. Sie tat mir leid, das hatte ich nicht gewollt.

»Stell deinen Fuß in den Trog, dann kühlt er schneller ab«, riet ich ihr.

Aber als sie ihn aus dem Schweinefraß zog, sah er noch schlimmer aus. Stinkend, mit Brandlöchern am Fuß, Strumpf und Schuh in der Hand, humpelte sie mit mir zur Krankenstation. Dort lag sie zwei Wochen. Jeden Abend ging ich sie besuchen. Um mit ihr reden zu können, musste ich zum Fenster hochklettern und mich am Gitter festhalten. Sie erfuhr von mir immer das Neueste vom Heim. Nach einiger Zeit, als ihr das Bein nicht mehr so weh tat, freute sie sich über die schulfreie Zeit und war nicht mehr böse auf mich.

Weinen in der Dunkelheit

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