Читать книгу Hexenzauber, Göttinnen und weiße Magie - Ursula Karven - Страница 12
Wie gute Vorsätze lange leben
ОглавлениеWas für mich wie eine Energiedusche wirkt, ist das Thema Vorsätze. Stöhnen Sie jetzt innerlich auf? Ja, wenn wir ein gewisses Alter erreicht haben, über das wir jetzt nicht sprechen wollen, haben wir schon mehr als einmal Vorsätze gefasst. Ganz oben auf der Hitliste steht: »Ich höre mit dem Rauchen auf. Und belohne mich nicht mehr mit Süßigkeiten. Außerdem steht ab heute – gut, ab morgen – tägliches Joggen auf dem Programm und natürlich auch Yoga. Einmal im Monat besteige ich den Mount Everest ohne Sauerstoffmaske.« Zum Glück für unsere Gesundheit probieren wir Letzteres erst gar nicht aus. Gejoggt wird dagegen schon, aber jeden Tag, jetzt mal ehrlich? Und die Sache mit den Süßigkeiten und dem Rauchen? War da was? Warum funktioniert es nicht mit den Vorsätzen im neuen Jahr? Die Antwort ist einfach: Wir sprechen nur den Kopf an. Ohne Körperbasis sind Strategien und gute Vorsätze wie Luftblasen, die jederzeit platzen können – und das tun sie am liebsten noch im selben Monat. Darüber gibt es sogar Statistiken: Bei der Mehrheit der Menschen halten die guten Vorsätze fürs neue Jahr einen Tag bis einen Monat. Immerhin – wir hätten es in den Februar schaffen können ...
Oder aber wir tun etwas dafür, damit es anders wird. Wir verfestigen unsere Vorsätze. Auch dafür sind Rituale da.
Widmen wir uns erst einmal der Frage, was ein Ritual eigentlich zum Ritual macht. Viele verbinden damit ja einen religiösen Brauch oder uralten Mythos, von dem sie mal gehört haben. »Rituale – du meinst, so was wie bei den Mayas?« kann eine Frage lauten. »Nein!«, lautet meine Antwort. »Es ist viel einfacher. Es ist viel leichter!« Ja, leicht ist das richtige Wort.
Ein Ritual darf sich federleicht anfühlen.
Oftmals ist ein Ritual da, bevor wir es bemerken. Denken Sie nur an Ihren Frühstückskaffee. Oder den Tee, den Sie sich morgens mit Bedacht aufgießen. Gerade am Beginn des Tages lieben wir unsere Rituale. Für viele Menschen sind sie nicht wegzudenken, da mag die Uhr sie noch so sehr zum Aufbrechen zwingen. Bei mir ist es die morgendliche Yogasession. Ein Glas heißes Wasser, das ich jeden Morgen trinke. Und dann der erste Espresso des Tages. Es muss viel passieren in der Welt, damit ich mir diese Rituale nicht gönne. Damit kommen wir zum Punkt: Für mich persönlich ist ein Ritual eine sich wiederholende Handlung mit einer emotionalen Bedeutung, die meinem Leben Struktur verleiht.
Natürlich kann das ein religiöser Brauch sein, und wir werden noch über einige sprechen. Doch das Ritual kann eben auch der Frühstückskaffee sein – sofern wir ein Gefühl mit ihm verbinden. Schlucken wir ihn emotionslos runter, ist es kein Ritual, sondern Routine. Der Unterschied liegt darin, ob wir etwas dabei empfinden – und was wir dabei empfinden.
Damit schließt sich der Kreis, warum die meisten Vorsätze fürs neue Jahr nicht funktionieren wollen. Weil beim Fassen des Vorsatzes kein Gefühl damit verknüpft wurde. Wenn ich mich am 1. Januar hinsetze, um Ziele festzulegen, sorge ich dafür, dass ich meinen Gefühlen freien Lauf lasse. Der Ausdruck »in sich hineinfühlen« klingt mitunter bemüht, doch er trifft den Nagel auf den Kopf.
Angenommen, ein Mensch möchte sich im neuen Jahr von Zigaretten verabschieden. In sich hineinzufühlen bedeutet, sich der Frage zu stellen: Wie fühle ich mich, wenn ich Zigaretten rauche? Okay, nicht so gut, sonst gäbe es keine Motivation, damit aufzuhören. Das ist der Status quo, nun kommt die Zukunft: Wie fühle ich mich, wenn ich ein Jahr lang nicht mehr geraucht habe? Sich diesem Gefühl hinzugeben manifestiert und festigt das Vorhaben.
Daher liegt es auf der Hand, sich nicht allzu viel auf einmal vorzunehmen. Manche Ratgeber sprechen davon, nur einen Vorsatz zu fassen. Ich gönne mir mehrere – allerdings auch, weil ich dieses Ritual seit vielen Jahren durchführe und daher weiß, dass ich in der Lage bin, die Gefühle für alle meine Vorsätze zuzulassen.