Читать книгу Hexenzauber, Göttinnen und weiße Magie - Ursula Karven - Страница 14
Von wohltuenden Energien
ОглавлениеIn seiner Rede an den damaligen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Franklin Pierce, im Jahr 1855 antwortete Häuptling Seattle auf die Forderung, Land zu verkaufen: »Lehrt eure Kinder, was wir unsere Kinder lehren: Die Erde ist unsere Mutter. Wenn Menschen auf die Erde spucken, bespucken sie sich selbst. Denn das wissen wir, die Erde gehört nicht den Menschen, der Mensch gehört zur Erde.« Aus diesem Grund war den Indianern auch der Gedanke völlig fremd, dass man die Erde verkaufen könnte. Wie sollte das denn gehen?
»Wenn wir nicht die Frische der Luft und das Glitzern des Wassers besitzen – wir könnt ihr sie von uns kaufen?«, fragte Chief Seattle folgerichtig. »Vielleicht könnten wir es verstehen, wenn wir wüssten, wovon der weiße Mann träumt«, fuhr er fort, »welche Hoffnungen er seinen Kindern an langen Winterabenden schildert.«
Diese Worte wirken auf mich im Januar besonders, wenn die Winterabende bereits am Nachmittag beginnen und bis zum nächsten Vormittag dauern. Deshalb nehme ich mir gerade im Januar die Zeit, in mich hineinzuhorchen: Was sind meine Träume? Die haben oft nichts mit den kurz- und langfristigen Zielen zu tun, sondern spielen sich auf einer anderen Ebene ab. So träume ich im Januar von Winden. Von warmen, weichen Winden, die meine Seele streicheln.
» Der Indianer mag das sanfte Geräusch des Windes, der über eine Teichfläche streicht, und den Geruch des Windes, gereinigt vom Mittagsregen. «
HÄUPTLING SEATTLE VOM STAMM DER DUWAMISH
Wann haben wir diesen Geruch zum letzten Mal genossen? Lange ist es her, und nicht nur, weil es Winter ist. Sondern weil wir die kostbare Luft oft nicht wahrnehmen. »Der weiße Mann scheint die Luft, die er atmet, nicht zu bemerken«, meinte der Chief – und hat er nicht recht? Können wir es noch fühlen, dass der Wind uns den ersten Atem gibt und unseren letzten empfängt?
Ich habe zu Winden eine sehr ambivalente Beziehung. Den eiskalten Ostwind, der Berlin im Januar zu einem unwirtlichen Ort machen kann, empfinde ich mitunter wie einen Gegner – und doch trägt auch er eine Botschaft in sich. Wie alle Botschaften der Winde können wir diese nur verstehen, wenn wir den Wind selbst wahrnehmen. Daher ist das Windritual für uns sehr wichtig.