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ZIEMLICH BESTE HASEN

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Das bin ich mit meinen Hasen im Hasenstall. Die Hasen liebte ich, und ich habe mir eingeredet, sie liebten mich. Es gab nur ein Problem, ein immer wiederkehrendes: Wenn der Karl R. kam.

Und er kam. Immer wieder.

Wenn der Karl R. kam, musste einer von den Hasen sterben. Wobei mir die Zusammenhänge nicht ganz klar waren. Ich dachte, es müsse eine Art Bestimmung oder eine höhere Macht im Spiel sein. Denn jedes Mal, wenn der Karl R. kam, ging ein Hase. Gestorben an Altersschwäche oder Herzinfarkt oder weswegen auch immer der Hasengott meinte, eines meiner geliebten Tiere zu sich nehmen zu müssen. Mir als Kind erschlossen sich die genauen Zusammenhänge nicht. Weder, warum der Karl R. einen plötzlichen Hasentod ankündigte, noch, warum es am nächsten Tag immer komische Hendln zum Mittagessen gab.

Das Hasenschlachten gehörte bei uns dazu, aber das Tier umzubringen schaffte keiner, weder mein Vater noch sonst irgendwer. Es musste schon der Karl R. her, der Hasenhenker sozusagen in der Siedlung. Kurz und schmerzlos soll es gegangen sein, ich nehme an, er schlug ihnen den Schädel ab, ich war nie dabei.

Meine Eltern glaubten, sie könnten mir einreden, das auf dem Teller sei ein Hendl. Ich ging ihnen nicht auf den Leim, ich hab’s ihnen nicht gefressen. Ich wusste, irgendwas ist da faul. Meine Fantasie war stark, aber ganz blöd war ich auch nicht. Beim Hasenessen hörte sich der Spaß auf.

Bis heute mag ich kein Hasenfleisch, aber nicht so sehr aus Gründen der Pietät, sondern weil es mir einfach nicht schmeckt. Ich liebe Wild, freue mich über Reh, Hirsch und Wildschwein, aber Hasenbraten lasse ich dankend stehen. Wahrscheinlich hängt mir die Geschichte mit dem Karl R. doch noch nach.

Es gab auch einen therapeutischen Grund für unseren Hasenbesitz. Meine Eltern versuchten mich von meinem Katzentrauma zu heilen. Dass sie stattdessen das Karl-R.-Trauma verursachten, hatten sie wahrscheinlich nicht bedacht.

Das mit der Katze jedenfalls war wirklich schlimm und kam so: Unsere Katze hatte Junge bekommen, und eines dieser Babys fiel in die randvoll mit Regenwasser gefüllte Wasserwanne. Ich kam vom Spielen in der Au zurück und sah zu meinem Entsetzen das Katzenkind, das ich weiß nicht wie lange schon in der Wanne gestrampelt haben musste. Es lebte, war aber völlig erschöpft und gab nur ein schreckliches, schwaches Fiepsen von sich. Ich fing an zu schreien und zu weinen, wollte das Kätzchen herausziehen und retten, aber es hatte schon länger nicht mehr geregnet, also war zu wenig Wasser in der Wanne, sodass ich noch zu kleines Kind das Katzenkind mit meinen Armen nicht erreichte. Ich rief meine Mama: »Komm schnell, Mama! Das Katzerl, das Katzerl! Es stirbt!«

Wir liefen gemeinsam zur Wanne. Die Mama fischte es heraus, aber es war zu spät. Das Katzenkind war ertrunken, tot, vor Erschöpfung gestorben.

Ich konnte es nicht retten, dafür hatte ich am nächsten Tag eine Katzenallergie, was zur Folge hatte, dass wir alle anderen Katzen auch weggeben mussten. Da kam aber nicht der Karl R. Hoffe ich zumindest.

Warum ich nicht mehr fliegen kann und wie ich gegen Zwerge kämpfte

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