Читать книгу Bergmütter, Quellfrauen, Spinnerinnen - Ursula Walser-Biffiger - Страница 24

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Die Ahnfrau zeigte sich ihrem Volk in verschiedener Gestalt. Mal tritt sie als junge Frau auf, mal als füllige Matrone, dann auch als dunkle Alte. Sie spielt gern mit ihrer Form, und kaum glaubt man, ihre Gestalt erkannt zu haben, hat sie sich erneut verwandelt. Als Nebelfetzen zeigt sie sich, als Felsbrocken, als Busch, Baum oder auch als Tier: Schlange, Kuh oder weisse Gämse. Letztere weist auf ihre Doppelfunktion als Herrin der Tiere hin: Sie mahnt die Menschen, die Tiere zu schützen, doch wenn Not herrscht, gibt sie sich selbst in ihrer Tiergestalt als Nahrung hin, damit das Leben weitergehen kann.

In den Walliser Sagensammlungen wird die weisse Gämse nur noch als büssende Arme Seele verstanden. In den Walsersagen hingegen ist die wohl ältere Bedeutung der Gämse als nährenden Ahnfrau noch erhalten.

Als Walser gelten die Nachfahren jener deutschsprachigen Menschen, die im 12. und 13. Jahrhundert aus dem Wallis zunächst in benachbarte Gebiete und dann in den ganzen Alpenbogen von Tirol bis Savoyen ausgewandert sind. Ihnen wird die Besiedlung von 150 Ortschaften zugeschrieben.14 In die neue Heimat nahmen die Ausgewanderten nicht nur ihr Wissen um die Techniken der Alp- und Viehwirtschaft mit, sondern ebenfalls ihr Brauchtum, ihre Sprache und auch Sagen und Geschichten wie die der weissen Gämse oder der Alpmuetter (siehe S. 226).

Eine weitere Sage zur Ahnfrau als Herrin der Tiere:

Die Gämsmutter beim Langgletscher, Seite 41

Bergmütter, Quellfrauen, Spinnerinnen

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