Читать книгу Tabu Liebe verlässt dich nie - Ute Dombrowski - Страница 9
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ОглавлениеDr. Carsten Froehdes erreichte Maries Villa am späten Montagnachmittag. Er bezog ein Zimmer mit Blick auf das Meer, aber er hatte keine Freude daran. Daniel war ihm wie ein Sohn gewesen und Thea und Richard waren seine Freunde. Dass sie und Karim nun tot waren und er sie nie wiedersehen würde, machte dem sonst so kühlen, gefassten Anwalt schwer zu schaffen. Vier Menschen aus seinem nahen Umfeld waren durch dieses Unglück ausgelöscht worden.
Marie hatte ihn nicht abholen können, sie war ihm vollkommen kraftlos entgegengekommen und hatte ihn willkommen geheißen. Er hatte das Taxi bezahlt und war ihr ins Haus gefolgt.
Der Anwalt wollte so schnell wie möglich die Arbeit beginnen, nur so würde er den Schmerz in den Hintergrund drängen können, der sich überall breit machte. Also hatte er schon direkt nach Maries Anruf eine Liste erstellt, was zu tun war. Er hatte sich erkundigt, wie es in Frankreich mit der Beerdigung lief. Aber was wollte man beerdigen? Es war nichts da zum Beerdigen. Man konnte die Asche, die in den Bergen verstreut war, nicht mal jemandem zuordnen. Seine Überlegungen waren drastisch, aber sie halfen gegen den Kummer.
Nun saß er bei Marie im Wohnzimmer und erklärte ihr alles Wichtige: Es gab die Möglichkeit einer Trauerfeier. Diese konnte am Ort des Absturzes stattfinden, aber das würde, wie Marie sagte, Katja nicht überstehen.
Marie fragte: „Können wir mit dem Schiff hinaus aufs Meer fahren und die Trauerfeier dort machen? Das hätte allen gefallen. Können wir das überhaupt für alle gemeinsam machen? Gott sei Dank ist … war Karim französischer Staatsbürger. Nicht auszudenken, wenn ich mich um das alles auch noch in Ägypten bemühen müsste.“
„Ihr könnt die Trauerfeier für alle vier machen. Gerne auf einem Schiff, wenn ihr jemanden kennt, aber man kann in einem Bestattungsinstitut eins für diesen Zweck mieten. Wir können auch symbolisch die Asche dem Meer übergeben. Man kann dabei sein, man nennt es eine Bestattung mit Begleitung, aber wenn Katja es nicht schafft, geht das auch als stille Bestattung, ohne dass jemand dabei ist. Dann bekommt man nur eine Urkunde.“
Marie sagte entsetzt: „Sie muss mit dabei sein. Wenn ich mir vorstelle, sie würde nicht Abschied nehmen … nein, wir werden dabei sein.“
Marie weinte bittere Tränen. Katja war allein. Ganz allein. Sie hatte keine Eltern mehr. Ihr Mann war tot und seine Eltern, die auch für sie wie Eltern waren, lebten nun auch nicht mehr und Karim war ein Freund und Bruder für sie gewesen. Wenn sie und Daniel doch wenigstens ein Kind zusammen gehabt hätten! Marie fürchtete sich vor dem Tag, an dem die Betäubung nachlassen und Katja die volle Tragweite des Geschehens begreifen würde, und sie hoffte, dass dann jemand da war, der sie auffing.
Daniel, Thea und Richard waren zwar in Frankreich gemeldet, aber sie waren deutsche Staatsbürger geblieben, so wie Marie. Sie hatte nie die Absicht gehabt, nach Deutschland zurückzukehren. Dafür lebte sie zu gerne hier, auch wenn dieses Leben sich nun grundlegend ändern würde.
Carsten Froehdes sprach weiter: „Ich werde mich mit den Behörden wegen des Totenscheins in Verbindung setzen. Dann müssen wir die Sterbeurkunden beantragen. Für Karim hier, für die anderen in Deutschland, wo sie zuletzt gemeldet waren. Mit der Sterbeurkunde müssen wir für die drei die Erbscheine in Berlin Schöneberg beim Nachlassgericht beantragen. Das ist zuständig für Personen, die im Ausland gelebt haben. Ich brauche dann noch das Familienstammbuch und die Heiratsurkunde. Gibt es ein Testament von irgendjemandem?“
Marie weinte wieder. Nun würde sie Karim beerben, der für sie wie ihr eigenes Kind war. Sie wusste nur, dass Thea und Richard ein Testament zugunsten von Daniel gemacht hatten. Er war ein Einzelkind und so würde das Erbe wohl zum größten Teil an Katja gehen und ein Teil an sie als Schwester von Richard. Karim und Daniel hatten kein Testament. Sie hatten ja auch noch lange nicht ins Auge gefasst zu sterben.
Der Anwalt wartete, bis sich Marie wieder beruhigt hatte. Das Unglück war erst zwei Tage her. Es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Am liebsten hätte Carsten Froehdes mit ihr geweint, aber das war sicher gerade nicht hilfreich. Marie und Katja erwarteten von ihm, dass er einen kühlen Kopf bewahren würde und das wollte er tun.
Er versprach, sich mit dem Nachlassgericht in Berlin in Verbindung zu setzen. Es mussten ja auch die Belange der Firma geordnet werden. Marie hatte den Hauptanteil behalten und im Vertrag war geregelt worden, dass beim Tod eines Anteilseigners die Anteile an den anderen übergingen. Somit war das geregelt, aber Marie bezweifelte, dass sie jemals wieder da arbeiten wollte, auch Katja war sicher nicht in der Lage, dort mit den Erinnerungen an Daniel und Karim einfach so weiterzumachen.
„Bitte kümmere dich um den Verkauf der Firma. Ich kann das nicht mehr … und Katja … nein, sie würde es nicht wollen“, sagte sie leise. „Morgen früh fahre ich ins Krankenhaus und hole Katja ab. Ich hoffe, sie übersteht die kommende Zeit. Bitte leite alles in die Wege für die Trauerfeier und die Seebestattung.“
Sie bot ihm noch ein kleines Abendessen an, das beide schweigend in der Küche einnahmen. Dann ging jeder in sein Zimmer.