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Worum es dem Gegenspieler vor allem geht

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Der Gegenspieler hat verschiedene Gesichter und Ausdrucksformen. Seine »Verwandten« heißen zum Beispiel der Wütende in mir, der Verantwortungslose, der Ankläger, der Arrogante, der Eitle, der Unwahrhaftige, der Heimatlose, der Angstmacher, der Lieblose, der Haltlose, der Maßlose, der Süchtige, der Ausweichler, der Wahrnehmungsstörer. Oder auch: Der (scheinbar) Vornehme, der Mitleidheischende, der Spötter, der Zyniker, der Brutale, der Schmeichler, der Stratege. Kurzum: Der Gegenspieler ist der oft verkannte und deshalb nicht erkannte, nicht wahrgenommene, nicht begriffene Lebensverneiner in uns, der das Gute im Menschen und im Leben überhaupt stört oder gar zerstören will, der das Gegenteil des Lebensbejahers ist, der das Leben will (!).

Das, worauf der Gegenspieler vor allem abzielt, ist das Entwerten des Menschen, das Infragestellen seiner Würde, die Missachtung seiner Selbstachtung, die Infragestellung seiner Kräfte. Und da aus Selbstsicht Weltsicht wird, fehlt vielen Menschen auch die Wertschätzung für die Welt, in der sie leben.

Was aber bedeutet das, wenn sich ein Mensch nicht wert genug fühlt, was bedeutet das konkret? Ein solcher Mensch hat nicht genug Freude an sich selbst und nicht genug Freude am Leben. Und wenn mich nicht alles täuscht, liegt hier das Kernproblem des Menschen überhaupt.

Die Folge: Er hat Mangel an Gefühl, im Leben sein zu dürfen.

Die Folge: Er ist zu viel mit den eigenen Mängeln beschäftigt.

Die Folge: Er ist zu abhängig vom Urteil anderer.

Die Folge: Er ist nicht frei genug, über seinen eigenen Horizont hinaus über das Leben nachzudenken, geschweige denn, sich auf unbekanntes, frisches Leben einzulassen.

Die Folge: Er fragt nicht genug danach, was ihm Grund und Halt geben könnte, und entwickelt deshalb keine Beziehung zum tragenden Grund des Lebens, zum Göttlichen, zu Gott.

Die Folge: Er fühlt nicht genügend Geborgenheit im Leben.

Die Folge: Er entwickelt mehr als zuträglich Angst und daher mehr als zuträglich Aggressivität (auch wenn sie ihm nicht bewusst ist).

Die Folge: Hat aber ein Mensch zu viel Angst und Aggressivität in sich, hat er zugleich zu viel Selbstablehnung in sich, weil diese Gefühlskräfte unteilbar sind, also sich sowohl nach innen als auch nach außen auswirken.

Die Folge: Weil niemand auf Dauer sich selbst ablehnend ertragen kann, richtet er (unbewusst) einen Teil seiner aggressiven Kraft gegen die eigene Seele und den eigenen Körper beziehungsweise gegen andere Menschen, gegen die Welt, gegen das Leben.

Die Folge: Wer die Gemeinschaft mit anderen und dem Leben überhaupt stört, verliert die Zuwendung durch anderes Leben, sodass sich das Gefühl, nicht wert zu sein, verstärkt.

Die Folge: Je stärker dieses Gefühl wird, desto weniger findet der Mensch Lösungen in sich selbst.

Die Folge: Er sucht Ersatz für seinen Mangel an gutem Selbstwertgefühl nicht mehr im Innern, sondern im Außen.

Die Folge: Je mehr er sich nach außen orientiert, desto mehr entfernt er sich von seiner inneren Welt.

Die Folge: Je geringer die Beziehung zur inneren Welt ist, desto geringer ist die Beziehung zu den spezifisch menschlichen Werten, die Sinn begründen.

Die Folge: Je mehr der Zugang zu diesen Werten verloren geht, desto weniger kann ein Mensch sein Leben sinnvoll gestalten.

Die Folge: Je weniger er sein Leben selbst gestalten kann, desto mehr verliert er Hoffnung, Zuversicht und den Mut zum Sein.

Die Folge: Je mehr er den Mut zum Sein verliert, desto mehr verliert er die Begeisterung fürs Leben.

Die Folge: Nimmt die Begeisterung fürs Leben ab, nimmt auch die Kraft des Geistes ab, in dem die spezifisch menschlichen Werte gründen.

Die Folge: Die Problemorientierung nimmt weiter zu, die Wertorientierung nimmt ab. Die Freude am Leben geht immer mehr verloren.

Der innere Gegenspieler

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