Читать книгу Giftiges Blut - Uwe Trostmann - Страница 14
ОглавлениеDie Leiche im Kofferraum
Sein Handy klingelte. Brennan schaute kurz auf die für ihn unbekannte Nummer des Anrufers und meldete sich:
„Steve Brennan. “
„Chief Inspector Brennan?”
“Ja.”
„Guten Tag, Chief Inspector. Mein Name ist Nick Fowler. Ich bin Inspector hier in Canterbury. Wir haben vor einiger Zeit ihre Anfrage samt Foto mit Einkerbungen auf der Stirn des Opfers bekommen und fanden vor allem den Hinweis auf das Stirnzeichen interessant. Nun haben wir vor zwei Tagen eine Tote in einem Kofferraum gefunden, die möglicherweise das gleiche Zeichen auf der Stirn aufweist. Hatten Sie irgendeine Information dazu an die Presse weitergegeben?“
„Nein, haben wir noch nicht. Denken Sie an einen Trittbrettfahrer?“
„Also hier handelt es sich um eine junge Frau von 22 Jahren. Ihr Name ist Erin Glenn. Sie hatte noch ihre persönlichen Sachen bei sich. Sie ist vergiftet worden. Mit Bilsenkraut. Das haben wir schon herausgefunden. Sonst keine Gewaltanwendung.“ Inspector Fowler berichtete weitere Fakten: Der Wagen war abgestellt worden, warum auf diesem Parkplatz, war bislang nicht klar. Der Ford war eine Woche zuvor bei Hertz von einem Mike Adams aus Gloucester gemietet worden. Die Identität war aber gefälscht. Die beiden Inspectoren machten aus, dass sie sich nach einer vollständigen Analyse in Canterbury treffen wollten.
„Roberta, ich habe soeben von einem interessanten Fall aus Canterbury gehört.“ Brennan berichtete von seinem Telefonat mit Inspector Fowler. „Auf den ersten Blick gibt es für die beiden Funde wohl keine Gemeinsamkeiten. Falls allerdings die Geschichte mit dem Zeichen auf der Stirn stimmt, haben wir es mit einem Mörder zu tun, der schon vor etwa 30 Jahren jemanden umgebracht hat. Wir fahren in den nächsten Tagen nach Canterbury.“ Foster hatte bis dahin geglaubt, dass es sich um einen einfachen Fall handeln könnte, den Brennan ihr vielleicht abgeben würde. Doch jetzt sah sie ihre Felle davonschwimmen. Der Chief Inspector würde diesen Fall selber lösen wollen.
Die Fahrt nach Canterbury über die Autobahnen verlief weniger schön. Immer wieder standen sie im Stau oder mussten an Baustellen besonders langsam fahren. Brennan war ein in sich gekehrter Mann, er fuhr bedächtig. Ungeduldig fragte Foster mehrmals, ob sie fahren solle. Ein-, zwei Mal versuchte sie, ihn aus der Reserve zu locken, erzählte von sich und versuchte, ihren Chef zum Erzählen zu bewegen. Doch sie bekam kaum etwas aus ihm heraus.
„Sind Sie verheiratet?“, fragte sie beispielsweise.
„Zum Glück schon lange vorbei“, war seine Antwort. Und dabei blieb es. Sie zog es vor, keine weiteren Fragen zu stellen.
„Wir sind die Inspectoren aus Birmingham“, stellte Brennan sich und seine Mitarbeiterin am Eingang vor. „Wir haben eine Verabredung mit dem Kollegen Fowler.“
„Ah, da sind Sie ja schon.“ Ein drahtiger großer Mann von 45 Jahren mit Jeans und gelbem Pullover kam ihnen ein paar Minuten später entgegen und stellte sich als Nick Fowler vor.
„Schon ist gut. Diese Autobahnen machen einen wirklich krank.“
„Da haben Sie recht. Aber vielleicht habe ich ein paar interessante Sachen für Sie.“
Die drei Inspectoren stiegen die Treppe zu Fowlers Büro hinauf und durften sich erst einmal setzen.
„Eine Tasse Kaffee? Dann können wir bald anfangen.“
Brennans Hinweise waren schon per Telefon besprochen worden, und nun konzentrierte sich die Gruppe auf das geritzte Zeichen in der Stirn.
„Offenbar handelte es sich tatsächlich um dasselbe Zeichen: ein Haus und ein Stab an der Seite“, sagte Foster.
„Eine Kirche ist es nicht“, meinte Fowler. „Ein Bischofsstab scheidet deshalb aus.“
„Wenn ein Mörder sich so viel Arbeit mit dem Einritzen macht, dann muss es einen tieferen Sinn dafür geben.“ Brennan sah sich das Zeichen auf den Fotografien genauer an.
„Es könnte fast ein stilisiertes Wappen sein“, meinte Foster. „Ein bisschen viel Fantasie“, knurrte Brennan. Sie ließ sich davon nicht abschrecken. Fowler resümierte:
„Lassen Sie uns zusammenfassen: Wir haben zwei weibliche Tote. Beide waren Anfang bis Mitte zwanzig. Erin Glenn war Sachbearbeiterin bei der Stadt Canterbury. Erste Recherchen ergaben nichts Auffälliges, außer dass sie im Internet sehr aktiv war. Sie führte ein ganz normales Leben. Sie wurde mit dem Gift des Bilsenkrautes getötet. Sonst keine weiteren Anzeichen.“
„Was meinen Sie mit im Internet sehr aktiv?“, hakte Brennan nach.
„Sie hatte viele Facebook-Freunde und veröffentlichte auch mal ein Video bei YouTube über das, was sie machte oder plante.“
„So etwas Bescheuertes würde mir nie in den Sinn kommen“, entrüstete sich Brennan.
„Wir haben heute andere Zeiten“, rutschte es Foster heraus. Brennan schaute sie böse an.
„Ob die besser sind, bezweifle ich. Aber irgendwie passt das schon zusammen“, murmelte er.
„Was meinen Sie?“, warf Fowler ein. „Wer würde denn heutzutage mit so einem Gift töten? Und außerdem den Frauen ein Zeichen in die Stirn ritzen?“
„Wir wissen nicht, ob die Tote aus dem Wald auch vergiftet wurde“, entgegnete Brennan.
„Das hört sich für mich nach Ritual-Mord an oder nach einer alten Rache-Geschichte.“ Fowler legte seine Stirn in Falten.
„Das Zweite gefällt mir“, meinte Foster.
„Egal, was es ist, es könnte ein Serienmörder dahinterstecken“, schloss Brennan. „Jetzt müssen wir herausfinden, was die beiden Frauen an Gemeinsamkeiten haben.“
„Hatten Sie hier in Canterbury schon einmal so einen Fall?“ Foster war aufgestanden und schaute die beiden Männer fragend an.
„Eigentlich nicht. Nein, noch nie“, verbesserte sich Fowler. „Zumindest kann ich mich nicht erinnern. Auch an keinen Fall aus der Historie.“
„Nehmen Sie sich doch einmal historische Fälle vor, Roberta. Im Internet lässt sich vielleicht etwas finden.“ Zufrieden über seinen Gedanken begann Brennan seine Sachen in die Aktentasche zu packen, während Foster immer noch perplex dastand und nicht wusste, ob sie sich mehr über die Idee oder die zusätzliche Arbeit wundern sollte.
Auf der Rückfahrt nach Birmingham suchte Brennan noch einmal in seinen Erinnerungen nach Ähnlichkeiten aus der Kriminalgeschichte. Momentan fiel ihm nichts Weiteres dazu ein.
„Roberta, forschen Sie im Umkreis von Canterbury nach Anhaltspunkten für unsere Tote. Wo kam sie her. Was machte die junge Frau. Gibt es sonst noch irgendwelche Auffälligkeiten. Sprechen Sie mit Kincaid.“
Sie sah aus dem fahrenden Auto und dachte an den Abend. Sie und ihr Mann wollten sich endlich wieder einmal einen gemütlichen Abend machen. Denn in der Regel war entweder sie unterwegs oder er kam spät von Meetings nach Hause. Vor Mitternacht würde sie auch heute wieder nicht im Bett sein.
„Morgen würde ich dann gerne um siebzehn Uhr nach Hause gehen“, sagte sie zu Brennan.
„Meinetwegen. Ich bleibe im Büro. Bei mir zu Hause läuft eh nichts.“