Читать книгу Hüte dich vor den wilden Tieren - Valérian Vandyke - Страница 7

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Ich drückte auf die Klingel und wartete auf eine Reaktion. Erst nach einem zweiten Versuch hörte ich, dass ein paar Stockwerke über mir ein Fenster geöffnet wurde. Ich trat zwei Schritte zurück und blickte nach oben. Ein Gaubenfenster war geöffnet und eine junge Frau schaute mir entgegen. »Ja, bitte?« »Ich bin mit Patrick verabredet, bin ich hier richtig?«, schickte ich meine Anfrage nach oben. »Du musst Gerald sein«, rief sie nach unten. »Patrick ist im Pool. Warte, ich werf’ dir den Schlüssel ’runter. Die Haustür ist abgeschlossen. Es ist der mit dem blauen Bändchen.«

Ehe ich mich versah, raste mir schon wieder etwas aus dem obersten Stockwerk entgegen. Ich sprang gerade noch rechtzeitig zur Seite, um einen weiteren Unfall mit möglicherweise tödlichem Ausgang zu verhindern. Der Schlüssel war jedoch in einem weichen Säckchen verpackt und landete wohlbehalten vor meinen Füßen. Das Fenster wurde geschlossen und ich machte mich auf den Weg nach oben. Das Treppenhaus war typisch für ein Mietshaus aus der Gründerzeit. Eine Holztreppe mit stark ausgetretenen Stufen wand sich unter meinen Schritten ächzend hinauf in die Dunkelheit. Ein breiter Absatz, jeweils auf der Höhe eines halben Stockwerks, gab durch ein großzügiges Fenster mit weiß gestrichenem Fensterkreuz den Blick frei auf einen beängstigend engen Hinterhof. Große Namensschilder und die abgelegten Schuhe zeugten von den Bewohnern hinter den Wohnungstüren. Die Wohnung unter dem Dach hatte jedoch keine Tür und die Treppe mündete geradewegs in einen großen Flur, der mit allerlei Gerümpel und einem großen Sofa ausgestattet war. Aus dem Halbdunkel in der Ecke erhob sich eine Gestalt aus einem wuchtigen Sessel und entpuppte sich als die gleiche junge Frau, die mir den Schlüssel herunter geworfen hatte. »Hallo Gerald. Ich bin Daria. Patrick hat mir erzählt, dass du kommen würdest. Er ist noch im Pool beschäftigt, wird aber sicher gleich fertig sein und dann wird er Zeit für dich haben. Setz dich doch so lange zu mir in die Küche. Ich habe mir gerade einen Tee gekocht. Möchtest du auch eine Tasse?« Ich folgte ihr in die Küche und setzte mich zu ihr an den Tisch. Den Tee lehnte ich jedoch dankend ab, da ich gerade eben den Vanilletee im Buchladen getrunken hatte. »Wie kommt es, dass ihr hier im fünften Stock einen Pool habt? Hält die Decke das Gewicht denn aus?« Daria sah mich einen Moment lang erstaunt an, fing dann aber an zu lachen und sagte: »Ach Mann, du hast geglaubt ich würde von einem Swimmingpool reden. Coole Idee. Nein, er ist in seinem VR-Tank und testet gerade eine neue Simulation. Wir sagen aber einfach Pool dazu. Ich dachte du wüsstest das.«

»Und was ist jetzt ein VR-Tank?«, fragte ich weiter.

»VR steht für Virtuelle Realität und in einem VR-Tank lässt sich die Außenwelt mit all ihren Geräuschen besser abschirmen«, kam es nun von der Küchentür her mit einer sonoren Stimme, die ich sofort wieder erkannte. »Patrick!«, rief ich und drehte mich auf dem Stuhl sitzend um.

»Schön, dass du gekommen bist«, erwiderte er. »Aber was ist denn mit dir passiert? Du bist ja vollkommen zerzaust.« Dann blickte er etwas deutlicher auf meinen Mantel. »Was ist denn das für ein Loch? Warst du in eine Messerstecherei verwickelt?«

»Nein, ich bin gerade erschossen worden. Aber ich muss das erst mal verarbeiten; wir sollten später darüber reden.«

»Na, gut«, meinte Patrick. »Dann leg mal deinen Mantel ab und komm mit in mein Labor. Du wolltest ja etwas über meine Arbeit erfahren und ich denke, dass ich dir einige sehr interessante Dinge zeigen kann - ach so, das ist übrigens Daria, meine Mitarbeiterin« fügte er noch beiläufig hinzu.

»Wir haben uns bereits bekannt gemacht«, sagte ich und schaute zu ihr hinüber. Sie beschenkte mich mit einem breiten Lächeln und sagte: »Wenn Patrick seine neuen Programme austestet, muss immer jemand dabei sein. Falls er mal Hilfe braucht.« Ich gab ihr meinen Mantel und folgte Patrick über den offenen Flur in einen Nebenraum.

*

Sein Labor war eine erstaunliche Mischung aus Werkstatt, Büro und Lager für Elektronikschrott aller Art, der sich teilweise bis in die hintersten Winkel der Dachschräge stapelte. In einer Ecke des Raums stand ein alter, massiver Holzschreibtisch, umrahmt von Bücherregalen, die teilweise mit Büchern, aber hauptsächlich mit elektronischen Bauteilen und einigen merkwürdigen Gebilden und Konstruktionen gefüllt waren. Das Gaubenfenster war mit einer undurchsichtigen Folie beklebt, so dass das Labor nur in den Genuss von Tageslicht kommen konnte, wenn man das Fenster öffnete. Ein schmaler Pfad führte durch das Gewirr aus Kabeln und Computern zu der Schreibtischecke, die soweit frei geräumt war, dass man nicht auf irgendwelchen Gegenständen herumtrat. Ein zweiter Pfad führte zu einer verschlossenen Tür, die offenbar in einen weiteren Nebenraum mündete. Patrick setzte sich hinter den Schreibtisch und bot mir einen Besucherstuhl gegenüber an. »Du schreibst an einem Buch?«, fragte er nun. »Um was geht es darin nochmal? Und wie kann ich dir helfen?«

»Es ist ein Roman. Es ist das erste Mal, dass ich eine längere Geschichte konstruiere. Bisher habe ich nur Kurzgeschichten geschrieben und in Zeitungen veröffentlicht. Ich möchte eine Geschichte über jemanden schreiben, der sich mit der menschlichen Wahrnehmung beschäftigt. Ich dachte, dass gerade deine Arbeit einen interessanten Aspekt liefern kann. Die Computer-Simulation täuscht ja in gewisser Weise die Wahrnehmung und man kann sich mit ein wenig Fantasie vorstellen, dass man sich tatsächlich in der vorgespielten Umgebung befindet.«

Patrick schmunzelte. »Mit ein wenig Fantasie? Ich glaube, dass du die Möglichkeiten heutiger Simulationen etwas unterschätzt. Versuche einmal zu beschreiben, was nach deiner Meinung real ist. Wie kannst du feststellen, was tatsächlich existiert und was nicht.«

Ich grübelte eine Weile und antwortete dann etwas unsicher: »Nun, ich denke man kann sich doch recht gut auf den Augenschein verlassen. Es ist der Reichtum an Details, der dir sagt, ob etwas echt ist oder nicht. Nehmen wir zum Beispiel dieses dicke Buch mit den gelben Lettern auf schwarzem Einband hinter dir im Regal. Das Bücherregal ist insgesamt zu detailreich, um eine Simulation zu sein. Schließlich hilft mir die dritte Dimension, um es von einer Fotografie zu unterscheiden. Ich kann die Perspektive wechseln und es wird sich entsprechend im Raum drehen.«

»O.K!«, meinte Patrick, »Ich werde dir ein anderes Beispiel geben.« Er zeigte mit einer einladenden Geste auf seinen Schreibtisch. Die Schreibfläche war eine Glasplatte, die den Blick auf die darunter befindliche Lade freigab. Sie war gefüllt mit allerlei Kabeln, Werkzeug und Bauteilen. Auf der Platte befanden sich drei Stifte, zwei Taschenbücher, ein zerknülltes Schokoladenpapier, eine goldene Münze, eine Taschenlampe und ein Telefon.

»Betrachte die Gegenstände auf der Glasplatte. Sind sie echt oder nicht?«

Ich schaute jetzt genauer hin. Offensichtlich waren alle Gegenstände real, kein Zweifel. Ich erhob mich etwas und bewegte den Kopf von rechts nach links. Alle Utensilien wechselten die Perspektive. Genau so, wie es sich für etwas Echtes auch gehört. »Alles echt«, sagte ich. »Was willst du mir beweisen?« Patrick schaute mich amüsiert an. »Dann machen wir jetzt den nächsten Schritt. Nimm die Münze und fühle, ob sie sich wie eine Münze anfühlt.« Ich griff wie selbstverständlich nach dem Geldstück. Aber mein Griff ging ins Leere. Verwundert bewegte ich die flache Hand über die Glasplatte. Die Münze verschwand. Wenn ich die Hand wieder zurückzog, tauchte sie wieder auf. »Ein einfacher Spiegeltrick«, sagte mein Gegenüber. »Unter der Glasplatte befindet sich ein Hohlspiegel, in dem die echte Münze genau an der richtigen Stelle liegt, um als Spiegelbild auf der Glasplatte zu erscheinen.« Ich beugte mich nun über die Platte und konnte tatsächlich den Spiegel erkennen, der auf der Oberseite nur eine kleine Öffnung hatte, über der die Münze zu schweben schien. «Ein Taschenspielertrick«, sagte ich empört. »Ja, aber er zeigt auf einfache Weise, wie leicht man sich täuschen lässt. Und noch ein Wort zu dem Detailreichtum eines echten Gegenstands. Man staunt manchmal, wie wenig Details das Gehirn benötigt, um zu erkennen, um was es sich handelt. Hast du eigentlich gewusst, dass ich einen Hund habe? Schau mal in die Ecke hinter der Tür. Dort liegt er. Eigentlich ist es eine Hündin, sie heißt Cora. Sie ist ganz lieb und benimmt sich meistens sehr unauffällig. Deshalb hast du sie wohl bisher auch nicht bemerkt.«

Ich schaute verwundert in die Ecke. Natürlich habe ich keinen Hund in diesem Zimmer vermutet, geschweige denn etwas davon bemerkt. Hätte ich das nicht riechen müssen? Aber im Vergleich zu einem Rüden riecht man eine Hündin kaum. Tatsächlich glaubte ich, jetzt doch einen ganz schwachen Hundegeruch wahrzunehmen. In der besagten Ecke war es sehr dunkel, so dass ich kaum mehr als ein paar Umrisse ausmachen konnte. Was ich erkennen konnte, ließ auf ein mittelgroßes Exemplar schließen. Vielleicht ein Collie oder ein Setter. Wahrscheinlich irgendeine Promenadenmischung. Nachdem sich meine Augen etwas besser auf die Dunkelheit eingestellt hatten, konnte ich deutlich den Kopf des Tieres ausmachen, der in meine Richtung schaute. Die Ohren hingen herab. Nun konnte ich auch klar erkennen, wie sich der Brustkorb leicht hob und senkte. Die Schnauze schien kaum merklich zu zittern. »Komm, wir sagen Cora mal hallo. Sie wird sich sicher darüber freuen«, sagte Patrick. Ich erhob mich vom Stuhl und ging auf den Hund zu. Patrick drückte auf einen Schalter und in der Ecke hinter der Tür wurde es schlagartig hell. Ich war geschockt!

Was ich für einen Hund gehalten hatte, entpuppte sich als ein Computergehäuse, auf dem ein paar abgelegte Klamotten lagen. Mehr nicht. Keine Schnauze, keine Ohren, kein Zittern und kein Hundegeruch.

Überwältigt sank ich auf den Stuhl zurück und war zunächst sprachlos.

»Du siehst, wie leicht wir uns täuschen lassen. Unser optisches Wahrnehmungsvermögen schafft es, aus extrem wenigen Informationen einen Gegenstand zusammenzusetzen. Diese Fähigkeit war überlebenswichtig als unsere Vorfahren noch ohne künstliches Licht auskommen mussten und um rasch zu erkennen, ob sich etwa ein gefährliches Tier in der Dunkelheit verbarg. Besser, man sieht einen Wolf, den es nicht gibt als einen realen Wolf zu übersehen. Deshalb fürchten wir uns auch in der Dunkelheit, denn wir erkennen in jedem Gegenstand, der nicht klar zu sehen ist, eine Gefahr.«

»Ich habe sogar geglaubt den Hund riechen zu können«, platzte es aus mir heraus. »Es ist erstaunlich«, bemerkte Patrick, »wie unser Gehirn die fehlenden Teile, die wir nicht sehen können, zu einem Ganzen zusammensetzt. Deswegen sind wir auch in der Lage, aus wenigen Strichen eine ganze Figur zu erkennen, wie etwa in einer Karikatur. Manchmal ergänzen auch die anderen Sinne noch das Bild, wie in deinem Fall der Hundegeruch. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis meiner Vorstellung.«

Ich wurde unvermittelt an eine Episode aus meiner Kindheit erinnert. Wir verbrachten als zehnjährige Jungs die Ferien in einem Zeltlager. Eines Nachts machten wir eine Nachtwanderung durch den Wald. Zunächst war die Veranstaltung noch recht amüsant. Wir erschreckten uns gegenseitig in der Dunkelheit, machten Fratzen, indem wir uns die Taschenlampen in den Mund steckten und erzählten uns gegenseitig Schauergeschichten. Alles war noch harmlos, solange wir die Lampen hatten und als Gruppe zusammenblieben. Als wir jedoch an eine Lichtung kamen, wurde uns eine Aufgabe gestellt. Wir sollten, ohne die Lampe einzuschalten, einzeln einen der Betreuer finden, der sich etwa hundert Meter entfernt im Wald versteckt hatte und sich nur durch gelegentliche, imitierte Eulenrufe bemerkbar machte. Es war grauenhaft. Ich schätze es wäre besser gewesen, sich mit geschlossenen Augen vorsichtig den Weg zu bahnen. Stattdessen versuchte ich krampfhaft, etwas im Halbdunkel des Waldes zu erkennen. Durch die nahe Lichtung schien der Mond zwischen den Bäumen durch und erzeugte lange Schatten. Ich glaube, dass ich auf dem gesamten Weg über jede einzelne Wurzel gestolpert bin. Das Schlimmste jedoch war das unbestimmte Gefühl von lauernden Gefahren im Dickicht des Waldes. Die unvollständige Wahrnehmung spielte einem ständig einen Streich. Aus Steinen und Wurzeln wurden Hasen, Füchse oder Kobolde. Größere, herumliegende Äste verwandelten sich in lauernde Bestien und Monster. Wir waren total verängstigt, auch wenn wir danach damit prahlten, wie cool das alles gewesen wäre. Als wir am nächsten Tag den Weg noch einmal abgingen, konnten wir nichts entdecken, was auch nur halbwegs beängstigend gewesen wäre.

»Ich glaube, dass ich verstanden habe, was du mir damit beweisen wolltest«, erklärte ich nun. »Unser Abstraktionsvermögen ist dafür verantwortlich, dass wir unsere Sinne so leicht überlisten können.«

»Ganz recht. Und daher ist es auch möglich die Sinne soweit zu beeinflussen, dass wir einer Simulation vollständig erliegen. Und jetzt denke ich, sollte ich dir mein Spielzeug zeigen, damit du die Möglichkeiten erkennst, die in der Erzeugung virtueller Welten liegen.« Er öffnete die Tür zum Nebenraum und gab mir zu erkennen, dass ich folgen sollte

*

Der Raum unterschied sich vollständig von Patricks Labor. Der einzige größere Gegenstand war ein riesiger Kasten, der sich in der Höhe fast bis zur Decke erstreckte und in seiner Breite fast den gesamten Raum ausfüllte. Es führten unzählige Kabel und Schläuche hinein. In der noch freien Ecke befand sich ein Gestell mit jeder Menge Elektronik. Blinkende Lämpchen zeugten von einer hektischen Aktivität. Und auch von hier schwangen sich hunderte von Kabeln lianengleich zu dem Kasten in der Mitte des Raums.

»Hast du den Film ›Der Rasenmähermann‹ gesehen?«, fragte mich Patrick unvermittelt.

»Nein, nicht dass ich wüsste. Worum ging es denn in dem Streifen?«

»Es ging um virtuelle Realität. Genau wie in diesem Raum. Darf ich vorstellen? Der Pool!«

»Das ist also der geheimnisvolle Pool. Dein Spielzeug, wie ich vermute.« »Genau so ist es. In dem Film konnte man übrigens einen Anzug anlegen, mit dem die eigenen Bewegungen auf einen Rechner übertragen wurden und der erzeugte dann ein virtuelles Bild dessen, was man sehen sollte und übertrug es wiederum auf eine Brille, durch die man die künstliche Realität sehen konnte. Um Bewegungen in allen drei Raumdimensionen auszuführen, wurde man in ein Gestell gespannt, in dem man sich um alle drei Raumachsen drehen konnte.«

»Lass mich raten«, sagte ich. »Du wirst mich jetzt in so ein Gestell einspannen und durch bunte Strichlandschaften fliegen lassen.«

»Nein, nein. Das mit dem Gestell sah in dem Film zwar beeindruckend aus, aber eigentlich dient eine solche Apparatur mehr zur Desorientierung des Gleichgewichtssinns und wird in der Raumfahrt für das Astronautentraining verwendet. Ich habe keine Lust, mir von dir die Instrumente voll kotzen zu lassen. Es ist viel eindrucksvoller die Realität nachzubilden, in der es ein oben und unten gibt und in der du dich wie immer bewegen kannst. Der Pool ist eine vereinfachte Nachbildung des großen Simulators, den wir zurzeit für die Ausbildung von Kampfpiloten entwickeln. Bei dem großen Simulator wird die gesamte Kabine von einer Hydraulik auf und ab bewegt und erzeugt echte Kraftwirkungen auf den Körper. Im Pool gibt es nur einige wenige Elemente, die hydraulisch gesteuert werden, um Bewegungen vorzutäuschen.« Während er sprach, holte er eine Art Taucheranzug vom Haken und öffnete einen Reißverschluss. »Zieh dich bitte bis auf die Unterwäsche aus und leg den Cyberanzug an.« Ich gehorchte ohne Gegenfragen, denn neugierig geworden war ich schon. Der Anzug war aus einem schwarzen weichen und extrem flexiblen Stoff und schmiegte sich angenehm an meinen Körper an. Auf seiner Oberfläche befanden sich an unzähligen Stellen kleine Verdickungen, die aber nicht störend wirkten. »Was sind das für Knubbel hier?«, stellte ich meine Frage in den Raum.

»Das sind Sensoren. Sie zeichnen jede deiner Bewegungen auf und übertragen sie an den Rechner. Der merkt dann, was du gerade machst und kann darauf reagieren. Im großen Simulator arbeiten wir gerade an einem haptischen Anzug, der sogar in der Lage ist Kräfte auf den Träger auszuüben, um das Gefühl zu vermitteln, dass man Gegenstände richtig anfasst.«

Ich konnte mich nun frei bewegen, ohne dass ich irgendeine Einschränkung spürte. »Jetzt kommt die Cyberbrille. Anfangs wirst du sie spüren, obwohl sie sehr leicht ist. Aber nach einiger Zeit hast du dich daran gewöhnt und wirst sie gar nicht mehr bemerken. Um Rechenzeit zu sparen, wenden wir einen Trick an. Da das menschliche Auge nur in direkter Sicht geradeaus scharf sehen kann, muss nur dort das Bild in höchster Auflösung zu erkennen sein. An den Rändern kann eine stark reduzierte Auflösung verwendet werden.«

Ich setzte die Brille auf und fand mich zunächst in völliger Dunkelheit wieder. Patrick korrigierte die Position des Gestells und muss irgendetwas eingeschaltet haben, denn plötzlich konnte ich wieder sehen wie zuvor, nur etwas dunkler, wie durch eine Sonnenbrille. »Hast du das Visier hochgeklappt?«, fragte ich.

»Quatsch. Hast du ein Visier an der Brille gesehen? Ich habe sie nur eingeschaltet. Im Moment zeigt sie lediglich das Bild, das die Kameras auf dem Brillengestell aufnehmen. Schau mich an! Du bist um etwa zwei Zentimeter gewachsen, da sich deine Sichthöhe um diesen Betrag geändert hat.«

Tatsächlich hatte ich das Gefühl, dass Patrick etwas kleiner war als zuvor, aber er war ohnehin kein Riese, sodass ich die Veränderung nicht sofort bemerkt hatte. Er öffnete den Pool und ich schaute in einen kleinen schwarzen Raum, in dem sich nichts weiter befand als ein Tragegurt, der von der Decke hing. An den Wänden und am Boden befand sich jeweils eine Klappe, die jedoch zurzeit geschlossen war. Der Raum selbst war erheblich kleiner als der große Kasten und musste irgendwie darin aufgehängt worden sein. Patrick führte mich hinein und legte mir den Tragegurt an. »So. Ich denke, dass es keiner weiteren Erklärung mehr bedarf. Wir bleiben die ganze Zeit in akustischer Verbindung. Ich wünsche dir eine gute Reise.« Er schloss die große Tür und wieder wurde es vollständig dunkel um mich herum.

Hüte dich vor den wilden Tieren

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