Читать книгу tali dignus amico - Vicente Flores Militello - Страница 7
Vorwort
ОглавлениеDie vorliegende Arbeit analysiert die literarische Darstellung einer Problematik, die in der satirischen Dichtung vor allem der Kaiserzeit im spannungsreichen Verhältnis zwischen patroni und clientes ihren Ausdruck fand. Bei Horaz, Martial und Juvenal wird die clientela-Thematik eingesetzt, um einerseits ethische und soziale Probleme solcher Abhängigkeitsverhältnisse zu beleuchten und andererseits das Verhältnis des Ich-Sprechers als eines (Dichter-)Klienten1 zu verschiedenen patronalen Figuren zu thematisieren. Die Texte oszillieren dabei – so ist zu zeigen – zwischen Kritik, Anerkennung, Humor und Ironie.
Bisher hat sich die Forschung vor allem auf eine sozialgeschichtliche Betrachtung des patronus-cliens-Verhältnisses konzentriert.2 Darüber hinaus wurden beispielsweise das komplexe amicitia-Verhältnis im Allgemeinen, v.a. zwischen Horaz und Maecenas, oder die vielschichtigen Beziehungen, die Martial und Statius mit ihren jeweiligen Gönnern verbanden, Gegenstand von Untersuchungen.3 Auch wurde im Rahmen von Studien zu den einzelnen Autoren die Rolle der clientela als wichtiger Aspekt erkannt,4 doch als nur eines der Elemente, die den Hintergrund der Texte bilden. Konkret in der literarischen Darstellung untersucht wurde das patronus-cliens-Verhältnis bislang hingegen nicht. Eine Analyse der zentralen Stellen bei den Dichtern, die sich mit der patronus-cliens-Problematik beschäftigen, ist daher ein Desiderat der Forschung.
Als literarischer und kulturgeschichtlicher Diskurs findet sich die Problematisierung der clientela zum ersten Mal bei Plautus, dem Ausgangspunkt dieser Untersuchung. In Menaechmi ist eine Spannung zwischen römischen Patronen und Klienten sowie zwischen den für die Komödie typischen Figuren des Herren und des ‚Parasiten‘ festzustellen.5 Vor allem aber wird die Konstellation in der Kaiserzeit verhandelt, besonders in satirischen Texten. Hier eignen sich Horaz, Martial und Juvenal für einen kontrastiven Vergleich: Sie alle thematisieren diese Problematik häufig und ausdrücklich und nehmen dabei immer wieder Bezug auf die jeweiligen Vorgänger.
Bei Horaz ist die zwischen aufrichtiger Freundschaft und hierarchischer Abhängigkeit oszillierende Beziehung zu Maecenas Zentrum der Reflexion und damit ein Beispiel für das patronus-cliens-Verhältnis schlechthin. Martial thematisiert konkretere Aspekte des clientela-Verhältnisses (etwa die salutatio, die Auszahlung der sportula oder die Teilnahme an der cena) humorvoll aus wechselnden Perspektiven, inszeniert sich dabei aber immer stärker als (Dichter-) Klient, der in der (spanischen) Landruhe Distanz zu den städtischen bzw. klientelären Pflichten sucht. Ein kritischeres Bild findet der Leser schließlich bei Juvenal, der das clientela-System als dekadent darstellt und sich dazu einer immer stärker in den Vordergrund tretenden Ironie bedient, etwa durch ein komplexes Verhältnis verschiedener „Ich“-Stimmen, die die Kritik ausüben.
Vor diesem Hintergrund wird die Arbeit also erstmalig das patronus-cliens-Verhältnis bei den genannten Autoren in seiner konkreten Ausgestaltung und seinem diachronen Wandel beschreiben. Sie gliedert sich zu diesem Zweck in 1) eine Einleitung, in welcher der historische Rahmen des für Rom so bedeutenden Verhältnisses der clientela, die lexikalischen Schwierigkeiten der Wortfelder amicitia und clientela sowie schließlich die Rolle der Figur des ‚Parasiten‘ untersucht werden, sowie in vier Hauptkapitel (2–5), in denen die Darstellungsweise des patronus-cliens-Verhältnisses bei den genannten Autoren anhand repräsentativer Stellen aufgezeigt wird. Indem die vorliegende Dissertation die vielschichtigen Aspekte und das je individuell gestaltete Verhältnis zwischen patroni und clientes beleuchtet, wird sie zeigen können, dass jeder Autor die Situation differenziert bewertet und literarisch unterschiedlich funktionalisiert.