Читать книгу Lotte in London - Victoria Benner - Страница 13
10.
Оглавление„Tom?“ Es war schon das dritte Mal, dass sie an der Tür zum Arbeitszimmer klopfte und trotzdem erhielt sie keine Antwort. Dabei war deutlich zu hören, wie jemand drinnen umherlief, ja sogar umherhüpfte oder tanzte. Kurz entschlossen drückte Charlotte die Tür einfach auf. Und fand sich, Auge in Auge, einem Stock gegenüber.
„Tom!“
Charlotte stolperte rückwärts und stieß gegen die Wand.
„Charlotte! Verflucht!“ Tom riss den Stock zurück. Es klapperte, als er die Kopfhörer auf den Schreibtisch warf. „Man! Was machst du hier? Habe ich dir nicht deutlich gesagt, du sollst anklopfen, wenn die Tür zu ist?“
Charlotte schnappte nach Luft. Langsam beruhigte sich ihr Puls wieder. „Ich hab geklopft! Dreimal! Aber du hast nicht reagiert! Und da dachte ich ich komm einfach rein! Woher hätte ich ahnen sollen, dass du hier imaginäre Bösewichte durchlöcherst.“
„Was denkst du denn, warum die Tür zu ist?“
„Bei normalen Männern würde ich sagen, weil naja....“, meinte Charlotte. „Aber das du mal wieder die Ausnahme von der Regel bilden musst, war klar. Also im Nachhinein.“
Thomas verfärbte sich . „Für so etwas habe ich keine Zeit!“, sagte er und beugte sich über eines der Manuskripte, die in Stapeln nicht nur auf dem Schreibtisch, sondern auch daneben lagen.
„Ja, das habe ich bemerkt.“
„Hmmm?“ Thomas hob den Kopf und er schien überrascht, dass sie immer noch da war. „Wolltest du noch etwas?“
Charlotte zog die Augenbrauen zusammen. „Ich wollte etwas mit dir besprechen.“
„Mit mir besprechen?“ Für einen Augenblick wirkte Thomas irritiert. Dann fragte er: „Ist etwas passiert?“
„Nein.“ Charlottes Herz begann schneller zu schlagen. „Ich wollte mit dir reden. Wegen der Presse. Und wegen uns.“
„Was?“ Thomas stützte sich auf dem Schreibtisch auf. „Wieso? Es ist doch alles bestens!“
Charlotte überlegte wo und wie sie anfangen sollte. „Nein, ist es nicht.“
„Charlotte, ich stecke mitten in der Arbeit!“ Er deutete auf die Stapel von Papieren um den Tisch.
„Ich weiß. Aber es geht um uns.“
Thomas fuhr sich mit einer Hand durch die Locken. „Was habe ich jetzt schon wieder angeblich falsch gemacht?“
„Nichts. Es ist nur ... Auf der Veranstaltung gestern, war diese Journalistin und hat mir all diese Sachen an den Kopf geworfen. Von wegen das du demnächst nach Marokko fliegen willst und Norah ins Schauspielgeschäft einsteigen will und sie, als deine nächste Filmpartnerin im Gespräch ist!“
„Und?“
„Warum weiß ich davon nichts?“ Als Thomas schwieg, fuhr Charlotte fort: „Tom, so geht das nicht! Du kannst nicht einfach tun und lassen, was dir passt. Wir sind eine Familie! Wann hattest du gedacht, dass du mir das sagst?“
„Wenn es darum geht, dass ich mit Norah zusammenarbeite, das ist noch nicht entschieden. Woher die Presse das schon wieder weiß, ist mir ein Rätsel. Außerdem, seit wann interessiert es dich, mit wem ich arbeite?“, fragte er. „Oh!“, sagte er dann. „Verstehe, weil sie meine Ex ist.“
„Was? Ach, erzähl keinen Quatsch! Es ist mir völlig egal, dass du mit deiner Ex arbeitest. Was mich ärgert, ist das du mir nichts sagst und ich alles über Dritte erfahre! Wenn überhaupt! Tom, so geht das nicht! Wir sind eine Familie! Wie hast du dir das vorgestellt, wie das funktionieren soll mit uns, wenn du immer unangekündigt verschwindest?“
Thomas schüttelte den Kopf. „Tut mir leid, wenn ich ab und an mal zu spät komme und verreise, aber so ist das eben. Das ist meine Arbeit.“
„Das weiß ich!“
„Also, was soll dann die Überraschung?“ Charlotte wollte etwas darauf sagen, aber Thomas fiel ihr ins Wort: „Charlotte, wie du siehst, ich habe eine Menge Arbeit! Wenn du also gehen würdest?“
Charlotte lehnte sich gegen die Wand zum Flur, verschränkte die Arme vor der Brust.
„Ist das alles was du dazu zu sagen hast? Oder kann ich sonst noch was für dich tun? Dir einen Tee oder etwas Gebäck bringen?“, fragte sie in zuckersüßem Ton, doch der Aufwand war vergebens. Thomas hatte sich bereits wieder dem Manuskript zugewandt, hörte ihr nicht mehr wirklich zu, und mehr als ein „Nein, danke“, brachte er nicht zustande.
Für einen Moment noch musterte ihn Charlotte.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Ich finde einen Weg!, schwor sie sich, ehe sie ihm den Rücken zuwandte und den Raum verließ.
In den kommenden Tagen versuchte sie immer wieder mit Thomas zu reden. Doch egal ob abends im Bett, morgens in der Küche, oder aber wenn sie Gwen zu ihm ins Arbeitszimmer brachte, immer ließ er sie abblitzen. Weil er gerade zu müde war. Weil er laufen gehen wollte oder auf dem Sprung zwischen zwei Terminen oder Telefonaten war.
Nach einigen Wochen gab Charlottes es einfach auf. Ihm immer hinterher zu rennen brachte sie nicht ans Ziel, sondern sorgte nur für schlechte Stimmung. Entsprechend überrascht war sie, als Thomas wenige Tage nach ihrem Entschluss beschwingt um die Ecke kam und sich neben sie auf das Sofa fallen ließ.
„Oh gut, da bist du! Ich hab dich schon im ganzen Haus gesucht.“
„Ach ja?“
„Hör, zu, ich wollte mit dir über etwas reden“, sagte Thomas und Charlotte bemerkte überrascht, wie er rot wurde.
„Du wolltest mit mir reden? Das ist ganz was Neues. Um was geht's denn?“
„Um unsere kleine Marokkokrise.“
Charlotte, die sich vorher in die Sofakissen gelümmelt hatte, richtete sich auf.
„Du weißt doch, dass ich mich in den letzten Tagen immer wieder mit dem Regisseur und den anderen Kollegen getroffen habe und nachdem die Besetzung jetzt feststeht, wurde vorgeschlagen, dass wir uns alle treffen, um gemeinsam das Skript durchzusehen. Nichts Großes, alles informell und es soll in einem privaten Rahmen stattfinden.“ Thomas knetete seine Hände. „Verstehst du, was ich meine?“
„Ich glaube schon“, sagte Charlotte und rutschte enttäuscht wieder tiefer in die Sofakissen.
„Dann bist du also einverstanden, wenn wir hier arbeiten?“ Thomas sah sie abwartend an.
„Wann soll der Spaß stattfinden?“
„Theoretisch heute Nachmittag. Es gibt da nur ein Problem.“ Thomas starrte auf seine Hände.
„Was da wäre?“
„Regan.“
„Regan?“
Thomas räusperte sich. „Ich weiß, das klingt etwas gemein, aber wir wollen in Ruhe arbeiten und da stört das ständige Kindergeschrei doch etwas. Deswegen, wenn es dir nicht ausmacht, könntest du vielleicht mit ihr irgendwo ... ich weiß nicht, spazieren gehen? Oder auf einen Spielplatz? Oder auch ins Museum. Das in Berlin fand sie damals ganz toll. Wie wär's, wenn ihr euch einen Fahrer bestellt und das British Museum anguckt. Stell dir vor, die haben eine ganz tolle Ausstellung über Ägypten.“
Charlotte zwang sich bis zehn zu zählen, bevor sie antwortete: „Sicher. Immer wieder gern.“ Mehr konnte sie beim besten Willen nicht herausbringen.
Thomas neben ihr atmete erleichtert aus. „Danke Schatz. Ich wusste, ich kann mich auf dich verlassen. Ich mach's wieder gut. Versprochen.“
„Sicher. Oh und keine Sorge, ich werde dich daran erinnern“, sagte Charlotte und ballte die Faust um den Schneeflockenanhänger.
❄❄❄
Mit Regan an der Hand wurde Charlotte durch das Britisch Museum geschwemmt. Dass hier so viel los sein würde, dass einem Nichts anderes übrig blieb, als mit dem Touristenstrom zu schwimmen, hätte Thomas ihr auch vorher sagen können. Dann wäre sie vielleicht woanders hingegangen, anstatt hier in der Masse unterzugehen. Obwohl, so schlecht war das auch nicht. Bisher waren Regan und sie unentdeckt geblieben.
„Mum“ Regan zerrte an ihrer Hand. „Ich hab keine Lust mehr.“
„Nur noch das da vorne. Komm schon.“
„Nein, ich will nicht mehr. Wir sind schon seit Stunden hier.“
Ja, dachte Charlotte, seit exakt zwei. Aber wenn du Tom fragst, ist das noch lange nicht genug, möchte ich wetten.
„Komm Schatz, wenn du noch mir die Treppe da hochgehst und ein Foto mit mir vor dem Fenster da oben machst, dann darfst du dir heute Abend was zum Abendessen wünschen.“
„Und du machst es? Egal was ich will?“
„Egal was du willst“, versprach Charlotte, da hörte sie ein ihr gut bekanntes Klicken.
„Dann will ich Burger. Mit Kartoffelecken!“
„Gut“, sagte Charlotte und sah sich um, als sie das Klicken wieder hörte.
„Mum?“
„Gleich Schatz“, meinte Charlotte und ihr Magen machte einen Satz, als habe man ihr urplötzlich den Boden unter den Füßen weggezogen, als sie einen dürren Mann in einer Sportjacke mit ausgebeulten Jeans keine drei Meter von ihr entfernt bemerkte, der sie anstarrte.
„Mum, du hast total kalte Hände.“
„Ja, Schatz“, sagte Charlotte und beobachtete, wie sich der Mann lässig an die Museumswand lehnte. Seine Hände hielt er hinter seinem Rücken versteckt. Jetzt ließ er seine Blicke, wie zufällig über die Menge schweifen in der Regan und sie standen.
„Ist was?“
„Nein, nein, Schatz. Alles bestens.“ Charlotte versuchte, das heftige Klopfen ihres Herzens zu ignorieren. „Lass uns weitergehen, ja?“, sagte sie, den Mann nicht aus den Augen lassend.
Langsam bewegten sie sich in der Masse vorwärts in Richtung Treppe. Und schon wieder hörte Charlotte das typische Kameraklicken, so deutlich als wären sie und dieser Mann allein in der Halle und nicht von einem Pulk Touristen und Museumsführer umgeben. Als sie sich auf der Treppe rasch umwandte, erhaschte sie einen Blick auf die Kamera, die er schnell hinter seinem Rücken verschwinden ließ. Charlotte glaubte sich übergeben zu müssen vor Wut. „Aasgeier! Können die einen nicht mal in Ruhe lassen!“
Sofort wurde Regan stocksteif. „Paparazzi? Hier? Wo?“ Ihre Stimme kroch zwei Oktaven höher und schon wieder hörte Charlotte das Klacken der Kamerablende. Sie hatten sie abgeschossen. Schon wieder. Wie viele Bilder hatte der Typ schon im Kasten?
Charlotte begann an ihrer Kette zu zerren. „Ganz ruhig bleiben! Mach jetzt keine unbedachten Aktionen!“, flüsterte sie Regan zu, während ihr gleichzeitig bewusst wurde, wie blöd das klingen musste. Der Fotograf war doch kein wütender Bär, dass man sich in seiner Gegenwart irgendwie besonders vorsichtig benehmen müsste.
„Mum, ich will gehen!“, wisperte Regan und Charlotte sah, wie ihre Tochter versuchte nicht in die Richtung zu gucken, aus der das erneute Klacken der Kamera zu hören war.
„Keine Sorge Liebling.“ Langsam zog Charlotte das Kind mit sich. Sie legte einen Arm um ihre Schulter und lief mit ihr auf den Ausgang zu. Im Stillen betete sie, dass Regan nicht bemerken würde, wie sehr ihre Beine zitterten.
„Der folgt uns!“
„Lass ihn!“, Charlotte hielt auf den Ausgang zu. „Wir sind gleich hier raus.“
Sie blinzelte, als sie von den dämmrigen Räumen in das blendende Sonnenlicht des Vorhofs traten, wo die Touristenmassen mehr Platz fanden und sich zerstreuten.
Wenn sie es geschickt anstellten, dachte Charlotte, könnten sie es schaffen, dem Fotografen zu entkommen. Sie mussten nur schnell genug sein.
Nervös fummelte sie an ihrer Handtasche und zog das Handy hervor. Sie verständigte sie ihren Fahrer, ihnen entgegenzukommen.
„Charlotte? Charlotte Grottinger?“
Charlotte warf Regan einen warnenden Blick zu.
„Charlotte!“ Seine Stimme war so nah, er musste sie eingeholt haben. Charlotte glaubte schon seinen Atem in ihrem Nacken zu spüren, seine Hand auf ihrer Schulter. Es war ihr egal, dass Thomas ihr erklärt hatte, dass dies nicht möglich war, sie wollte trotzdem nur noch weg von hier.
„Charlotte, haben Sie einen schönen Tag? Charlotte, möchten sie etwas für die Kamera sagen?“
„Komm Regan. Schnell!“ Charlotte hörte ihren keuchenden Atem, als sie mit schnellem Schritt in eine der kleinen Seitenstraßen nicht weit vom Museum entfernt einbog. Plötzlich schoss ein stechender Schmerz durch ihre Hand, als Regan stolperte und fiel. Außer Atem half sie ihrer Tochter wieder auf die Füße. Es mochte nur einige Sekunden gedauert haben, aber die kurze Zeit hatte dem Paparazzo gereicht, um mit ihnen gleichauf zu sein.
„Regan, eine Frage: Hattet Ihr einen tollen Tag im Museum? Ja? Wie hat Euch das British Museum gefallen?“
„Kein Kommentar!“, fauchte Charlotte und schob sich zwischen den Fotografen und Regan.
„Geht Ihr öfter ins Museum? Hat es Dir gefallen?“ Der Mann, seine Kamera nun offen zeigend, tänzelte um sie herum und versuchte an ihr vorbei ein gutes Bild von Regan zu bekommen.
„Gehen Sie weg! Meine Tochter geht Sie nichts an!“ Charlotte schob ihn von Regan weg, aber er fotografierte unentwegt weiter. „Lassen Sie das! Wer hat Ihnen das Recht dazu gegeben? Was bilden Sie sich ein!“
„Mrs. Grottinger, brauchen Sie Hilfe?“
Charlotte fuhr herum. „Noch so ei ... Miller!“ Sie atmete erleichtert auf, als sie den Chauffeur erkannte.
Der Chauffeur schob sich zwischen Charlotte, Regan und den Fotografen. „Sie sind hier nicht erwünscht. Lassen Sie die Dame in Ruhe!“ Entschlossen schob Miller den Paparazzo von Charlotte und Regan weg und mit ihm, als Schutzschild, zogen sie sich zum Auto zurück.
„Mach die Autotür auf und klettere rein. Aber bleib weg von den Fenstern!“, wies Charlotte Regan über die Schulter an. Kaum war ihre Tochter im Auto, kam sie hinterher.
Noch nie war sie so froh darüber sich hinter getönten Scheiben verstecken zu können. Egal wie surreal es sich anfühlte, eine eigene Limousine und einen Chauffeur zur Verfügung zu haben, in diesem Moment war sie dankbar dafür.
„Miller, ich bin so froh darüber, dass Sie es geschafft haben! Wenn Sie nicht gewesen wären“, sagte sie zu dem Chauffeur, kaum dass er eingestiegen war und den Motor startete. „Ich habe keine Ahnung, was wir ohne Sie gemacht hätten! Danke!“
„Kein Problem. Nach Hause?“
Charlotte war geneigt „Ja, sehr gern“, zu antworten, aber ihr war bewusst, was Thomas sagen würde, wenn sie nach nicht mal drei Stunden wieder daheim auftauchen würde.
„Nein, nicht nach Hause. Zum Hyde Park, bitte“, entschied sie deswegen.
„Kein Problem.“
Regan zog die Stirn kraus. „Ich dachte, wir wollten heim?“
„Ja, aber würdest du nicht gern spielen? Es ist so ein schöner Tag heute. Du solltest nicht immer im Haus herumsitzen“, erklärte Charlotte, als der Wagen sich in Bewegung setzte.
❄❄❄
„Willst du nicht noch ein wenig spielen gehen? Das Schiff da hinten hast du noch gar nicht erkundet. Oder, wie wär`s, wenn du dich auf die Schaukel setzt und ich schubse dich an?“, versuchte Charlotte Regan zu motivieren, die neben ihr saß und kleine Steinchen mit den Füßen in den Sandkasten kickte.
„Nö“, sagte Regan. „Ist mir zu langweilig. „Warum können wir nicht nach Hause? Es ist kalt.“
Charlotte warf einen Blick in den Himmel, an dem sich dicke Wolkenmassen vor die Sonne geschoben hatten. Sie zog ihre Jacke enger um sich. „Wenn du dich bewegst, ist es nicht mehr so kalt. Komm, wir machen ein Wettrennen. Wer als Erste da hinten bei dem Kletterschiff ist!“ Charlotte stieß sich von der Mauer ab, auf der sie saß und begann zu rennen. Als sie den halben Weg zum Schiff geschafft hatte, drehte sie sich um. „Du kommst gar nicht!“, rief sie Regan zu, die immer noch mit miesepetrigem Gesicht an der Mauer lehnte. „Los! So macht das keinen Spaß zu gewinnen!“
„Ich will nach Hause!“
Charlotte verlangsamte ihr Tempo, schlug halbherzig am Schiff an und machte sich auf den Rückweg. „Regan“, sagte sie und nahm sie in den Arm. „Komm schon, sei nicht so miesepetrig. Ist doch toll hier. Hast du schon so ein Klettergerüst gesehen?“
Regan schenkte dem Schiff einen müden Blick und zuckte die Schulter.
„Das ist besser als immer nur Fernsehen. Du siehst sowieso zu viel Fernsehen in letzter Zeit“, sagte Charlotte und tänzelte mit Regan im Arm von einem Bein auf das andere.
„Kein Wunder, ist auch immer langweilig. Nie darf ich was machen“, kam es dumpf von Regan. „Immer nur still sein, immer allein.“
„Aber hier bist du nicht mehr allein und du darfst rumrennen und so viel Krach machen, wie du willst.“
„Jetzt will ich aber nicht.“
„Euch kann man es aber auch nie recht machen, was?“, stöhnte Charlotte. „Immer müsst ihr was zu meckern haben!“
„Ich meckere gar nicht. Ich will nur nach Hause.“
„Da können wir aber gerade nicht hin!“
„Weil?“
„Weil Tom da mit ein paar Kollegen arbeit ... Was zum Geier?“ Charlotte blickte in Richtung Himmel, als es plötzlich krachte.
„So ein Mist!“ Charlotte hob einen Arm, als mit einem Mal ein rauschender Regenschauer niederging.
„Jetzt müssen wir nach Hause!“, lachte Regan. „Da kann Tom nichts sagen.“
Charlotte verzog den Mund. Sie war sicher, dass Tom noch immer schimpfen würde, wenn sie jetzt heimkämen, weil sie seine kostbare Arbeitszeit störten. Andererseits konnten sie schlecht hierbleiben, es sei denn sie wollte riskieren bis auf die Knochen nass zu werden. Außerdem, bei aller Liebe und allem Verständnis, aber sie war es leid sich ständig Rücksicht nehmen zu müssen und sich zu überlegen, wie Regan und sie die Zeit vertrödeln konnten, nur weil Tom derart karrierebesessen und pingelig war.
„Ja, im Prinzip schon“, gab sie Regan recht und lief auf die Limousine zu, aus der eben Miller mit einem Regenschirm im Arm stieg.
„Danke, nicht mehr nötig“, Charlotte schlüpfte in den Wagenund zog Regan mit sich.
„Wo soll es diesmal hingehen?“
Charlotte wischte Regan ein paar nasse Locken aus dem Gesicht, die ihr an der Stirn klebten. Sie hatten nur ein paar Sekunden im Guss gestanden, aber die kurze Zeit hatte ausgereicht, um sie fast komplett zu durchweichen. Egal, wie schnell sie jetzt wieder daheim wären, Tom würde dagegen nichts sagen können, wenn er sie so sähe.
„Nach Hause. Es hat ja alles keinen Sinn mehr.“
„Wie Sie wünschen. Soll ich Mr. Donoghue Bescheid sage, dass Sie kommen?“
Charlotte überlegte kurz, ob eine Vorwarnung ihn milder stimmen könnte. „Nein“, entschied sie. „Ich denke, das wird nicht nötig sein. Er merkt auch so, dass wir wieder da sind.“