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2.3.2 Wörter, Namen und Unika
ОглавлениеNomina appellativa Nomina propria
Eigennamen (Nomina propria) wie Edith, Karl Marx, Wien oder Alexanderplatz verhalten sich in vielerlei Hinsicht wie ganz normale Wörter (Nomina appellativa): Sie können teilweise flektiert werden und/oder mit einem Artikel oder Determinativ stehen, sie können Grundlage für Wortbildungen sein und sie kommen sogar in Sprichwörtern und Idiomen vor:
(6) | die Straßen Berlins; der Präsident der Vereinigten Staaten; Leonoren einen Brief schreiben (älteres Neuhochdeutsch);die Callas; mein geliebtes Italien; Wir haben gestern die Sophie in der Stadt getroffen (umgangssprachlich). |
(7) | Marxismus, marxistisch, Karl-Marx-Stadt; eine Wienerin; Goethe-Briefe |
(8) | Leben wie Gott in Frankreich; wissen, wo Barthel den Most holt; Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. |
Im Hinblick auf ihre Semantik jedoch heben sich Namen von anderen Wörtern deutlich ab: Namen verweisen auf genau einen Referenten, während Wörter grundsätzlich auf eine ganze Klasse von Referenten Bezug nehmen. So kann das Wort Mädchen auf alle Personen angewandt werden, die sich durch bestimmte Eigenschaften auszeichnen (hier ‚weiblich‘, ‚jung‘ und ‚ledig‘), während ein Name wie Edith prinzipiell nur für jeweils eine einzige Person gilt. Substantive wie Mädchen oder Haus können sich zwar ebenfalls auf genau einen Referenten beziehen. Dies ist allerdings grundsätzlich nur dann möglich, wenn eine Verbindung mit bestimmtem Artikel oder Demonstrativpronomen wie das Mädchen bzw. dieses Mädchen vorliegt. Die Einschränkung auf einen Referenten ist aber keine Eigenschaft des Wortes Mädchen, sondern eine Leistung des Artikels bzw. Determinativpronomens.
Unika
Einen besonderen Fall stellen in diesem Zusammenhang die sog. Unika wie die Sonne, der Papst oder die Bundeskanzlerin dar. Hier existiert grundsätzlich nur ein einziger Referent. Dessen Einzigartigkeit ist jedoch nicht absolut wie beim Eigennamen, sondern abhängig vom sog. Diskursuniversum, in dem das Wort verwendet wird. So kann in einem astronomischen Diskurs oder in einem Science-Fiction-Roman sehr wohl von mehreren Sonnen die Rede sein, und man kann durchaus mehrere Päpste und künftig vielleicht auch mehrere Bundeskanzlerinnen in zeitlicher Abfolge aufzählen. Solche semantischen Unika haben also durchaus mehr mit prototypischen Wörtern gemeinsam, als es auf den ersten Blick scheinen mag.