Читать книгу Einführung in die Lexikologie - Volker Harm - Страница 18
3.1 Grundformen der Wortbildung
Оглавлениеein ‚Bauplan‘ für Wörter
In der Morphologie (z.B. Vogel/Sahel 2013) lernt man, wie durch die Verfahren der Segmentierung und Klassifikation die Morpheme als die elementaren Bausteine von Wörtern ermittelt werden können. Ein brauchbarer ‚Bauplan‘ für Wörter liegt damit allerdings noch nicht vor. Diesen liefert die Wortbildungslehre. Die Wortbildungslehre beschreibt, kurz gesagt, wie aus bestehenden Wörtern neue Wörter gebildet werden. Genauer müsste man allerdings sagen, dass die Wortbildung beschreibt, wie aus Morphemen neue Lexeme gebildet werden. Dass Morpheme und nicht Lexeme vorliegen, ist leicht einzusehen: Das Erstelement in Schreibarbeit ist das Basismorphem schreib-, nicht das Lexem schreiben (es heißt ja nicht ∗Schreibenarbeit). Dies im Hinterkopf behaltend, werden wir im Weiteren der Einfachheit halber trotzdem gelegentlich davon sprechen, dass ein Wort mit einem anderen Wort zusammengesetzt ist oder ein Wort von einem anderen abgeleitet ist, obwohl es korrekterweise ‚Stamm‘, ‚Verbalstamm‘ oder ‚Nominalstamm‘ heißen müsste.
Grundtypen der Wortbildung
Das am meisten genutzte Mittel der Wortbildung ist die Erweiterung eines Basismorphems, und zwar typischerweise entweder um ein weiteres Basismorphem (Tür > Haustür) oder um ein Affix (Mut > mut-ig). Etwas seltener gegenüber der Basiserweiterung ist die bloße Übertragung eines Basismorphems in eine andere Wortart (treffen > Treff), noch seltener die Kürzung (Omnibus > Bus) und die Vermischung (Kurlaub < Kur und Urlaub). Die im Einzelnen vorzustellenden Wortbildungsmuster lassen sich daher zunächst folgenden Grundtypen zuordnen:
Abb. 1: Grundtypen derWortbildung (vgl. auch Erben 2000: 29; Lühr 1986: 149)
Wortschöpfung Onomatopoetika
Von der Wortbildung ist grundsätzlich die Wortschöpfung zu unterscheiden. Hier werden Wörter nicht auf der Grundlage bereits bestehender Wörter gebildet, sondern erfunden oder als Nachahmungen von Lauten geschaffen (Kuckuck, platsch, dingdong). Im letzten Fall spricht man auch von ‚Onomatopoetika‘. Wortschöpfungen finden sich häufig in der Werbesprache, etwa bei Produktbezeichnungen (Koleos, Twix), oder in Literatur und Film (Warp, Ork).