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3.4 Kürzungsbildungen

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Ausdrucksseitig komplexe und besonders häufig verwendete Wörter werden gerne gekürzt: Bundesausbildungsförderungsgesetz > Bafög, allgemeiner Studierendenausschuss > Asta, Kriminalpolizei > Kripo. Auch Namen von Parteien oder Firmen bestehen häufig aus Kürzeln (SPD, CSU, VW usw.). Deren Langform ist meist weniger üblich oder sogar nahezu unbekannt (so stand der Name der Schweizer Bank UBS ursprünglich für ‚Union des Banques Suisses‘, heute gilt aber die Kürzung als internationaler Firmenname, ohne dass dieser noch als Abkürzung für eine andere Benennung aufgefasst wird).

Akronyme

Die bisher genannten Kürzungsbildungen sind Akronyme: Sie enthalten entweder die Anfangsbuchstaben – Typ VW – oder die Anfangssilben – Typ Kripo – der betreffenden Ausgangswörter. Akronyme sind indes nicht nur Vertreter der jeweiligen „Vollversion“, sondern können, sofern sie geläufig sind, den Status eines eigenen Lexems haben. Dies zeigt sich daran, dass Akronyme teilweise auch Pluralformen haben, die bei ihren Ausgangswörtern nicht möglich sind: die LKWs, die VWs, gegenüber die Lastkraftwagen, die Volkswagen.

‚Kopfwörter‘ ‚Schwanzwörter‘

Neben den Akronymen gibt es auch Kürzungen, die nur ein Segment, d.h. eine Silbe/Silbenfolge oder eine Konstituente, des Ausgangswortes bewahren, und zwar entweder das erste Segment (Universität > Uni, Oberkellner > Ober, Veloziped > schweiz. Velo ‚Fahrrad‘) oder das letzte Segment (Omnibus > Bus, Wäschetrockner > Trockner). Man unterscheidet dementsprechend zwischen ‚Kopfwörtern‘ und ‚Schwanzwörtern‘.

Rückbildung

Als besondere Art der Kürzung ist hier noch die Rückbildung zu erwähnen. Sie liegt bei folgenden Beispielen vor:

(2) sanftmütig < Sanftmut, unnatürlich < Unnatur, notlanden < Notlandung, zwangsversteigern < Zwangsversteigerung

In diesen Fällen wird ein Suffix getilgt (hier -ig, -lich und -ung). Man kann den vorliegenden Wortbildungstyp daher auch als ‚Subtraktion‘ bezeichnen (vgl. Fleischer/Barz 2012: 192). Es ist allerdings umstritten, ob der Rückbildung überhaupt ein Platz in der synchronen Wortbildungslehre zukommt. Sprecherinnen und Sprecher wissen in aller Regel nicht, dass Notlandung älter ist als notlanden und dass die Richtung der Wortbildung daher in diesem Fall nicht, wie üblich, vom Verb zum Nomen, sondern umgekehrt verläuft. Hier ist letzten Endes eine Analogie am Werk: Wir wissen, dass -ung-Ableitungen grundsätzlich deverbal sind (beobachten > Beobachtung usw.), und rekonstruieren die im Fall von Notlandung fehlende Ableitungsgrundlage. Die synchron gültige Regel, dass man aus Verben -ung-Ableitungen bilden kann, ist damit aber nicht außer Kraft gesetzt: notlanden kann problemlos als Basis aufgefasst werden, zu der eine Ableitung Notlandung gebildet werden kann. Dass dies historisch nicht stimmt, hat für die Geltung der synchronen Ableitungsregel keine Bedeutung (zu weiteren Diskussion Fleischer/Barz 2012: 92f.).

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