Читать книгу Einführung in die Lexikologie - Volker Harm - Страница 14
2.6 Fazit
ОглавлениеWas ein Wort ist, kann trotz einer ganzen Reihe von Kriterien und Testverfahren, die die Sprachwissenschaft entwickelt hat, nur näherungsweise bestimmt werden. Diese Schwierigkeit hängt zum einen mit der Komplexität des Gegenstandes zusammen – die Frage, was ein Wort sei, kann aus unterschiedlichen Perspektiven, vor allem von den verschiedenen Beschreibungsebenen der Sprache her, jeweils unterschiedlich beantwortet werden. Ein zweiter Grund für das Definitionsproblem ist, dass ‚Wort‘ ein Begriff aus der Alltagssprache ist. Ein solcher lässt sich nun einmal schwer in einen wissenschaftlichen Begriff überführen, ohne dass die eine oder andere intuitive Vorannahme revidiert oder verworfen werden muss. Wir haben uns daher im Weiteren mit einem Wortbegriff zu begnügen, der keinem streng wissenschaftlichen, nach notwendigen und hinreichenden Merkmalen bestimmbaren Terminus entspricht, sondern der zwischen zentralen und peripheren Vertretern der Kategorie unterscheidet und insofern Züge eines Alltagskonzepts trägt. Zum Zentrum der lexikologischen Kategorie ‚Wort‘ gehören Inhaltswörter, und zwar vorzugsweise solche, die als Ganzheiten im Langzeitgedächtnis gespeichert sind. Funktionswörter, Namen, ad-hoc-Bildungen und Phraseologismen sind dagegen der Peripherie zuzurechnen.
Als primären Beschreibungsgegenstand der Lexikologie haben wir hier das Lexem identifiziert. Darunter ist eine abstrakte Wortschatzeinheit zu verstehen, die in verschiedenen Wortformen und grammatischen Funktionen realisiert sein kann. Ein Lexem ist zudem Träger von Bedeutung, und zwar im Idealfall Träger einer einzigen Bedeutung bzw. eines eng zusammengehörigen Bedeutungskomplexes. Mit diesen Begriffsklärungen ist vorläufig eine Basis geschaffen, auf der wir Lexikologie als Wissenschaft vom Wort und Wortschatz betreiben können.