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Vorwort

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»Einladungen« werden gelegentlich von einer gewissen Ambivalenz begleitet. Auf manche freut man sich und kann das Ereignis kaum erwarten, andere hingegen sind mit eher gemischten Gefühlen verbunden. Wenn im Untertitel eines Buches von »Einladung« die Rede ist, dürften vermutlich milde Irritation, leise Zweifel oder vage Vorbehalte sich einstellen. Denn ein Buch kauft man ja oder leiht es aus, liest es aus Interesse und freien Stücken oder blättert es flüchtig durch und legt es beiseite.

Was also hat es mit dieser »Einladung zu Unterscheidungen« für eine Bewandtnis? Zunächst, wenig verwunderlich, gibt es einen biographischen Hintergrund: Als ich mein Studium begann, fiel mir irgendwann ein Buch in die Hände, das mich sogleich fasziniert und seitdem nicht wieder losgelassen hat: Peter L. Berger: Einladung zur Soziologie (München 1977). Wer es kennt, wird meine anhaltende Begeisterung vermutlich nachvollziehen können; wer nicht, sollte es lesen – darüber mehr zu berichten, ist hier nicht der Ort.

In jedem Fall ist das Wort »Einladung« mit der Vorstellung einer gewissen Leichtigkeit und Lockerheit verbunden, freundliches Beisammensein sozusagen, bestimmt von der Aussicht, mit anderen zugleich Anderes, Neues und Ungewohntes kennenzulernen, all das im Duktus höflicher Unverbindlichkeit und mit der entlastenden Gewissheit, jederzeit wieder gehen zu können. Dogmatische Engstirnigkeit mit furchteinflößender Strenge theoretischer Begriffe scheint demnach nicht zu befürchten. Es wird nur die Einladung ausgesprochen, drei Handlungsformen – Erziehung, Beratung und Psychotherapie – einmal vor allem im Hinblick darauf zu betrachten, was sie voneinander unterscheidet und was sie womöglich auch miteinander verbindet. Fröhliche Wissenschaft ist damit nicht gemeint; vielmehr um eine Art von spielerischer Neugier geht es, um methodische Naivität sozusagen, orientiert am Prinzip des Einfachen, das schwer zu machen ist.

Von drei Handlungsformen ist die Rede. Ihnen entsprechen drei mehr oder weniger breit gefächerte Berufsbereiche, zu denen unterschiedliche Ausbildungen führen, in denen wiederum verschiedene wissenschaftliche Disziplinen leitend sind. Eine homogene Leserschaft ist demnach nicht zu erwarten. Umso mehr braucht es einen übergeordneten Gesichtspunkt, von dem ausgegangen werden kann.

Zwar richtet sich das Buch in erster Linie an Studierende, die einen pädagogischen Beruf anstreben, wie auch an Interessierte, die bereits in einem solchen tätig sind, an ein pädagogisches Publikum also. Gleichermaßen ist es allerdings aufgrund seiner Anlage, die in der Einleitung näher erläutert wird, für diejenigen von Nutzen, die vor allem an Beratung und an Psychotherapie interessiert sind. Denn es handelt sich weder um eine Einführung in »die« Erziehungswissenschaft noch in »die« Beratung« oder in »die« Psychotherapie. Vielmehr geht es allein um den Versuch, ausgehend von einer bestimmten Weise, pädagogisch zu denken, auch die beiden anderen Handlungsformen auf gleiche Weise in den Blick zu nehmen. Indem alle drei Praktiken als spezifische Formen des Zeigens verstanden werden, wird das möglich. Denn es gibt eine »Zeigestruktur der Erziehung« ebenso wie eine »Zeigestruktur der Beratung« und eine »Zeigestruktur der Psychotherapie«. Dass hierbei von ›Erziehung‹ ausgegangen wird, hat seinen eigentlichen Grund in der Sache selbst, denn ohne Erziehung keine Beratung und keine Psychotherapie.

Allen drei Gruppen wird also zugemutet, die das eigene Arbeitsfeld bestimmende Zeigestruktur einmal aus der Perspektive der beiden anderen in den Blick zu nehmen. Das vertieft nicht nur das Verständnis für das Andere, sondern schärft eben gerade dadurch den Sinn für das Eigene, für dessen Möglichkeiten wie für dessen Grenzen. Derlei Zumutungen sind zumeist mit einigen Anstrengungen verbunden, was auch hier gelegentlich der Fall sein dürfte. Denn ›einfach‹ ist nicht immer gleichbedeutend mit ›leicht‹. Aber, das zumindest ist die Überzeugung des Autors, die Anstrengung lohnt sich, winkt doch am Ende größere Klarheit. Und Klarheit über das, was man tut, ist eine notwendige Bedingung für professionelles Selbstbewusstsein – eben für ein Bewusstsein des professionellen Selbst, das auf anspruchsvollem Terrain sich wirksam zur Geltung zu bringen bemüht – sei es in der Erziehung, in der Beratung oder in der Psychotherapie. Welche Einsichten dabei im Einzelnen zu gewinnen sind, das zeigt sich natürlich erst dann, wenn man die Einladung annimmt – also zu lesen beginnt.

Bei der Ausarbeitung der vorliegenden Studie habe ich vielfältige Unterstützung erfahren, wofür ich an dieser Stelle ausdrücklich danken möchte:

Wertvolle Einblicke in unveröffentlichte Texte hat mir das Luhmann-Archiv an der Universität Bielefeld (Johannes F. K. Schmidt) ermöglicht.

Jonas Heinzel ist nicht nur für die elektronische Gestaltung der Graphiken zu danken, sondern auch für die mühevolle Transformation des Manuskripts in das Gewand moderner Textverarbeitung, eine Arbeit, die er mit bewundernswerter Kompetenz und großer Sorgfalt auf sich genommen hat.

Zudem gab es »Vor«-Leserinnen und »Vor«-Leser«, die frühe Fassungen so wohlwollend, kritisch und konstruktiv kommentiert haben, dass der Text dadurch zweifellos an Verständlichkeit gewonnen hat.

Besonderer Dank gilt Werner Glenewinkel, Ekkehart W. Müller und Klaus Schwerda, die den gesamten Prozess der Arbeit mit freundschaftlichem Zuspruch, fachlicher Expertise und kreativen Änderungsvorschlägen begleitet haben und, wie Joachim Burmeister und Dagmar Kube, auch vor der Durchsicht der Druckvorlage nicht zurückgeschreckt sind.

Herr Dr. Klaus-Peter Burkarth vom Kohlhammer Verlag hat mit großer Geduld an diesem Projekt festgehalten und es schließlich in der nun vorliegenden Form auch möglich werden lassen.

Kiel, im September 2021

Volker Kraft

Erziehung - Beratung - Psychotherapie

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