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1.3 Die großen Themen der Philosophie

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Viele Einführungen in die Philosophie benennen ihre Themen und Teilgebiete im Geiste Immanuel Kants. Der schrieb: „Das Feld der Philosophie […] lässt sich auf folgende Fragen bringen: 1) Was kann ich wissen? 2) Was soll ich tun? 3) Was darf ich hoffen? 4) Was ist der Mensch? Die erste Frage beantwortet die Metaphysik, die zweite die Moral, die dritte die Religion und die vierte die Anthropologie. Im Grunde könnte man aber alles dieses zur Anthropologie rechnen, weil sich die drei ersten Fragen auf die letzte beziehen“.8

Auch wenn sich die großen Themengebiete erst im Laufe der Geschichte professionell entwickeln, werden ihre Grundfragen doch von Anfang an gestellt und etablieren sich zu „Disziplinen“ der Philosophie; ihnen gehen die folgenden Kapitel dieses Buches nach:

Was etwa Erkenntnis überhaupt sei, wie sie zustande kommt und wo ihre Grenzen liegen: das ist ein Grundthema der Philosophie von Anfang an (Kapitel 5). Im 20. Jahrhundert gelingt im Zusammenhang mit Erkenntnisfragen der Sprachphilosophie ein großer Bedeutungszuwachs: „Sprache“ erscheint eine Zeitlang als neuer Schlüssel zu allen alten Problemen (Kapitel 4). Von „Erkenntnis“ möchte man im Allgemeinen verlangen, dass sie „wahr“ bzw. „zutreffend“ ist: eng mit der Erkenntnistheorie verbunden ist darum auch die Frage, in welchem Sinne man von „Wahrheit“ reden kann. Das Spektrum reicht dabei von den grundsätzlichen Welterklärungsansprüchen der Metaphysik (Kapitel 3) bis zu der Auffassung, dass alle „Wirklichkeit“ nur eine kulturelle Konstruktion darstelle. Vor allem die Natur- und die Wissenschaftsphilosophie (Kapitel 2 und 6) machen in der Moderne der klassischen Metaphysik, die vom Grund der Welt, von Gott und der unsterblichen Seele handelte, zunehmend den Rang streitig. Was wir heute von der Welt zu wissen glauben, ist von den Ergebnissen der empirischen Wissenschaften, und was wir für vernünftig halten, von ihrem Denkstil entscheidend geprägt. Zudem ist es der große Einfluss von Wissenschaft und Technik in unseren Lebens- und Weltverhältnissen, der zum Nachdenken zwingt.

Der bis hierher skizzierten, auf Wissen ausgerichteten „theoretischen“ Philosophie steht die Praktische Philosophie gegenüber. In traditionalen Gesellschaften regeln, z.B. in Vergegenwärtigung der in den Mythen überlieferten Weltdeutungen, unbefragt in Geltung stehende Normen und Institutionen das soziale, sittliche und politische Handeln. In Umbruchszeiten aber und wenn die Legitimität institutionalisierter Sittensysteme in Zweifel gezogen wird, entstehen die Kantische Frage: „Was sollen wir tun?“ und ein Bedarf nach philosophischer Reflexion über Werte und Normen. In der Ethik geht es entsprechend nicht um das Sein und seine Erkenntnis, sondern um ein Sollen, um menschliche Praxis und Lebensweise. Ethische Sätze beschreiben keine Sachverhalte, sondern sind normativ und präskriptiv [auf Werte ausgerichtet, schreiben etwas vor]. Auch die Fragen nach Glück und Lebenskunst gehören zur Ethik (Kapitel 7). Das Politische entsteht, ähnlich wie das Ethische, indem das Individuum sich mit der Grundtatsache konfrontiert sieht, nicht alleine auf der Welt zu sein, sondern sich zusammen mit anderen vorfindet, mit denen es sich auseinander zu setzen hat, deren es aber auch bedarf (Kapitel 8). Die Bemühungen der Kultur- und Geschichtsphilosophie (Kapitel 9 und 10; beide sind Hervorbringung vor allem des 18. und 19. Jahrhunderts) fragen nach den treibenden Kräften und bewegenden Faktoren der Kultur und nach „der einen Geschichte“ mit womöglich angebbarem Ziel bzw. nach einem Fortschritt oder Rückschritt des Menschengeschlechtes. Der Begriff Ästhetik bezeichnet die philosophische Reflexion auf die Künste und das Schöne oder auch, wie man für die Gegenwart formuliert hat, auf die „nicht mehr schönen“ Künste (Kapitel 11). Neben der Theologie hat auch die Religionsphilosophie (Kapitel 12) immer schon über Fragen nach Religion, Gott und Jenseits nachgedacht. Und noch vor aller Biologie fragt die philosophische Anthropologie (Kapitel 13) nach dem Wesen des Menschen und nach der Bestimmung humaner Existenz.

All diese hier genannten Themenfelder werden im Folgenden im Einzelnen vorgestellt und erläutert, um einen ersten Eindruck von den fachlichen Debatten der Philosophie zu geben, wie sie den Lauf ihrer Entwicklung bestimmen. Diese Lektüre mag inspirieren, sich selbst mit Textauszügen und Ideen auseinanderzusetzen: hierzu werden Materialien, Arbeitsanregungen und Literatur Zum Weiterdenken angeboten. Im Folgenden geht es dabei zunächst einmal um den richtigen Zugang zur Philosophie.

Die großen Themen der Philosophie

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