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1.1 Was ist Philosophie?

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„Das Wesen der Philosophie“ ist nicht einfach zu bestimmen.2 „Die Philosophie gibt es weder in der Geschichte noch in der Gegenwart. Es gibt immer nur eine Vielzahl von Perspektiven, mit denen philosophische Köpfe innerhalb und außerhalb der Institutionen auf letzte Fragen letzte Antworten zu geben versuchen.“ Diese Stellungnahme des Philosophen Willi Oelmüller (1930–1999) lässt schon erahnen, dass man es bei der weltweit an ungezählten Bildungsorten und Universitäten, aber auch im Alltagsleben betriebenen Philosophie und ihrer zweieinhalbtausendjährigen Geschichte mit einer durchaus vielgestaltigen Erscheinung zu tun hat. Philosophie ist ein Bemühen, das sich in immer neuen Lebenssituationen in Auseinandersetzung mit der Welt bildet.

„Philosophie“ entstammt – dem Wort wie der Sache nach – dem antiken Griechenland und bedeutet „Freude haben“, „Gefallen finden“ (philein) an Wissen und Bildung (sophía). Philosophie bedeutet die Bereitschaft, über die Welt zu staunen – statt sie einfach, wie sie ist, hinzunehmen. Sie ist ein Verlangen nach Orientierung und Reflexion, sie zielt auf einen „Eros des Denkens“. „Philosophie“ wird oft auch mit „Liebe zur Weisheit“3 übersetzt. Das ist durchaus bescheiden gemeint, liegt doch die Betonung auf der „Liebe“ zu Orientierung, Erkenntnis und Reflexion und nicht auf deren Besitz. Von Sokrates (469–399 v. Chr.) – einem der ersten Philosophen und zugleich einem der berühmtesten – wird bekanntermaßen bis in unsere Alltagswelt hinein der Spruch kolportiert: „Ich weiß, dass ich nichts weiß“. Bei „Weisheit“ denkt man an ein abgeklärtes Alter und womöglich ist in der Tat das Denken etwas, worin man mit zunehmendem Alter immer noch besser werden kann. Aber über sich selbst nachzudenken und sich zur Welt in ein bewusstes Verhältnis zu setzen – dafür ist es, das ist offensichtlich, nie zu früh und nie zu spät: Die Philosophie behandelt die Grundfragen unserer Existenz. Es ist unmöglich, auf der Welt zu sein, zu leben – und über diese ungeheure Tatsache nicht zu staunen und nach einem „Sinn“ des Ganzen zu fragen. Der Philosophie geht es damit um Fragen, die wir alle uns, sei es allein, sei es im Gespräch, schon einmal gestellt haben. Jede(r) kann und muss sich fragen: Wenn ich meine „Lebensziele“ angeben müsste – welche würde ich nennen? Welche Werte zählen im menschlichen Miteinander? – und er ist mitten im Philosophieren.

Nun gibt es aber auf der anderen Seite den Hinweis, dass nicht im Sinne bloßer Gesinnungskundgebung und vager Debatten „alles“ Philosophie sein kann. In der Werbung und in den Medien ist gelegentlich die Rede von „Unternehmensphilosophie“, „Produkt-Philosophie“ oder einer durch die richtige Zigarettenmarke oder einen griechischen Anisschnaps zu erlangenden „neuen Lebensphilosophie“. Das kann’s ja wohl nicht sein, wird natürlich mit Recht eingewandt.4 Nicht schon Philosophie sind auch alle generellen und diffusen Vorstellungen und Lebenseinschätzungen vom oftmalig unbefragten Alltagshedonismus im einschlägigen „Partyalter“ bis zu „Freut euch des Lebens, eh’ es vergeht“ am Stammtisch.

Die großen Themen der Philosophie

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