Читать книгу Science Fiction Dreierband 3005 - Drei Romane in einem Band! - W. W. Shols - Страница 22
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John Wellesley war beim Frühstück meist brummig. Gewöhnlich wich Angela seiner Laune aus. Sie trank früher eine Trasse Tee. Das Genörgel über die Höhe der Haushaltskosten verdroß sie.
Seit dem Zwischenfall mit Athe Hetaeri war er mürrisch. Erst drei Tage danach ging in seinem Gesicht wieder die Sonne auf. »Angela, ich brachte in Erfahrung, daß der Bungalow deines Bräutigams fertiggestellt ist! Soll ich die Heirat anmelden? Der Personality-Computer braucht Zeit...«
Angela war bestürzt. Sie hatte den Wiederaufbau des Achteckwürfels nicht mit ihrer Heirat in Verbindung gebracht. Sie hatte auch Brian nicht mehr gesehen. Wo steckte er? War sie eine beneidenswerte Braut? Sie sagte abweisend: »Wer weiß, ob Mr. Leclochet es ehrlich meint.«
Der dickliche Onkel war einem Schlaganfall nahe. »Wie! Was? Das hätte mir... Wir werden den Tag festsetzen! Mit kirchlicher Zeremonie - klar! Und dann - ich denke an eine stille Feier - ohne Prunk - wenig Gäste!« Er lachte schief. »Ein junges Paar will allein sein. Ich werde alles arrangieren!« Er wedelte mit beiden Händen.
Angela rümpfte die Nase. »Nur mit seiner Zustimmung!«
Wellesley hörte nicht. »Äh - gab es was Wichtiges - bei eurem Zusammensein - du weißt schon ...«
»Nichts! Was willst du wissen?«
»Kann er dich ernähren? Er faselte von Vorerbschaft - das ist nicht bewiesen!«
Marl kam aus ihrem Zimmer. Sie naschte Schokolade. »Ich denke, dieser Leclochet ist dein Untergebener, Vater?«
»Sein Auftreten war schandbar!« ergänzte Clotis aus einer anderen Richtung.
Angela hielt an sich. »Onkel, willst du ihn in seiner Stellung lassen?«
Wellesley drückte die Brust heraus. »Dir zuliebe, ja! Ansonsten - ich werde ihm genau auf die Finger sehen.«
Angela konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Ihr betrügt euch selbst!« sagte sie mit Überzeugung. »Ich bin sicher, Mr. Leclochet braucht unser Wohlwollen nicht. Er hat alle Vollmachten von Onkel Frank - und weiß, was er will! Ihr, Marl und Clotis, wißt das nicht!«
»Keinen Streit bitte!« sagte Wellesley. »Ich erlaube mir zu erwähnen, Angela: Der Aufbau des Achteckwürfels in der Fimbriastreet ist eine Marotte! Angeberei! So wirft man unüberlegt Dukaten hinaus. Er muß den Wohnwürfel eines Tages mit Verlust verkaufen. Wo bleibt da seine Genialität?«
Er blickte auf den Taschencronographen, wischte sich über den Mund und stand auf. Ohne Gruß nahm er einen Sportgleiter ins Büro.
Angela räumte auf. Sie kontrollierte die Haushaltskladde. Es gab einiges auf der Stachelradschreibmaschine nachzulochen. Nach etwa vierzig Minuten Arbeit wurde sie am Videofon verlangt. Cogi meldete: »Ein Phonogramm für Sie, Miß Brewster.«
Ajigela war erstaunt. Sie ließ sich das Blättchen bringen und hörte die Botschaft ab.
Brians Stimme war zu hören. »Liebe Angela, besuche mich bitte sofort! Fimbriastreet - Neubau!«
Marl und Clotis wedelten mit dicken Schultern und machten »Ph!«. Angela atmete durch. Eine Minute später war sie unterwegs. Sie nahm das Fußgängereilband.
Sie kam um die letzte Straßenkreuzung und konnte bereits den Achteckwürfel sehen - und viele Siccuten, die dort arbeiteten. Brian war nicht darunter.
Im gleichen Augenblick stand das Eilband. Dann lief es gegen den Willen Angelas zurück. Sie vergaß abzuspringen. Dann konnte sie es nicht mehr.
Das Band hielt. Angela stieg herunter. Sie stand vor Athe Hetaeris Bürowürfel. Mehrere Siccuten umringten sie. Sie verschwand zwischen den fremden Wesen. Dann wurde sie durch eine Tür gedrängt.
»Miß Brewster!« Ein bekannter Akzent schwang in der Stimme.
In einem mit Aluburanmöbeln ausgestatteten Raum standen Elektronikleuchten in allen Farben des Spektrums. An einer Wand hing ein großes Bild: ein Siccut mit durchscheinendem Corpus. Gedankenwellen strömten aus seinem Kopf. Darüber standen die Worte: Weit besser für das Heil der Siccuten ist frommer Irrtum, der verbindet, als kalte Weisheit, die verführt.
Unter dem Bild, an einem Pult aus Bergkristall, saß Athe Hetaeri. Er erhob sich und neigte den Oberkörper. »Ihr Onkel wird gleich hier sein, Miß Brewster. Nehmen Sie bitte Platz!« Er zeigte auf einen Schalensitz.
Sie ließ sich nieder und betrachtete den Luxus. Sie war sprachlos.
Der Siccut verneigte sich erneut. »Eine große Ehre - Ihr Besuch. Ich schätze mich glücklich ...«
Angela wurde unruhig. »Sparen Sie sich Ihre Worte! Man hat mich gegen meinen Willen hierher gebracht! Was soll das?«
Der Siccut blitzte: »Ihr Onkel kommt nicht!«
Die junge Dame war bestürzt. Die klare Auskunft war eindeutig. Sie sprang auf. »Das ist Freiheitsberaubung - ein Verbrechen! Man wird Sie verbannen ...«
Der Siccut unterbrach sie. »Ihr Onkel, den ich finanziell unterstütze, war einverstanden! Wir haben nur ein Mißverständnis zu klären. Sie erinnern sich der peinlichen Szene, als dieser Terraner in das Büro eindrang - unhöflich, anmaßend! Mr. Leclochet haßt mich - ohne Grund! Er hat Vorurteile! Siccuten lebten schon im Lagunennebel, da war der Planet Terra noch Feuer und Wasserdampf. Ohne Siccuten als dienstbare Wesen wäre Sinaura nie besiedelt worden.«
Miß Brewster war an seinem Vortrag nicht interessiert. »Bringen Sie mich sofort nach Hause!« Sie wurde rot vor Arger.
»Ich sprach von Mr. Leclochet!« betonte der Siccut. »Sie wollen ihn heiraten ...«
»Das ist meine Angelegenheit!« wehrte sie ab.
Er verzog das häßliche Gesicht. »Und meine!« Die Fernsehaugen spielten. Der Siccut schien zu grübeln. »Sie sind eine bemerkenswerte Terranerin - intelligent - mutig - anpassungsfähig. Sie sollten meine Verbündete werden ...«
»Was erlauben Sie sich!« Angela war entrüstet.
»Als vermittelndes Wesen zwischen den Siccuten und den Terranem. Die Geschichte unserer Rasse geht weiter.«
»Sie werden unverschämt!«
»Ich bin vorsichtig«, sagte Hetaeri. »Mr. Leclochet ist ein erfolgreicher Geschäftsmann. Ich bin Aktionär mehrer Firmen des Brewster-Konzerns - und an seiner Toleranz interessiert. Das wäre Ihre Aufgabe!«
»Ich verstehe nichts von Wertpapieren!« wehrte Angela ab.
»Aber Ihr Einfluß! Mir liegt daran, daß der Schätzwert der Bonitätsnachweise bleibt.«
Miß Brewster war erstaunt. Sie faßte Mut. »Was geht das mich an?«
»Ihre Vermittler kann eine Epoche einleiten! In terranischen Büchern steht: Der Geist will nicht, daß man nicht Geld und Gut haben und mehren soll, oder daß man es, wenn man es hat, wegwerfen solle, wie etliche Narren unter den Philosophen und tolle Heilige unter den Christen gelehrt und getan haben.«
Die junge Dame wurde hellhörig. »Sie zielen auf eine Fundamenta-Note, die jedes Unternehmen als kreditwürdig ausweist, stimmt’s?«
»Ja! Eine Fundamenta-Note des Brewster-Konzerns will ich käuflich erwerben! Plus zehn Prozent Vermittlerprovision für Sie!«
Sie schüttelte erstaunt den Kopf. »Ich bin auf kaufmännisch nicht geschult. Und - der Wert einer Fundamenta-Note liegt bei Millionen Golddukaten ...«
»Ich zahle in bar!« erwiderte der lange Siccut stolz.
Miß Brewster schüttelte den Kopf. Sie blieb mißtrauisch. »Wenn mein Onkel das Plasmafusionswerk erbt, können Sie doch seine Fundamenta-Note kaufen!«
Der Mutant verzog das Gesicht. »Mr. Wellesley wird nie eine Fundamenta-Note sehen. Leclochet hütet sie wie sein Leben.«
Angela war verwirrt. »Warum?« fragte sie.
»Das Ansehen der Siccuten! Sie helfen mit, eine Rasse aus der Abhängigkeit zu befreien! Zwei Millionen für eine Wertfolie! Und 200 000 Dukaten für Sie, Miß Brewster! Sie wären dann keine arme Verwandte mehr, sondern eine gute Partie! Sie wären frei von Ihrem Onkel, der Sie zur Zeit für ein Vermögen verkauft! Sie könnten reisen! Ich würde Ihnen im schnellsten Stirling-Liner die Geheimnisse unserer Rasse in den Galaxien des Lagunennebels zeigen. Überlegen Sie bitte sorgfältig! Entschließen Sie sich nicht sofort! Ich bin geduldig. Ich warte!«
Der lange Siccut platschte zur Tür. Bevor er sie öffnete, ließ er die Fernsehaugen blitzen. Er streckte eine Hohlfingerhand in Angelas Richtung. »Unser Gespräch sollte vertraulich behandelt werden - damit niemand ein Leid geschieht!«
Miß Brewster ließ sich aber nicht einschüchtern. Sie erwiderte mit heller Stimme: »Die Fundamenta-Note werde ich Ihnen niemals bringen!«
Der Siccut drückte einen Knopf auf seinem Brustcomputer. Die Tür öffnete sich. Miß Angela tat einen Sprung ins Freie. Da vernahm sie noch die Worte: »Rennen Rosse über Felsen? Oder pflügt man mit dem Rind das Meer? Doch Terra verwandelt Macht in Gift und die Frucht der Gerechtigkeit in Wermut!«
Prophet Amos, dachte sie. Christliche Frühzeit. Dieser Siccut ist wahrlich belesen. Ein Sportgleiter senkte sich auf die Straße. Sie stieg ein und programmierte mit fliegenden Fingern das Ziel.