Читать книгу Science Fiction Dreierband 3005 - Drei Romane in einem Band! - W. W. Shols - Страница 34

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Brian holte einen magnetischen Orter aus seinem Zimmer. Er setzte ihn neben das Videofon. Dann schob er die Lunabrille auf die Nase. Seine Blicke fielen durch ein Fenster über die Flosculastreet. Sie stießen auf einen dreistöckigen Wohnwürfel. Leclochet eilte aus dem Hotel. Er unterquerte die Straße in einem Laufbandtunnel.

Eine schmale Plastikalltür führte in einen verlassenen Block. Handwerkszeug lag herum. Die Wände waren mit Colorfolien beklebt. Er stieg eine unten offene Treppe hinauf. Im dritten Stock stand ein Stuhl am Fenster. Eine Plastiktüte lag am Boden. Sonst war der Raum leer. Der heimliche Lauscher war zu Hetaeri unterwegs. Am hinteren Fenster hing eine Plastiklianenleiter.

Leclochet befragte Terraner, die sich auf der Straße befanden. Eine Frau schilderte einen Mann mit narbigem Gesicht.

Brian kehrte in das Hotel zurück. Willis saß gedrückt im Phonozimmer. Er hatte eine Flasche Whisky dreiviertel geleert. »Was ist los?« fragte er ängstlich. Brian erzählte. Und er setzte hinzu: »Bei Hetaeri würde ich keinen Hohlfinger für Ihr terranisches Leben geben. Sie sollten beim Safetydienst das Führen einer Laserpistole beantragen.«

»Ach was! Er sollte es wagen - dieser Schleimbesen! Ich würde ihn erledigen, bevor er spritzt.«

»Wann treffen Sie ihn?« fragte Leclochet.

»Morgen Abend. Clubsitzung. Stumpfsinniger Humbug! Aber jedes Mitglied muß anwesend sein.«

Leclochet war sehr ernst. Er durchschaute die unglücklich gemischte Mentalität des Mutanten. Er durchschaute auch seine verbrecherischen Möglichkeiten. Hetaeri besaß ein Vermögen! Dukaten stoppten zu allen Zeiten behördliche Neugierde... »Hören Sie auf mich, Willis! Fliegen Sie sofort zum Raumhafen! Ab durch die Mitte zum nächsten Militärstützpunkt!«

Willis warf die Trinkschale an die Wand. »Feige fliehen - nein! Vergessen Sie nicht, Leclochet, ich bin Terraner und werde mit minderwertigen Siccuten noch alle Tage fertig!«

Brian hörte nicht mehr hin. Seine Gedanken schwirrten um die Folgen, die das Abhören haben konnte. Er warnte Willis noch einmal. Dann ließ er durch den Siccutenportiej einen Sportgleiter kommen. Schließlich schlich er erneut um den dreistöckigen Wohnblock, untersuchte die Spuren - und rief nach einer Weile Willis in seiner Wohnung an. Der Mann meldete sich nicht.

Willis schwebte in höchster Gefahr! Diese Clubsitzungen konnten harmlos sein, nur dummer Pomp! Aber sie konnten auch den Tod bedeuten!

Eine Stunde später sprach Leclochet mit dem Oberst im Safetybüro. Die Unterredung dauerte lange. Das Ergebnis:

er wurde einer Sorge enthoben. Er schwebte im Sportgleiter zum Achteckwürfel.

Die Tür war verschlossen. Frank schlief auf der Kombi-Liege. Er erwachte und schimpfte: »Dieses Alleinesein ist eine Schweinerei!«

Brian begriff, daß sich Brewster inzwischen in der Stadt umgesehen hatte.

Eigentlich war nichts dabei. Niemand kannte Frank. Mit Ausnahme von Hetaeri!

»Ich ging raus - um die seltsame Flora von Natorbis zu begutachten. Du weißt, ich liebe Grünzeug aller Art - und ...«

»Heraus damit!«

Der alte Mann errötete. Er hatte großen Respekt vor dem jüngeren Teilhaber. »Ich - habe - die Frau meiner Träume getroffen...«

Der abgebrühte Brian war entsetzt. War das ein Vorbild von Mann? Erst arm, dann reich. Und im Alter verliebt?

»Warum hätte ich sie nicht treffen sollen! Ich bin kein Tattergreis!« Es klang wie eine Herausforderung.

Brian feixte. »Du bist ein Sünder - und ein unreifer Jüngling! Wer ist sie?«

»Weiß ich nicht! Aber - tolle Figur, rothaarig, und sie hat einen sprühenden Geist! Ah - eine Frau!« Er war verzückt.

»Also dick«, stellte Brian brutal fest.

»Nein! Vollschlank! Du beleidigst sie! Sie kann höchstens vierzig Jahre alt sein. Wangen wie Pfirsiche!«

»Und du hast nicht nach ihrem Namen gefragt?« Brian war amüsiert.

»Nein - ich traute mich nicht!« stotterte Frank. »Du hast keine Erziehung, Brian! Man stürmt doch nicht wie ein Elefant...«

»Wenn du gefragt hättest«, unterbrach Brian, »würde sie Clotis Wellesley geantwortet haben.«

Der alte Mann schrumpfte zusammen. »Du spinnst! Eine der Töchter des eitlen Neffen?«

»Sie ist ebensowenig mit dir verwandt wie ich«, sagte Leclochet. »Der Stammbaum hat Wild triebe! John verschwieg mit Erfolg einen Seitensprung. - Trotzdem, Frank! Du, ein reifer Mann und diese ...«

»Horrido!« jauchzte Brewster. »Ich bin gerade achtzehn!«

»Hast du verraten, wer du bist?«

»Nein. Ich deutete nur an, daß mein Einkommen ausreicht, eine Frau zu ernähren.«

»Donnerwetter! Schau mir in die Augen! Hast du verraten, daß du vermögend bist? War sie darauf freundlicher? «

»Du beleidigst uns«, schmollte Frank.

»Und du bist ein verrückter Gockel! Was macht der Siccut?«

»Schläft. Er wollte fort.«

»Laß ihn laufen! Wenn ich an ihn denke, bekomme ich Lust, ihn der Sicherheitsbehörde zu übergeben. Oder durchzuprügeln! Weißt du, was er vorhatte?«

»Nein.«

Brian ging in die Küche. Der fast nackte Mutant blickte ihn aus einem glanzlosen Auge an. Der Gallertfluß war verkrustet.

»Lassen Sie mich frei«, bat er leise. »Athe Hetaeri predigte: Es gefallen dem Geist, die ihn fürchten, die vertrauen auf seine Güte. Keine Freude hat er an der Gewalt. Er heilt gebrochene Glieder und entschmerzt die Wunden.«

Irgend etwas im Betragen des Mutanten erregte Brians Mißtrauen. Er erinnerte sich an Franks Worte. »Du hast es eilig, mein Haus zu verlassen. Warum?«

Der Siccut löschte das Glühlicht im verbliebenen Auge.

»Du hast Angst?«

Das Auge flatterte. Die Haltung drückte Furcht aus.

»Du fürchtest, in dieser Nacht zu vergehen!«

Der Hieb saß. Der Siccut bog sich wie ein Wurm. »Athe Hetaeri predigte, Sie seien ein böser Geist und könnten Gedanken lesen! Sie sind ein Telepath! -Wir haben recht...«

Leclochet pfiff einmal. »Um welche Terrastunde?«

»Vierzig Minuten nach Terra 2!«

Der Terraner nickte. »Du darfst gehen.«

Er brachte den Verkrüppelten Siccut in die Dämmerung hinaus.

Als er wieder bei dem Alten stand, zog er Bilanz. »Großangriff! Was schlägst du vor? Wir könnten die Safetymen alarmieren. Geschieht nichts, sind wir blamiert! Oder wir fechten den Kampf alleine aus und melden nur das Ergebnis. Dann glaubt man uns! Sie wollen Beweise!« Er setzte sich und lachte sarkastisch.

Der Achteckbungalow stand in einem großen Park. Davor gab es Büros, Speisestuben, Kaufcenter. Die Terraner waren um diese Zeit in ihren entfernt liegenden Wohnwürfeln.

»Ich denke, Frank, daß sie es auf die Fundamenta-Noten abgesehen haben. Sie hoffen, ich schleppe sie im Tresorbeutel mit mir herum. Also ein konventioneller Angriff mit schallgedämpften Lasern. Woolf leitet die Sache. Er ist schließlich Chef der aktiven Gruppe.«

Sol 7 wurde abgeschaltet. Laut Wetterplan setzte aus Millionen Düsen unter der Kunststoffkuppel Nieselregen ein. Brian eilte zum Bungalow von John Wellesley. Er lief um das Haus und entdeckte Angela am Fenster. Er winkte hinauf. Sie kam sofort in den Garten herunter. Er beruhigte sie. Er habe Vorsichtsmaßnahmen getroffen. »In einer Woche ist alles vorbei! Übrigens ist das Safetybüro eingeschaltet.«

»Ich begreife den Grund nicht«, erwiderte sie. »Handelt es sich um die Fundamenta-Noten? «

Er bejahte.

»Ist das so wichtig? Onkel John versuchte mir vieles zu erklären, aber ich verstand es nicht.«

Sie verließen den Garten und gingen durch eine Tannenallee.

Leclochet setzte zu einer längeren Erklärung an.

»Frank ist ein origineller Kauz. Man weiß nie, was er mit seinem Vermögen anstellt. Die Fundamenta-Noten sind terranisches Gesetz, um die Bonität seriöser Firmen nachzuweisen. Frank und ich hatten uns auf 2 : 1 Anteile geeinigt. Gott sei Dank mit der Klausel, daß im Todesfall zuerst der Partner erbt und nicht die Verwandten. Auf einem Flug zum Jupitermond 7 fragte er an, ob er Hetaeri einige Goldobligationen schenken dürfe. Ich hatte nichts dagegen. Als ich zurückkehrte, mußte ich entdecken, daß er dem Mutanten nicht Börsenpapiere, sondern eine Fundamenta-Note gegeben hatte. Hypnotischen Einfluß durch Hetaeri halte ich nicht für ausgeschlossen.«

»Soweit klar! Aber die Majorität bleibt bei dir.«

Leclochet verzog die Mundwinkel. »Der Überlebende erbt die Anteile des anderen. Entweder versucht Hetaeri verbrecherische Kniffe, oder...«

»Er bringt dich um!« sagte sie einfach.

»So ist es. Seine Erfolge hängen von Dukaten ab, vom Mitspracherecht in großen Konzernen. Wenn ich diese Nacht nicht überlebe, wird Hetaeri vom Safetyoffice verhaftet. Ich hoffe, er kalkuliert das nicht ein. Logisches Pläneschmieden ist seine schwache Seite.«

»Wenig tröstlich«, nickte Angela. »Wenn er mich in seine Gewalt brächte

— was würde sich ändern?«

»Ich müßte die Fundamenta-Note herausrücken!« Uber diese Liebeserklärung schoß ihr das Blut in die Wangen.

»Du - bist mir nicht verpflichtet, Brian! Jetzt - wo der Großonkel noch lebt - müssen wir nicht heiraten!« Diese Worte kosteten sie große Überwindung. Es tat ihr weh. Und darüber war sie bestürzt. Sie senkte den Blick.

Aber er drückte ihr das Kinn hoch. »Wirklich kein anderer Grund?«

Sie schüttelte kaum merklich den Kopf.

»Gut!« erwiderte er. »Die Linie Brewster muß nicht fortgesetzt werden! Eine kuriose Idee von Frank, nein!«

Ihr Mut sank zum Nullpunkt.

»Aber es gibt einen anderen Grund, daß ich dich zur Frau haben möchte ...« Er legte einen Arm um ihre Schultern. Sie blickte ihn an. Sie konnte unausgesprochene Worte lesen.

»Am Freitag wird geheiratet!« Er beugte sich vor und küßte sie.

Der Nieselregen nahm zu.

Brian Leclochet lief pfeifend inmitten der Fliridusstreet. Er legte einen Dauerlauf ein und erreichte den Achteckwürfel auf leisen Sohlen.

Frank ließ bei seinem Eintritt eine Lochkarte verschwinden. Er schimpfte: »Wegen dir kriege ich noch einen Herzinfarkt!«

»Neues Testament?« fragte Brian neugierig. Er deutete auf die Stachelradschreibmaschine.

Frank verschluckte sich. Er hustete anhaltend. Brian bekam einen Verdacht. »Er lachte hell. »Ein Liebesbrief?«

»Blödsinn«, wehrte sich der Altere lahm.

»Du bist dran, das Abendbrot zu richten«, sagte Brian. »Darf ich bitten!« Vor dem Fenster fuhr ein künstlicher Blitz herunter. Brewster zuckte zusammen. »Muß das sein - künstliche Gewitter?«

»Alles in dieser Kuppelstadt soll terraecht sein.« Brian ging zu einem Schrank. Er zog drei weitere Sauerstofflanzen heraus und lud die Waffen. Er warf Frank eine Flinte zu und eine Schachtel mit gehackten Plexiglasstückchen.

Frank seufzte. »Unsere Situation erinnert an den Irrflug zum Planeten Peregrina. Dort beschossen uns Wilde mit Zitterhalmen. Wir verloren sieben Mann. Von den Wilden verglühten einundfünfzig. Ein unabwendbares Gemetzel.«

Er zog die Lochkarte verstohlen aus der Tasche. »Soweit ich mich erinnere, kannst du recht haben. Sie hat nur vom Vater Wellesley-Blut.«

»Wovon sprichst du?« Brian hantierte mit den Waffen.

»Von ihr!« Clotis hatte das Gefühlsleben des alternden Mannes völlig durcheinandergebracht. »Hoffentlich erschrickt sie über dieses programmierte Quartalsgewitter nicht zu sehr...«

Brian versuchte zu foppen. »Wenn die Regencomputer streiken, ersaufen wir - und sie mit.«

Frank wurde böse. »Du bist ein garstiger Knochen! Willst du mich verkraulen?«

»Galgenhumor!« entgegnete Brian. »Ich warte noch immer auf einen Imbiß.«

Frank schnaufte wie ein Blasebalg und verdrückte sich in die Atomküche.


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