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UNGEHEUER MASCHINENSTEUER?

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Eine »Maschinensteuer« brauchen wir nicht, tönt es aus konservativen Industrie-und Politik-Bastionen. Und was, wenn doch?

Der Job einer Supermarktkassiererin ist sprichwörtlich: mühsam, oft stupide, unterprivilegiert, schlecht bezahlt. Aber es ist ein Job. Und die Damen – ich sehe kaum Männer an den Kassen – meines Stamm-Einkaufszentrums in Wien-Favoriten machen ihn gut. So gut, dass Kunden nicht selten ein Lächeln über die Lippen kommt. Ein flotter Gruß. Und das eine oder andere Wort der Anerkennung für die routinierte, gelassene, zügige Abwicklung der Konsumentenschlange vor der Bezahlschranke. Hart erarbeiteter Respekt.

Nun hat die Geschäftsleitung der Supermarktkette beschlossen, Selbstabwicklungskassen zu installieren. Versuchsweise zunächst. Zusätzlich zu den personalisierten Kassen gibt es jetzt Automaten, die es ermöglichen, seinen Einkauf selbst abzurechnen. Es klappt nicht auf Anhieb (und oft, ähnlich wie bei den Ticketautomaten am Flughafen, nur unter absurden Widerspenstigkeiten), aber es ist wohl die Zukunft. Noch flüchten sich die humanoiden Kassen-Profis in die Perspektive, dass Maschinen fehleranfällig sind, der Erklärung bedürfen und überwacht werden müssen. Aber es liegt die Ahnung eines Umbruchs in der Luft. Die netten Damen mit den flinken Fingern werden ihren Job verlieren. Die Supermarktkette wird vice versa mehr Profit machen. Solange es noch Supermärkte gibt.

Ich mag das Wort »Maschinensteuer« nicht. Es ist kalt, es ist technokratisch, es verheißt – und ja, ich bin selbst Unternehmer – nur eine drückende Steuer mehr. Aber wir werden als Gesellschaft nicht umhinkommen, über das Thema Arbeit zu reden. Und die bereits heute merkbaren Faktoren, die unsere Vorstellung davon und die gelebte Praxis des Arbeitsmarkts auf den Kopf stellen. Das Automatenkassen-Exempel ist in diesem Kontext fast banal, aber recht plakativ. Disruptive Technologien und Entwicklungen nennen es Experten, eine neue industrielle Revolution (Kennziffer 4.0), das »Internet der Dinge«, das auch vor unserem Büro nicht Halt macht. Und schon gar nicht vor dem Fabrikfließband.

Weltumspannende Konzerne, die mehr und mehr unseren zunehmend digitalen Alltag bestimmen, gerieren sich als Garanten des Fortschritts und omnipotenter Glücksverheißungen. Der Staat als jahrtausendealte Institution der menschlichen Selbstorganisation hat da vergleichsweise graues Haar auf dem müden Kopf, die Politik sieht dito alt und verbraucht aus. Und oft – Stichworte: Arbeits- und Finanzmarkt, Migration, Bildung, Umwelt – unendlich ratlos. Man könnte darob ins Philosophieren kommen, Aufsätze schreiben und ganze Bücher. Als Nebenerwerbs-Kolumnist, der nicht automatisch der Depression zuneigt, stelle ich nur eine einzige Frage: Werden uns die retten, die – wie Politikroboter – reflexhaft Zeter und Mordio schreien, wenn die Idee einer Wertschöpfungsabgabe (das ist ein viel schöneres und trefflicheres Wort als »Maschinensteuer«) auch nur andiskutiert wird?

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