Читать книгу Hitlers Double. Tatsachenroman - Walter Laufenberg - Страница 6

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Ob es schwierig war, zum Fernsehen zu kommen? Für mich nicht. Ich hatte Pineladder angeschrieben, den Abteilungsleiter der täglichen aktuellen Sendung von Kelowna TV, und ihm mitgeteilt, daß ich seine Sendung gut finde und mich selbst auch. Und daß ich deshalb bei ihm mitmachen will. Und habe fünf Wochen lang nichts von ihm gehört. Dann war meine Geduld zuende. Das war - Moment mal - Ende Juli. Es war lähmendheiß. Jeden Tag beinahe hundert Grad Fahrenheit. Und jetzt ist fast Herbstanfang. Tatsächlich, erst in diesem Jahr war das, in diesem sonnenverbrannten 1966. Soll ein guter Weinjahrgang werden. Aber nicht nur deshalb werde ich dieses Jahr nie mehr vergessen können.

Also: Ich habe den Fernsehmann angerufen und gefragt, was er von meiner Bewerbung hält. Da kam erst nur heiße Luft, doch dann erinnerte er sich. Er hat ihn gesehen, meinen Brief, der anschließend aber irgendwie untergegangen ist. Weshalb er mir leider nicht schreiben konnte, daß er zur Zeit ... Ehe er noch den Satz zuendebringen konnte, habe ich gesagt: „Meine Münzen sind alle. Ich bin morgen gegen Mittag bei Ihnen im Büro. Dann können Sie mir alles Weitere mündlich mitteilen.“ Das muß ihm gefallen haben. Er sagte einfach „Okay“ und „Bis morgen“ und legte auf. Mir war klar, daß er ein schlechtes Gewissen hatte wegen der Schlamperei in seinem Laden. Sehr gut. So habe ich das am liebsten, wenn ich was von einem will.

Und nun sitze ich hier im Schneideraum und versuche, aus dem Mann, der da erschossen im Wald lag, einen Film zu machen. Der unbekannte Tote mit dem kleinen, feinen Loch im Hinterkopf unter den hohen Ponderosakiefern. Ein Fremdkörper im üppigen Salbeigesträuch rundum, das er rot eingefärbt hatte - er lag wohl schon einige Stunden da. Die drei von der Mordkommission, so lustlos eifrig, und der Zinksarg am Straßenrand. Über allem der blaue Endloshimmel mit den weißen Kunstpostkartenwölkchen. Ein wunderlich friedliches Bild, ein Werbefilm, wenn da nicht die Leiche wäre. Neben Maggy Fry sitze ich und ertappe mich immer wieder dabei, daß ich auf ihre Hände schaue statt auf den Monitor. Maggy hat von unseren Cutterinnen die schönsten Hände. Wenn nicht die schönsten der Welt. Langfingrig und zartgliedrig und so beweglich. Als ob ihre Finger ein Glied mehr hätten. Und jede Bewegung ist so elegant wie aus Harper’s Magazin abgeschaut. Dabei diese sexy Fingerkuppen, die wie elektrische Kontakte sind. Man weiß, was die Berührung bringt, und hält sich vorsichtig zurück. Nicht nur wegen der leuchtend roten Warnfarbe auf den spitzgefeilten Fingernägeln.

Ich bin noch zu neu bei Kelowna TV. Noch kann ich mir keine Eskapaden leisten. Und sie ist eine - sagt man da alte Häsin? Sie weiß auch ohne meine Anweisungen, wie sie das etwas überhastet gedrehte Filmaterial sinnvoll zusammenschneidet. Aber ein paar Anweisungen muß ich ihr geben, schließlich bin ich der Reporter. Nein, so nicht. Geht doch nicht, daß sie immer wieder eine andere Einstellung nimmt als ich ihr sage. Na, wird schon seine Richtigkeit haben. Man kommt ja auch kaum mit bei diesem derwischartigen Fingertanz über die aufgeschreckt vor und zurück fahrenden Filmrollen, über die Klebepresse, gepackt, geklackt und weggeschoben und schon wieder in der Hand. Schwindelerregend. Und dazwischen immer wieder mit dem vollen weißen Arm hinauf zu den Klammern am Galgen neben ihr, wo sie Filmtakes aufhängt und abnimmt, hin und her, endlos her und hin, als könnte sie sich nicht entscheiden, welches Kleid sie aus dem Kleiderschrank holen soll. Mit diesem erregend weißfleischigen Arm. In der lüstern lockenden Schummerbeleuchtung.

„Fertig, Mister Harrison.“

„Aber sagen Sie doch nicht immer Mister Harrison zu mir, Maggy. Ich heiße William.“

„Trotzdem fertig.“

„Danke, Maggy. Wie Sie das wieder gemacht haben. Toll.“

„Gern geschehen. Aber wer ist denn nun der Tote, und warum hat man ihn umgelegt?“

„Tja, das sind zwei gute Fragen. Und auf die fehlen mir bisher exakt drei Antworten.“

Der Film läuft noch am selben Abend über den Bildschirm. Selbstverständlich. Aktuelles Fernsehen kann nicht darauf warten, daß sich Antworten zu offenen Fragen finden lassen. Schon am nächsten Abend wäre unsere schöne Leiche kalter Kaffee. Dann hätten die Zeitungen sie längst verhackstückt.

Pineladder mit großem Doggengesicht, die Ärmel aufgekrempelt, hinter seinem wuchtigen Schreibtisch, sein Jackett hing am Fensterhaken. Bei meinem ersten mühsam ungehemmten Eintreten in sein Büro. Ich beim Big Boss. Das wabbelige Doggengesicht, genau so stellt man sich die Männer an den Hebeln der Macht vor. Hinterm Schreibtisch, dem vorgelagerten Befestigungswerk. Und dann entschuldigte der Boss sich dreimal für den verlorengegangenen Brief, kaum daß ich vor ihm stand. Ich gratulierte mir dreimal dazu. Ein optimaler Einstieg. Der Boss ließ sich sogar geduldig erzählen, wer ich bin und was ich zu bieten habe. Ich habe es kurz gemacht: Dreißig Jahre, Hobbyfotograf und Hobbyfilmer, Hochschulabschluß und viele Jobs, nur keinen festen, aber schon drei Kurzgeschichten in literarischen Zeitschriften veröffentlicht.

„Was haben Sie studiert?“

„Geschichte.“

„Natürlich die beste Vorbereitung für eine Tätigkeit beim aktuellen Fernsehen“, bemerkte er trocken. Darauf wußte ich nicht gleich was zu sagen.

„Alles sehr gut, sehr gut“, suchte er das Gespräch zu beenden, „aber ich habe leider keine Stelle frei.“

„Irrtum. Ich brauche keine Stelle. Meine Eltern haben eine gutgehende Farm, auf der ich wohne. Nebenher verdiene ich einiges Geld als Kinderfotograf und auf Tanzveranstaltungen. Und ich habe Geld von meiner Großmutter. Aber ich will Neues kennenlernen. Ich will dabeisein, wenn Fernsehen gemacht wird, nur dabeisein, versteh’n Sie. Um zu lernen, wie es geht.“ Jetzt nur nicht noch einmal sprachlos sein, überlegte ich. Sonst habe ich verloren. Okay, es stimmt ja, daß ich hier wie ein typischer Hinterwäldler aufgewachsen bin. Aber so doof wie die bin ich nicht. Wie oft habe ich das schon zu hören gekriegt: „Ganz schön clever.“

„Aber es gibt bei uns auch keine freie Volontärstelle,“ Pineladder, sich zurücklehnend, in dem Gefühl, mich nun endlich los zu sein. Das Fernsehvolk wartet auf ihn.

„Volontärstelle? Brauch’ ich nicht. Ich bin nur so dabei. Ich helfe Ihren Leuten das Stativ und die Silberkoffer tragen. Kostenlos.“

„Ja, wenn das so ist, Mister Harrison, wenn Sie keine Stelle wollen und auch kein Geld, dann kann ich ja schlecht nein sagen.“

„Also kann ich kommen?“

„Meinetwegen.“

„Wann?“

„Wann Sie wollen. Am nächsten Ersten oder ...“

„Oder morgen?“

„Oder morgen.“

„Also bis morgen.“

„Bis morgen.“

Das war ein Tag. Ende Juli wie gesagt. Die schönste Sonne über dem Okanagansee. Und aufkommender Wind. Schon früh dieser Tanz der weißen Segel auf dem unternehmungslustig kringeligen Wasser. Und dieses funkelnde Tiefblau. Ist schon wahr, das ist die schönste Ecke von ganz British Columbia, wenn nicht der ganzen Welt. Unsere Riviera, ja. Aber mir tat es nicht leid um die Sonne, um die Segel, die mir in dem Moment nichts nützten. Ich saß mit in der Redaktionskonferenz. Am frühen Vormittag. Ich war von Pineladder kurz vorgestellt worden. Als einer, der sich mal ein bißchen beim Fernsehen umschauen möchte. Nur mal so reinschnuppern. Natürlich hielt ich mich brav zurück. Wie an steilen Wegstrecken steht: Langsam anfahren! Die eingegangenen Meldungen wurden Zettel für Zettel durchgesprochen. Und ein Filmteam nach dem anderen kriegte seine Aufgabe zugewiesen, wurde losgejagt. Hurry up! Immer ein Reporter mit Kameramann, Kameraassistent und Tonmeister. Das waren Einsätze im gesamten Okanagantal. Das reichte von Penticton und Oliver im Süden und darüberhinaus, nahe der amerikanischen Grenze, bis nach Vernon und Armstrong im Norden. Und der eine oder andere Ort links und rechts in den Bergen hätte mich auch gereizt. Ich sollte mit dem letzten Reporter rausfahren, hatte Pineladder verfügt, weil der am wenigsten Zeit hat und am ehesten einen Helfer brauchen kann.

Gerade als wir, das letzte Team, nach Winfield aufbrechen wollten - nichts Besonderes, hieß es, nur ein schwerer Verkehrsunfall, etliche Tote und Schwerverletzte -, kam ein Anruf. Ein Öltank geborsten, in Peachland, viel Öl bereits ausgelaufen, seit Tagen, und die Gefahr, daß die Pfirsichplantagen schon beeinträchtigt sind. Da soll was vertuscht worden sein.

„Verdammt! Da muß ein Extrateam hin.“ So Pineladder, als er das letzte Team nach Winfield rauswischte. Mit großer Geste. Und mich festhielt. „Halt, Mann! Da in Peachland die angerichtete Scheiße zeigen. Mit dem Informanten sprechen. Herauskriegen, wer Mist gemacht hat. Trauen Sie sich das zu, Mister Harrison?“

„Keine Frage.“

„Der Disponent fährt mit Ihnen. Der ist ein erfahrener Kameramann. Der weiß selbst, was er drehen muß. Wenn Sie sich nur ein bißchen um die Leute vor Ort kümmern und Notizen machen. Für den Filmtext, den Sie machen müssen. Einen Tonmeister haben wir auch noch für Sie. Für einen O-Ton von einem der betroffenen Farmer. Aber das macht der auch allein.“

„Alles klar.“

„Also los! Viel Glück!“

Ich saß in einem der Wagen, auf denen türbreit die Lettern stehen: Kelowna TV. Wie oft hatte ich die gesehen. Überall, wo was los war. Jetzt saß ich drin. Als Reporter unterwegs. Mit meinem Filmteam. Der Tonmeister fuhr. Wir mußten auf die andere Seite des Sees hinüber, ans Westufer. Über unsere gute alte schwimmende Brücke. Wie oft habe ich mich darüber gewundert, daß Beton schwimmen kann. Na ja, die Hohlräume. Jetzt kümmerten die mich nicht. Mehr als die Fahrt über die Brücke habe ich nicht mehr mitgekriegt. Ich segelte wie auf Wolken durch die Landschaft, hoch über dem Highway 97, und spürte nur eines: Nie war das Okanagantal paradiesischer. Um plötzlich vor dem großen Gebäude mit dem geborstenen Öltank zu stehen. Reiß dich zusammen, William! Der Informant war bald gefunden. Und der Mann war sehr zugänglich. Nur wußte er nicht viel Brauchbares zu berichten. Aber er wußte, wer bei der Stadtverwaltung der Verantwortliche war. Und wer sein Untergebener, der ihn nicht leiden konnte. Und natürlich gerade bei dem war ich keine halbe Stunde später. Mit einem Taxi hingefahren, nicht mit unserem Wagen. Zur Tarnung. Trotzdem hatte der Mann mehr Angst als mir lieb war. Da knurrte mir der Magen so unüberhörbar. Wir haben beide gelacht. „Mittagszeit. Mein Handikap, daß ich keine Mahlzeit ausfallen lassen kann“, entschuldigte ich mich. Ich schlug dem Mann vor, mit ihm essen zu gehen. „Sie sind eingeladen.“ Und er hat sich nur wenig geziert. In dem italienischen Restaurant, bei einer Pizza und einem Vino rosso, hat er dann ausgepackt. Wer nicht aufgepaßt hat. Wer versucht hat, alles unter den Teppich zu kehren. Wieviel Hektoliter Grundwasser von einem einzigen Liter Öl verseucht werden. Was für eine Menge Erdreich ausgekoffert werden muß. Ein veritabler Skandal. „Aber meinen Namen nennen Sie nicht, verstanden!“ Immer wieder mußte ich ihm das bestätigen. Was interessierte mich sein Name. Mein Name, ja, daß der genannt würde, das war wichtig.

Als ich zu meinem Filmteam zurückkam, waren die Silberkoffer schon gepackt. „Alles im Kasten“, sagte der Disponent. „Ab zum Kopierwerk!“

Nie in meinem ganzen Leben habe ich so ungeduldig darauf gewartet, daß ein Film entwickelt wird, wie bei diesem Streifen über das Öldesaster in Peachland. Dabei waren mir die Pfirsiche so Wurscht. Schon diesen ersten Film hat Maggy Fry geschnitten. Mit ihren göttlichen Händen. Zufall. Oder auch nicht. Vermutlich hat Pineladder die Anweisung gegeben, daß die erfahrenste Cutterin sich des Neulings annehmen soll. Ich saß neben ihr, wie vorhin bei unserem Mordfilm. Sie hat mir den fertigmontierten Beitrag dreimal vorgeführt, die einzelnen Szenen ausgestoppt, mich die Zeiten notieren lassen, mir die Stoppuhr in die Hand gedrückt. „Schreiben Sie, schreiben Sie, Mann! Wir sind spät dran. Der Beitrag muß rüber. Die Regie hat schon danach gefragt.“

Mein Film war bereits eine Viertelstunde später auf dem Bildschirm. Mit meinem Kommentar. Und mein Name wurde genannt. Die Kollegen waren längst alle zuhause. Auch Maggy Fry. Schade. Wie dringend hätte ich in dem Moment einen Menschen gebraucht, der sich mit mir freut. Nur ich allein saß noch in der Redaktion - und wäre am liebsten für immer dort sitzengeblieben. Wie ein Nachtwandler bin ich schließlich heimgekommen, in meine öde Junggesellenbude auf der Farm. Auf der man längst den Schlaf der Gerechten schlief. Ich habe noch lange am offenen Fenster gestanden, die Augen in den Sternen verheddert, meilenhoch über unserer kleinen Erde herumirrlichternd. Glück braucht Gesellschaft, sonst droht man zu platzen, habe ich der Frau Luna zugerufen und dem Kleinen Prinzen auf seinem Stern. Welcher von den viel zuvielen Sternen das war? Egal. Es kam eh keine Antwort. Da blieb mir nur mein Biervorrat im Kühlschrank. Original Budweiser. Der letzte Gesellschafter, wenn alle anderen versagen.

Aber dann die Redaktionskonferenz am nächsten Morgen. Da saßen sie wieder alle um den großen runden Tisch, die alten Hasen. Und dazwischen ich, der Neuling. Und Pineladder eröffnete die Sitzung mit den Worten: „Nachdem unser Gast, William Harrison, gestern, als Not am Mann war, so bereitwillig eingesprungen ist, und das mit Bravour, wie ich ausdrücklich feststellen möchte, haben wir einen Mann mehr an Bord. Ab sofort ist Mister Harrison als Reporter für Kelowna TV tätig wie alle anderen - und wird genauso honoriert.“ Und alle mußten hocherfreut tun und mir gratulieren, und ich konnte nur noch stammeln: „Danke, danke.“ Ein großer Augenblick, wahrhaftig. Daß Pineladder hinterher noch gesagt hatte: „Zum Glück ist der Verwaltungsmensch, der die Sache zu vertuschen versucht hat, ein kleiner Fisch“, das sagte mir damals noch nichts.

Das war erst Ende Juli. Die Aufträge kamen dann Schlag auf Schlag. In Penticton mußte ich gleich danach beim Peach Festival drehen. Am ersten Augustwochenende die berühmte Kelowna Regatta. Und immer so weiter. Ein herrliches Leben. Jeden Tag Neues. Und immer wieder alte Bekannte, die einen ansprechen und sagen: „Ich habe Deinen Film im Fernsehen gesehen. Toll.“

Kann man permanent glücklich sein? Sagen nicht alle, die dazu was zu sagen haben, das Glück sei immer nur eine Sache von Momenten? Aber eine endlose Kette von aufgereihten Glücksmomenten ist doch so was wie Permanenz. Und dann hängt sie einem am Hals, die Glückskette, und allmählich merkt man: da hängt was. Und man will ganz was anderes. Blöd eigentlich. Aber so blöd sind wir.

Ich will wissen, was mit diesem Toten ist. Von hinten in den Kopf geschossen. Der Mann war allein, wie die Spurenaufnahme ergeben hat. Ich habe mich erkundigt. Also nichts mit cherchez la femme. Und auch sonst nichts Begehrenswertes in der Nähe. Keine Bank, keine Post, kein vergrabener Schatz. Und unbewaffnet war er. Nur ein gutes Fernglas hatte er. Das war ihm aus der Hand gefallen, als die Kugel ihn traf. Ein Spaziergänger im Wald. Aber ein Fremder. An einem wunderschönen Spätsommertag. Gleich neben der Straße Nr. 33 zum Big White Mount hinauf. Beliebtestes Ausflugsgebiet also. Ausspannen, luftschnappen. Wieso ist so was tödlich? Es hat kein Kampf stattgefunden. Die Geldbörse mit Inhalt noch in der Gesäßtasche. Aber keine Brieftasche in der Jacke, keine Papiere, keine Schlüssel. Irgendwie komisch. Gleich morgen werde ich mit Pineladder sprechen und ihn bitten, mir den Auftrag für eine größere Recherche und einen Hintergrundbericht zu geben.

Das Gespräch mit Pineladder fand statt. Und wir waren uns einig: Da steckt was drin. Es ist einfach zuwenig, nur zu sagen, von dem Täter oder den Tätern fehlt jegliche Spur. Ich darf nebenher an diesem Fall weiterarbeiten, stehe ihm aber für die täglichen Einsätze voll zur Verfügung. Damit kann ich leben. Aber dann nach zwei Tagen ein Ukas von ganz oben: Die Eigentümer des Senders Kewlona TV möchten nicht, daß in der Sache Unbekannter Toter neben der Straße Nr. 33 irgendwelche weiteren Nachforschungen unternommen werden! Mit Ausrufungszeichen. Aber keinerlei Begründung dabei. Ist das nicht schon Grund genug, sich weiter um den Fall zu kümmern? Ich bin ein Terrier. Wenn ich eine frische Fährte in der Nase habe, bin ich nicht mehr zu halten. Da werde ich unausstehlich. Ich zerre an der Leine wie verrückt und reiße jeden um, der mich halten will.

„Lassen Sie die Finger davon“, sagt Pineladder. „Die Herren werden einen Grund dafür haben, nicht weiterrecherchieren zu lassen.“

„Und welchen Grund, bitte?“

„Den müssen sie Ihnen nicht auf die Nase binden. Nicht einmal mir oder dem Programmdirektor.“

„Dann kann ich so einen Grund nicht akzeptieren.“

„Das sollten Sie aber, Mister Harrison. Sonst sind Sie so schnell wieder draußen, wie Sie hereingekommen sind in diese Redaktion. Es wäre schade um Sie. Also lassen Sie sich raten: Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.“

Genausowenig Trost ist im Schneideraum bei Maggy Fry zu finden.

„Es gibt doch auch so genug zu tun“, meint sie.

„Ich will aber diesen Fall weiterverfolgen.“

„Sagen Sie mal, William, welches Sternzeichen sind Sie eigentlich?“

„Wieso?“

„Na, weil Sie so hartnäckig sind. - Also welches? Wassermann ganz sicher nicht.“

„Ich bin Terrier.“

„Quatsch. Terrier gibt es nicht.“

„Bin ich aber. Werdet Ihr schon sehen.“

Hitlers Double. Tatsachenroman

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