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NERO

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NERO: *Vor einem Grablicht: Immer wenn ich Feuer sehe...

THEKLA: Sie meinen dieses Licht?

NERO: Feuer hat etwas Faszinierendes an sich. Ich könnte stundenlang in die Flammen sehen.*Reicht ihm ein Feuerzeug: Danke, Danke! *Zündet genüsslich ein Grablicht an: Dass Sie mich nicht missverstehen: Ich bin kein Pyromane. Ich habe Rom nicht niederbrennen lassen, um es zu zerstören - das dürfen Sie mir glauben - sondern weil ich ein neues, ein schöneres Rom bauen wollte, das alle anderen Städte überragt.

THEKLA: Oh, Kaiser Nero –

NERO: Lassen Sie den Kaiser weg. Jetzt gilt das alles nichts mehr. Sagen Sie einfach Nero zu mir. Außerdem sollten Sie wissen, dass ich schon lange nicht mehr Kaiser bin.

THEKLA: Ich habe in einem Geschichtsbuch gelesen...

NERO: Werden mir da unedle Motive unterstellt?

THEKLA: Man wirft Ihnen vor...

NERO: Wäre ich doch Schauspieler geworden! Ich hatte dafür ein besonderes Talent. - Aber leider musste ich Kaiser sein.

THEKLA: Sie waren nicht gerne Kaiser?

NERO: Die Staatsgeschäfte haben mich angewidert. Sie zwangen mich, meine musischen Neigungen zu unterdrücken. Es ist für die Nachwelt ein unersetzlicher Verlust, dass ich nicht Architekt geworden bin. Ich hätte aus Rom die schönste Stadt der Welt gemacht.

THEKLA: Wir haben uns damals amüsiert, dass Sie bei Ihren Auftritten auf der Bühne die Zugänge zum Theater verriegeln ließen.

NERO: Ich musste es. Die Leute hatten wenig Kunstverstand. Sie wären so töricht gewesen, wegzulaufen.

THEKLA: Sie werden sich nicht an mich erinnern können, Majestät.

NERO: Mit dem besten Willen nicht.

Thekla: Ein Kaiser kann unmöglich alle Untertanen kennen, und alle, die durch seine Verfolgungen umgekommen sind. Es waren doch zu viele.

NERO: *Erschreckt: Es war nicht meine Absicht...

THEKLA: Ich bin Thekla. Sie haben mich den wilden Tieren vorwerfen lassen, den Löwen und den Tigern?

NERO: Gewiss nicht aus Grausamkeit! Ich war zu nachgiebig.

THEKLA: Dem Volk gegenüber?

NERO: Was hätte ich machen sollen? Es wollte Brot und Spiele.

THEKLA: Und ein Kaiser ist nun einmal für sein Volk da.

NERO: Hätte ich mich gegen mein Volk stellen sollen?

THEKLA: *Zeigt ihre Wunden, die ihr die wilden Tiere zufügten. Diese Wunden verdanke ich Ihrer Gutmütigkeit.

NERO: Ich hätte mich nicht auf meine Richter verlassen sollen.

THEKLA: Sie haben mich zur Märtyrerin gemacht. Aber dem Christentum haben nur die Zeiten geschadet, in denen man es in Ruhe gelassen hat.

NERO: Danke, danke, dass Sie das so ehrlich sagen! –

THEKLA: Ich wundere mich noch heute, wie ich das alles durchstehen konnte.

NERO: Und was ist aus Rom geworden?

THEKLA: Ja, was ist aus Rom geworden?

NERO: Ich liebe Rom noch immer.

THEKLA: Es ist inzwischen eine bedeutende, an Kunstschätzen, an Baudenkmälern reiche Stadt, wie ich das von oben aus sehen kann.

NERO: Ich kann gar nicht genug davon hören.

THEKLA: Erzählen Sie!

NERO: Was ist aus meinem Palast geworden? Steht er noch?

THEKLA: An seiner Stelle steht ein Parlament.

NERO: Parlament? Darf da womöglich jeder reden, worüber er reden will?

THEKLA: In vielen Völkern hat sich das durchgesetzt, dass jeder gleichberechtigt mitentscheiden darf.

NERO: Jeder? Wo führt das hin? Abscheulich! Das kann nicht gut gehen, wenn jeder mitentscheiden darf. So wird die Dummheit multipliziert. Haben diese Völker keinen Kaiser mehr?

THEKLA: In Rom regiert jetzt der Papst, das Oberhaupt der Christen!

NERO: Existieren die Christen immer noch? Und die Leute gehen nicht mehr zu den Spielen?

THEKLA: Aber sie kommen bei ihren Spielen ohne wilde Tiere aus.

NERO: Und wer verfolgt die Christen jetzt?

THEKLA: Man kann sie nicht verfolgen, es gibt zu viele. So viele, dass man sie nicht mehr von den Heiden unterscheiden kann.

NERO: Unvorstellbar.

THEKLA: Unvorstellbar.

Dialoge, Monologe, Interviews

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