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Der strenge Vater

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Ignatius, der sonst weiträumig dachte und bei seinen Entscheidungen stets die ganze Welt vor Augen hatte, überließ nicht gern etwas dem Zufall und zeigte einen Hang, alles bis in die Einzelheiten hinein zu bestimmen. Er kümmerte sich selbst um die alltäglichsten Dinge und ordnete an, dass man die Schlafkammern täglich fegte und dass der Koch Fisch und Fleisch beim Zerschneiden und Austeilen nur mit Messer und Gabel berühren dürfe. Er interessierte sich für den Küchenzettel, für die Ausgaben der Häuser und für das Einhalten der Reinlichkeit.

Wenn einer seine Anordnungen nicht oder nicht genau befolgte, musste er die Erfahrung machen, dass der Vater sich dann streng und abweisend zeigte und für jede Nachlässigkeit gern eine Buße auferlegte. So berichtet Goncalves da Camara in seinen Erinnerungen: "Der Vater hat zwei gesehen, die draussen auf der Strasse liefen, und er rief mich und gab mir einen großen ‘Hut' (eine Buße), weil ich sie zusammen geschickt hatte, ohne sie gut zu kennen; und er stellte mir sehr heraus, mit wie wenig Beherrschtheit sie gingen. Als Buße liess er ihnen geben, dass sie während des Abendessens im Refektor einherschreiten, mit Beherrschtheit, und der „welcher vorangelaufen war, sollte jetzt hinterhergehen." War das Vergehen seinem Eindruck nach groß, konnte es geschehen, dass er den Ungehorsamen vom Bett aufstehen, ihm seine mitgebrachten Kleider geben ließ und darauf bestand, dass er unverzüglich aus dem Orden entlassen werde.

Es lag ihm viel an einer vorteilhaften äußeren Erscheinung seiner Mitbrüder. Er schreibt vor, wie die Kleidung auszusehen hat, wie hoch der Kragen, wie breit der Gürtel sein soll, und dass sie keine zu langen und ungepflegten Bärte trügen. Denen, die kein gewinnendes Äußeres und keine guten Umgangsformen hatten, wollte er die Aufnahme in den Orden nicht gestatten. Im 1. Teil der Konstitutionen bemerkt er: „Man merke sich, dass wer immer eine körperliche Missbildung oder einen Defekt hat, wie z. B. einen Buckel oder etwas anderes Monströses, er möge nun so geboren sein oder es aus irgendeinem äußeren Grund bekommen haben, für unsere Gesellschaft nicht geeignet ist, wenn nicht dies alles durch hervorragende Tugenden oder Gaben Gottes ersetzt wird." Er fürchtete, dass die apostolische Wirksamkeit dadurch beeinträchtigt werden könnte. Nur bei Männern von großer Gelehrsamkeit oder von außerordentlicher Klugheit machte er eine Ausnahme.

Vertrautheit wollte Ignatius nicht. Er war auch bei seinen engsten Mitarbeitern auf Distanz bedacht. Er wollte nicht, dass man ihm oder einem Gesprächspartner ins Gesicht blickt. Er verhielt sich, wie er es für angebracht hielt, einmal wie ein strenger Richter und dann wieder wie ein gütiger, verständnisvoller Vater. Aber mit denen, die sich nicht überwinden konnten, die zögerten und sich nicht mit ganzer Kraft einsetzten, ging er rigoros um.

Allerdings war er mit sich selbst ebenfalls sehr streng. Das Bestreben, die eigene Seele zu retten, hielt er für ein zu kurz gestecktes Ziel. Er äußerte einmal: Wenn Gott mir sagte: “Wenn du jetzt sterben wolltest, würde ich dir sofort das Paradies schenken. Willst du aber weiter auf Erden leben, so lebst du auf eigene Gefahr" - da würde ich antworten: Lieber will ich in diesem Leben bleiben mit Gefahr - wenn ich damit Gott noch einen Dienst erweisen kann." Er verstand sich als Werkzeug Gottes und wollte, dass die, die sich seiner Gesellschaft angeschlossen haben, zur Ganzhingabe fähig sind.

Der Ordensgründer war oft nicht bereit, einen, der sich berufen fühlte, in den Orden aufzunehmen. - Weil Gleichgültigkeit gegenüber der Welt nicht mit Aufgeschlossenheit für Gott verwechselt werden darf.

Gibt es auch für Jesuiten - so wie bei anderen Orden. - eine Klausur? - Ignatius sah voraus, dass für seine Jünger nichts so schlimm sein würde, als wenn sie in einem Kloster leben müssten. Klausur gibt es immer nur für einige, aber da muss einiges vorgefallen sein.


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