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Das Exerzitienbuch.

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Die Geistlichen Übungen wurden für einen bestimmten Menschentyp geschrieben, von dem Ignatius sagt: "Die großen Exerzitien würde ich ganz wenigen geben, und zwar Leuten von hoher Bildung, angesehener Stellung und großem Heilsverlangen oder guter Eignung für die Gesellschaft." Im Direktorium weist er die Exerzitienleiter an, "niemals einem noch wenig erleuchteten Geist oder einem zu schwachen Herzen eine übermässige Bürde aufzuerlegen".

Dieses Buch wurde nicht für die geschrieben, die nur lesen, sondern für die, die handeln wollen. Es ist eine Anleitung für ein Leben aus dem Glauben. Ursprünglich von der Inquisition verdächtigt, wird es nach eingehender Prüfung von der Kirche als das Instrument zur Erneuerung des christlichen Lebens ausdrücklich empfohlen: Kein anderes Werk kann damit verglichen werden. Seiner Wirkung wegen wird es gern ‘Schicksalsbuch der Menschheit‘ genannt.

Die Fundamente legte Ignatius 1522/1523 in Manresa. Er hat - so berichtet Pater da Camara - die Geistlichen Übungen "nicht in einem Zug niedergeschrieben, sondern zunächst nur einige Punkte, die er in seinem Inneren beobachtete und die er nutzbringend fand". Viele Gedanken sind nicht neu. Schon der Kirchenlehrer Augustinus dachte über das Verhältnis von Gottesstaat und Weltreich nach. Aber im Unterschied zu ihm ging Ignatius diese Frage nicht spekulativ, sondern pragmatisch an: Was ist zu tun, dass sich das Reich Gottes durchsetzt?

Ignatius legt Wert auf die Beobachtung der Seelenregungen und auf die Unterscheidung der Geister. Er meint: Der Teufel verhalte sich "wie ein Hauptmann, der Kräfte und Lage einer Burg ausspäht, um sie dann an der schwächsten Stelle anzugreifen", er versuche, das Gewissen zu verwirren: "Findet er einen Menschen mit einem laxen Gewissen, setzt er alles daran, ihm die lässliche Sünde als ein Nichts, die schwere als eine lässliche, die ganz schwere aber als eine Kleinigkeit hinzustellen. Findet er dagegen jemand mit einem sehr zarten Gewissen, dann sucht er ihn zu verwirren, indem er als Sünde erklärt, was keine Sünde ist."

Die Geistlichen Übungen betonen die Haltung der Indifferenz. Der Exerzitant soll von allen ungeord-neten Neigungen frei werden und lernen, alle Lebensbereiche zu ordnen. Ignatius versteht darunter nicht die Ataraxie, die Gleichgültigkeit allen Dingen gegenüber, die von den Stoikern als höchste aller Tugenden gepriesen wurde. Für ihn ist sie auch nicht gleichbedeutend mit der Tugend der Gelassen-heit, wie sie die Mystiker dank ihrer Gottverbundenheit besaßen. Er sieht Indifferenz als die Vorübung an, die einen Menschen für den Dienst Gottes fähig macht.

Ewiges Wort, eingeborener Sohn Gottes! Lehre mich die wahre Grossmut. Lehre mich, Dir zu dienen, wie Du es verdienst: Geben, ohne zu zählen, kämpfen, ohne der Wunden zu achten, arbeiten, ohne Ruhe zu suchen, mich hingeben, ohne Lohn zu erwarten. Mir genüge das frohe Wissen, Deinen heiligen Willen erfüllt zu haben.

Ignatius hatte selbst Erleuchtungen und hielt doch nichts von Privatoffenbarungen und Visionen. - Eben deshalb. Er wusste, wie leicht man seine schlechten Träume dafür halten kann.

Jesuiten-Spiegel

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