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Ein Heiliger, der traurig ist, ist ein trauriger Heiliger

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Mit diesem Wortspiel brachte Ignatius zum Ausdruck, dass Humor und Heiligkeit kein Widerspruch sind und da, wo er fehlt, auch mit der Heiligkeit etwas nicht stimmt. Er liebte es, frohe Gesichter zu sehen, und notierte in sein Notizbuch: "Wer sich Gott geweiht hat, der hat keinen Grund zu trauern, wohl aber allen Grund, fröhlich zu sein." Goncalves da Camara erinnert sich an folgende Begebeheit:

Eines Tages sagte der Arzt, er (Ignatius) dürfe ja nicht in Traurigkeit und Trübsinn verfallen, denn das würde ihm schaden. Worauf der Vater mir sagte: "Ich habe nachgedacht, was mich wohl trübselig oder traurig machen könnte, und ich konnte nur einen Fall ausdenken: wenn nämlich der Papst die Gesellschaft einfach auflösen würde; aber auch selbst dann, so meine ich, wäre ich, wenn ich mich nur eine Viertelstunde im Gebet gesammelt hätte, wieder ebenso froh oder sogar noch froher gestimmt als zuvor.'"

Ignatius hatte Sinn für Humor. Seiner Umgebung fiel auf: "Wer aus seinem Zimmer kommt, ist heiter gestimmt." In seinen Briefen legte er Wert auf einen eleganten Stil, auf die persönliche Note, und er achtete darauf, Kritik oder Tadel in Humor wie in Watte einzupacken. So lässt er in einem Bericht über die römischen Ordenshäuser schreiben: "Das Einkommen, von dem das Kolleg lebt, ist Glaube und Gottvertrauen; die Zinsen davon werden zum größten Teil allerdings aufgebraucht, wenn man Häuser damit zu unterhalten hat ... Ich habe so viele Schulden, dass ich bloß noch ins Pfandhaus gehen kann ... Ich hoffe, dass Sie (gemeint ist Pater Nadal, der in Spanien Geldquellen erschließen sollte), wenn auch etwas spät, noch ein Wunder wirken werden."

Ein Hausoberer, der die Anweisungen des Generals nicht so genau nahm, musste sich den Tadel gefallen lassen: "Euer Hochwürden sind offensichtlich in Gedanken so sehr mit Predigten und ähnlichen Aufgaben beschäftigt, dass Sie sich gar nicht mehr daran erinnern, was Ihnen geschrieben wurde, so dass Sie genau das Gegenteil von alldem tun."

Auch Petrus Canisius musste sich wegen seiner Ungeduld eine Zurechtweisung gefallen lassen - sie ist ein Beispiel, wie offen Heilige miteinander reden: "Ihre Klagen, dass die gewünschten Bücher noch nicht fertig sind, lassen fast annehmen, dass Sie glauben, wir hätten in Rom nichts anderes zu tun ... Möchten Euer Hochwürden in Zukunft gefälligst nicht mehr so großzügig mit Versprechungen sein, wenn es sich um die Mühen anderer handelt. .. Die Mühe, die Sie mit Ihrem Katechismus hatten, kann Ihnen ein Maßstab sein für die mühsame Arbeit der Patres in Rom."

Der Ordensgeneral, der selbst eine leserliche und sehr schöne Handschrift hatte, mochte es nicht, wenn jemand unleserliche Briefe schrieb. Einem Rektor ließ er mitteilen: "Wenn auf irgendeinen Punkt Ihrer Briefe keine Antwort erfolgt, so mögen Euer Hochwürden sich selber die Schuld zuschreiben; denn wir können hier Ihre Briefe nicht lesen. Schreiben Sie also in Zukunft entweder selber besser oder diktieren Sie einem andern, der wirklich schreiben kann." Dann fügte er die ironische Bemerkung hinzu: er wolle nicht, "dass der Schreiber seine Augen beim Schreiben und wir unsere beim Lesen und Enträtseln der Zeilen ruinieren".

Polanco, der Sekretär des Generals, imitierte zuweilen seinen Herrn, indem er sich Mühe gab, dass auch seine Berichte humorvoll ausfielen, was nicht immer gelang. So erlaubte er sich über einen Mitbruder die gewagte und nicht schmeichelhafte Bemerkung: "Er ist, wie mir scheint, nur noch deswegen am Leben, um vor seinem Tod noch recht viele Menschen zu belästigen, falls sie nicht heilig werden wollen."

Ignatius von Loyola unterschied sich von Calvin und von Luther vor allem in einem Punkt: Er dachte weniger pessimistisch. Er redete nicht von der Verdorbenheit des Menschen und traute ihnen mehr zu.

"Wer sich Gott geweiht hat, hat keinen Grund, traurig zu sein."

Jesuiten-Spiegel

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