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Ignatius-Sprüche
ОглавлениеDies sei die erste Regel allen Tuns: Vertraue so auf Gott, als hinge der Erfolg der Dinge ganz von dir und nicht von Gott ab; verwende jedoch auf dein Werk so sehr alle Mühe, als wenn du nichts könntest, Gott aber alles tut.
Gottvertrauen und Selbstvertrauen schließen sich nicht aus. Aber wer von Gott erwartet, was er selbst tun muss, sollte diese Haltung nicht Gottvertrauen nennen, sondern Faulheit. Und wer ganz auf sich vertraut, ist töricht, weil er seine Grenzen noch nicht kennt.
Wo liebe ist, da geschehen große Dinge; wo nichts Großes geschieht, da war keine Liebe.
Viele Taten, die von den Geschichtsschreibern als groß und bewundernswert dargestellt werden, entstanden aus fragwürdigen Motiven: aus einem Geltungsbedürfnis, einem Machtstreben oder eingebildeten Sendungsbewusstsein heraus. Oft wurden sogar Völker für ein "großes Werk" geopfert. Aber die Menschen sind nicht für die Werke da, sondern die Werke für die Menschen.
Wer will, dem ist nichts schwer.
Er muss allerdings eine Voraussetzung erfüllen: er muss seinen Willen durch Training gestärkt und fähig gemacht haben, sich gegen Widerstände durchzusetzen.
Was man mit zu großer Eile gewinnt, pflegt nicht erhalten zu werden.
Wer sich hektisch verhält, beweist damit, dass er sich selbst misstraut, ob er das, was er nicht sofort erreicht, erreichen kann, wenn Ausdauer von ihm gefordert wird, die er nicht besitzt. Er rechnet sich nur eine Chance aus, wenn er andere überrumpeln kann.
Man soll niemals ein gutes Werk verschieben, weil es unbedcutend ist, mit dem Gedanken, zu gelegener Zeit höhere Werke zu tun.
Die kleineren Werke, die wirklich getan werden, sind wichtiger als die größten, die man immer nur plant. Ausserdem setzen sich die großen aus vielen kleinen Werken zusammen.
Man muss bedenken, dass der Mensch Gott nicht nur dann gefällt, wenn er betet; sonst wären alle Gebete zu kurz; die nicht täglich 24 Stunden dauern: der Mensch muss sich ja, soviel er nur kann, Gott hingeben! In Wirklichkeit aber hat Gott nicht selten an anderen Dingen mehr Gefallen als am Gebet und freut sich dann sogar, wenn man darauf verzichtet - um wieviel mehr, wenn man es nur abkürzt. Gewiss muss man beten und nicht ablassen; aber in einem vernünftigen Sinn, so wie es die Heiligen und Gottesgelehrten verstanden haben.
Oft stürzt sich der Mensch in die Arbeit, nur um nicht beten zu müssen. Aber ebenso oft betet er nur, um einen Entschuldigungsgrund zu haben, das nicht tun zu müssen, was er tun sollte.
Es kommt vor, dass man, um den alten Menschen zu kreuzigen, den neuen kreuzigt und wegen der Schwäche nicht die Tugenden üben kann.
Mancher Asket hat es bei seinen Selbstkasteiungen zu bewundernswerten Höchstleistungen gebracht. Er hat sich so sehr um heroische Tugenden bemüht, dass er keine Kraft mehr hatte, anderen zu nützen.
Wenn sich unser Herz einmal gewandelt hat, was Wunder, dass dann durch uns auch die Welt gewandelt wird.
Die meisten Reformer waren allzu selbstlos: sie stellten die eigene Erneuerung hintan und setzten alle Kräfte ein, die anderen zu ändern. Sie fanden sich damit ab, selbst unvollkommen zu sein, und taten alles, andere mit Gewalt zu Heiligen zu machen.
Die Dinge dieser Welt ohne Sorgfalt zu tun bedeutet nicht viel; aber die Dinge Gottes ohne Sorge zu tun, das ist unerträglich.
Erst wenn man begriffen hat, dass auch die Dinge dieser Welt etwas mit Gott zu tun haben, wird man sie sorgfältig tun. Diesseits und Jenseits liegen nicht so weit auseinander, wie man gemeinhin meint. Im Hier und Jetzt wird begonnen, was auch für die künftige Welt von Bedeutung ist.
Für jeden Papst würden zur Reform der Welt nur drei Dinge notwendig sein und genügen: die Reform der eigenen Person, die Reform seines Hauses, die Reform des römischen Hofes und der Stadt Rom.
Luther wollte mit 95 Thesen aus einer sündigen eine heilige Kirche machen. Ignatius war im Unterschied dazu der Meinung, diese eine These, mit der Reform bei sich zu beginnen, reiche aus.
Wenn euch die Klugheit als seltener Vogel und schwierig zu haben erscheint, so ersetzt sie wenig-stens durch Gehorsam.
Niemand kann in allen Bereichen Experte sein und alle Wege kennen. Es ist darum klug, sich in schwierigem Gelände oder fremden Gegenden Ortskundigen anzuvertrauen.
Schau in nichts auf Menschenrücksicht, sondern halte deinen Geist innerlich so frei, dass du auch jedesmal das Gegenteil tun könntest.
Menschenrücksicht verführt zu faulen Kompromissen. Man wird ohnehin nie vermeiden können, Menschen zu enttäuschen, weil ihre Erwartungen nun einmal zu verschieden sind. Wer frei sein will, muss sich gegen Zwänge von innen oder aussen wehren können.
Was ein Schlaffer in vielen Jahren nicht erreicht, pflegt ein Eifriger in kurzer Zeit zu erreichen.
Ignatius und Franz Xaver sind dafür Beispiele: Der eine schaffte es innerhalb von zwei Jahrzehnten, einen neuen Orden aufzubauen, der fast in allen Teilen der Welt Fuß fassen konnte. Der andere konnte zwischen 1540 und 1553 weite Teile Ostasiens für das Christentum gewinnen.
Für den, der bloß sich selbst retten und heiligen will, ist kein Platz in der Gesellschaft. Wer nicht gut in diese Welt passt, der passt auch nicht zu uns.
Ein Orden, der zur Sammelbewegung für Enttäuschte, Lebensmüde oder Lebensuntüchtige wird, macht sich zum Lazarett und wird bald Pflegepersonal für sich in Anspruch nehmen müssen.
Was bei anderen nicht wenig wäre, wird es bei euch sein. Ich werde es nicht unterlassen, selbst denen von euch, die laufen, die Sporen zu geben.
Der Ordensgründer hatte etwas dagegen, dass die Mitglieder seines Ordens minimalistisch denken und sich mit dem einmal Erreichten zufriedengeben. Sie sollten sich alles abverlangen und nach dem ‘Magis‘ streben.
Ein Mitglied der Gesellschaft muss viele Augen haben wie der Teufel.
Man mag noch soviel gegen den Teufel einzuwenden haben, man muss anerkennen, dass er fleißig ist und es meisterhaft versteht, die Chancen für seine Ziele klug zu nützen.
Wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen würde, wenn sie sich der Führung der Gnade rückhaltlos übergäben.
Dabei muss vor allem ein Hindernis überwunden werden: die Furcht, Hingabe an Gott bedeute den Verlust der Freiheit und Verkümmerung.
Mit dem gesunden Leib werdet ihr viel tun können; mit dem kranken weiss ich nicht, was ihr können werdet.
In einem gesunden Leib wohnt zwar nicht immer ein gesunder Geist. Aber ein gesunder Geist kann krank werden, wenn er sich in einem kranken Leib aufhalten muss.
Wenn du willst, dass man dir gehorche, so gib keine Befehle!
Ein Vorgesetzter, der versucht, Untergebenen seinen Willen aufzudrängen, und nicht zulässt, dass sie mitdenken und mitentscheiden, entmündigt sie. Er wird dadurch nur erreichen, dass sie ihre Aufgaben lustlos und ohne Engagement erfüllen.
In allem, was du unternimmst, halte dies vor allem fest: dass du dich den Dingen, nicht aber die Dinge dir unterwirfst.
Natürlich soll niemand sich von Menschen oder Dingen abhängig machen. Er hüte sich vielmehr vor der Versuchung, über andere herrschen zu wollen. Er muss für die anderen da sein und sich an sie verschenken.
Nicht das Vielwissen sättigt die Seele und gewährt Frieden, sondern das innere Fühlen und Verko-sten der Dinge.
Das Sammeln von Erkenntnissen bringt letztlich keinen Nutzen. Der Mensch soll die Wahrheit zu erfassen suchen, ja sich von ihr erfassen lassen.