Читать книгу Jesuiten-Spiegel - Walter Rupp - Страница 6
So dachten sie über ihn
ОглавлениеDiego Lainez (sein Nachfolger als Ordensgeneral):
„Nur wenigen grossen Männern war ein so geringer Schatz von Ideen zu eigen, und nur ganz wenige verstanden es, mit ihren Ideen so durchaus Ernst zu machen."
Ribadeneira (einer seiner engsten Mitarbeiter):
„In den Dingen, die er im Dienste unseres Herrn begann, bediente er sich aller menschlichen Mittel mit soviel Sorgfalt und Energie, als hinge von ihnen der Erfolg ab. Und er vertraute so sehr auf Gott und verließ sich so sehr auf die göttliche Vorsehung, als seien alle eingesetzten Mittel ohne jede Wirkung."
Mitbrüder:
"Wenn unangenehme Dinge kommen, wird der Vater alsbald gesund."
,,Er war einfallsreich und klug in den Händeln dieser Welt und geschickt in der Menschenbehandlung, besonders wenn es galt, Streit und Zwist beizulegen."
Ein Kardinal:
,,Den Nagel, den Ignatius einschlägt, zieht niemand mehr heraus."
Houston Stewart Chamberlain (1855-1927, Kulturphilosoph):
"Der Kampf gegen das Germanische hat sich in einem der außerordentlichsten Männer der Geschichte gewissermaßen verkörpert; hier wie anderwärts hat eine einzige grosse Persönlichkeit durch ihr Beispiel und durch die Summe von Lebenskraft, die sie in die Welt setzte, mehr vermocht als alle vielköpfigen Konzilien und alle feierlichen Beschlüsse grosser Körperschaften. Die ausnehmende Wichtigkeit Loyolas liegt in seiner hervorragenden Charaktergröße. Mit Ignatius von Loyola stelle ich also vor den Leser den Typus des Antigermanen hin." (Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts II, München 1899)
Heinrich Böhmer (1869-1927, evangelischer Kirchenhistoriker):
"Als Seelenführer und Organisator war er trotz seiner ‘wenigen Wahrheiten' im vollen Sinne des Wortes ein Genie. Die letzte Ursache und stärkste Triebkraft seiner Produktivität waren drei Eigenschaften: eine durch methodische Schulung fast ins Übermenschliche gesteigerte Willenskraft, ein ganz aufs Praktische gerichteter, aber der schärfsten Konzentration fähiger Verstand und endlich die in eiserner Selbstzucht erworbene Fähigkeit, das eigene Ich bis zum letzten Hauche den Idealen zu opfern, an die er glaubt." (Studien zur Geschichte der Gesellschaft Jesu I, Bonn 1914)
Egon Friedell (1878-1938, Kulturkritiker):
„Ignatius von Loyola ist eigentlich, ganz ähnlich wie sein großer Gegenspieler Luther, eine Erscheinung, die noch vom Mittelalter herkommt, eine Mischung aus einem kühnen Ritter und einem verzückten Heiligen ... Die Zentralidee, von der sein ganzes Leben beherrscht war, bestand in nichts anderem als in der Überzeugung, dass der Geist souverän sei und unsere Physis ein bloßes Instrument, auf dem er, wenn er die nötige Willenskraft und Selbstzucht besitze, nach Belieben spielen könne, ja dass er die ganze Welt nach seinem Ebenbild zu formen vermöge, wenn er nur ernstlich dazu entschlossen sei, kurz: dass die Seele stärker sei als die Materie." (Kulturgeschichte der Neuzeit, München 1928)
Kurt Tucholsky (1890-1935, Schriftsteller):
"Was das Militär aller Länder mit roher Gewalt versucht und nie zu Ende geführt hat, hier in den Geistlichen Übungen ist es mit der glänzendsten Geschmeidigkeit gelungen: Menschen ergreifen, umformen, in den Zustand der Halblähmung bringen, um dann aus den Geschwächten die große Stärke herauszuholen." (Zwei Klöster, 1927)
Rene Fülöp-Miller (1891-1963, Kulturhistoriker):
"Nur wenige Menschen haben seit Anbeginn historischer Zeiten eine Idee mit einer so strengen Konsequenz bis zu Ende gedacht, einen Gedanken mit so außerordentlicher Willensanspannung verwirklicht und so tief auf alles mennschliche Denken, Fühlen und Handeln eingewirkt wie Ignatius von Loyola." (Macht und Geheimnis der Jesuiten, München 1951)
Ludwig Marcuse (1894-1971, Philosoph und Essayist):
„Loyola hat den alten Menschentraum von einem würdigen und gerechten Leben, der sich zwischen Platon und Marx kaum verändert hat, aus einem Inhalt des Gebets zu einem Kampfziel gemacht." Er nennt ihn "den grösßten und klügsten Diktator, der nicht ohne das ausgekommen ist, was man nicht anders als Vernunft, Freiheit, gesunden Menschenverstand nennen kann". ,,Er wollte den freien, aufrechten, klugen, aktiven Jasager." (‘Ignatius von Loyola‘ und ‘Das Märchen von der Sicherheit‘, Zürich 1981)