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PETER KARL THURWIESER 1789–1865 Der „Gamspeter“: Theologe, Meteorologe und Salzburgs erster Alpinist

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Die Stadt Salzburg ist immer schon reich an Originalen und Sonderlingen gewesen. Eines der prägnantesten Originale ist der Theologe Peter Karl Thurwieser. Wegen seiner umfassenden Bildung, aber auch durch seine alpinistischen Erfolge, seine meteorologischen Erkundungen sowie seine sonderbare Aufmachung ist er in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in der Landeshauptstadt allseits bekannt. Mit seinem blauen Frack, seinen Schnallenschuhen und seinem schwarzen Filzhut mit dem Edelweißsträußchen stellt er eine besondere Attraktion dar.

Da Peter Karl Thurwieser für die Landwirtschaft oder ein Handwerk zu schwächlich ist, wird der in Kramsach in Tirol Geborene (damals zum Fürsterzbistum Salzburg gehörig) an die Universität Innsbruck zum Studium der Theologie geschickt. Im Jahr 1810 tritt er in das Priesterhaus in Salzburg ein, wo er im September 1812 zum Priester geweiht wird. Vor allem das Studium der Mathematik und der orientalischen Sprachen (Hebräisch, Chaldäisch, Aramäisch und Arabisch) faszinieren ihn. Er übernimmt zunächst die Katechetenstelle in Mülln, später wird er Hilfspriester in Bergheim und Siezenheim.

Im März 1820 wird er als Professor des Bibelstudiums des Alten Testaments und der orientalischen Sprachen an das Lyceum, das an die Stelle der 1810 von den Bayern aufgelösten Universität getreten ist, berufen. In dieser Funktion wirkt er 43 Jahre. In diesen mehr als vier Jahrzehnten widmet er sich intensiv den mathematischen Wissenschaften, der Meteorologie mit einer präzisen Aufzeichnung der Salzburger Wetterverhältnisse und den orientalischen Sprachen. Vom Salzburger Erzbischof Friedrich Fürst zu Schwarzenberg erhält er die Kustodenstelle an der Salzburger Kollegienkirche. Da die Uhr dieser Kirche sehr unpräzise ist, versucht er sie zur Verlässlichkeit zu bringen, was ihm aber misslingt. Da die Uhr dieser Kirche sehr unpräzise läuft, wird zu Thurwiesers Zeit ein unpünktlicher Mensch in der Stadt auch als „Collegi-Uhr“ bezeichnet (Nora Watteck). Thurwieser versucht, das Uhrwerk zu mehr Verlässlichkeit zu bringen, was ihm aber misslingt.

Als Priester und Wissenschafter ist er in der ganzen Stadt hoch geachtet. Als Mensch lebt er in äußerster Bescheidenheit und trägt bis zu seinem 60. Lebensjahr keinen Mantel und verwendet keinen Regenschirm. Zudem ist er bekannt für seine Wohltätigkeit, da er stets mittellose Studenten finanziell unterstützt.

In einer Zeit, da die Gebirge von den Menschen nicht nur als unwirtliche Gegend, sondern auch als Sitz von verwunschenen Seelen und bösen Geistern betrachtet werden, beginnt Thurwieser die Alpen planmäßig zu ersteigen und zu erforschen. So wird er zum Erstbesteiger des Hochkönigs über die Übergossene Alm zum Gipfel (1826), des Ankogels, des Dachsteins (1834) und der Watzmann-Südspitze sowie Drittbesteiger des Ortlers (1838). Eine der Ortlerspitzen trägt seither den Namen Thurwieser-Spitze. Das Gasteinertal, das Zillertal und die Berge des Berchtesgadener Landes sowie der Tiroler Alpen und die Dolomiten sind seine bevorzugten alpinistischen Ziele.

Dabei trägt der kleingewachsene Theologe immer seine barometrischen Geräte mit. Nur wenn er steile Felsen erklettern muss, legt er seinen blauen Frack ab, der ihm auch bei Übernachtungen im Gelände als Wärme- und Wetterschutz dient. Bei seinen Touren trägt er als Nahrungsmittel gebackene Zwetschken und hartgesottene Eier mit, von denen er sogar ein Dutzend auf einmal verzehren kann. Zum Schutz gegen die Sonnenbestrahlung hängt ein grüner Schleier von seinem Filzhut herab. Wegen seiner sonderbaren Erscheinung jagt er den Sennen auf den Almen, die noch keine Touristen zu sehen bekommen haben, Furcht ein. Bei seinen Gipfelbesteigungen lässt er zumeist selbst gefertigte Feuerwerkskörper und Knallfrösche explodieren, was ihm den Ruf eines Hexers oder Zauberers einträgt.

Viele seiner Bergtouren unternimmt er in Gesellschaft hochstehender Persönlichkeiten, so oftmals mit Erzherzog Johann und mit dem Erzbischof Kardinal Schwarzenberg. Seine alpinistischen Erkundungen und Erfahrungen, die als Meisterstücke touristischer Schilderungen gelten, veröffentlicht er sodann in der Zeitschrift des Innsbrucker Ferdinandeums und im „Salzburger Amts- und Intelligenzblatt“. Den Gaisberg besteigt Thurwieser während seines Lebens 480 Mal.

Sein Tod erscheint gerade wegen seiner bergsteigerischen Meisterleistungen als grotesker Unglücksfall. Denn als er vom Dachboden des Imhofstöckls an der Nordseite des Mozartplatzes aus seinen Hühnern nachjagt, stürzt er am 28. Jänner 1865 vom Dach. Er stirbt im Alter von 76 Jahren an den Folgen dieses Sturzes. Sein Aussehen, seine wissenschaftlichen Tätigkeitsbereiche und seine allseitige Bekanntheit tragen ihm zu Lebzeiten schon die Spitznamen „Wetterfrosch“ und „Gamspeter“ ein.

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