Читать книгу Das normale Christenleben - Watchman Nee - Страница 11

Der Zugang der Gläubigen zu Gott

Оглавление

Ist das Blut für Gott ausreichend, sollte es auch uns genügen. Die zweite Wirkung des Blutes ist also auf den Menschen gerichtet. Im Hebräerbrief sehen wir, daß das Blut unser Gewissen reinigt. Wir sollen „besprengt in unseren Herzen und los vom bösen Gewissen“ (Hebr. 10:22) vorwärtskommen.

Es ist wichtig, daß wir den Sinn dieser Worte genau erfassen. Der Schreiber des Hebräerbriefes sagt nicht, daß das Blut des Herrn Jesus unsere Herzen reinigt. Wir dürfen das Blut nicht auf diese Weise mit dem Herzen in Zusammenhang bringen. Das Gebet: „Herr, reinige durch dein Blut mein Herz von der Sünde“ zeigt möglicherweise ein falsches Verständnis dessen, was das Blut in uns vollbringt. Gott sagt, daß das Herz „unheilbar“ ist (Jer. 17: 9). Darum muß viel mehr mit unserem Herzen geschehen als nur eine Reinigung: Gott muß uns ein neues Herz geben. Kleider, die wir wegwerfen wollen, waschen und bügeln wir nicht mehr. Wie wir im folgenden sehen werden, ist das Fleisch zu verdorben, als daß es noch gereinigt werden könnte – es muß gekreuzigt werden. Gott muß etwas völlig Neues in uns wirken. „Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Inneres geben“ (Hes. 36:26).

Nirgends in der Schrift finden wir ausgedrückt, daß das Blut unsere Herzen reinigt. Seine Wirkung ist nicht subjektiv, sondern gänzlich objektiv vor Gott. Zwar wird schon von der reinigenden Kraft des Blutes in Hebräer 10 als einer Auswirkung auf unser Herz gesprochen, doch geht sie über unser Gewissen: „Besprengt in unseren Herzen und los vom bösen Gewissen.“ Was bedeutet dieser Vers?

Wir können es so erklären, daß etwas zwischen mir und Gott stand, und ich deshalb immer ein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich mich ihm nähern wollte. Ständig wurde ich an die Schranke zwischen mir und ihm erinnert. Nun aber ist durch die Wirkung des kostbaren Blutes etwas vor Gott geschehen, wodurch diese Schranke beseitigt wurde. Gott hat mich in seinem Wort von dieser Tatsache unterrichtet, und sobald ich sie im Glauben annehme, ist mein Gewissen gereinigt und ich bin frei von meinem Schuldgefühl, so daß ich Gott gegenüber kein schlechtes Gewissen mehr verspüre.

Wir alle wissen, wie köstlich es ist, in unserem Umgang mit Gott ein Gewissen zu haben, das frei von Anklage ist. Ein gläubiges Herz und ein Gewissen, das von jeder Anklage frei ist, haben für uns eine gleich wichtige Bedeutung, denn sie bedingen einander. Sobald uns unser Gewissen bedrückt, schwindet auch unser Glaube und wir scheuen uns, Gott gegenüberzutreten. Um daher mit Gott weiter vorangehen zu können, müssen wir den immer gültigen Wert des Blutes erkennen. Gott läßt unsere Schuld nicht lange anstehen. Täglich, stündlich, ja jede Minute haben wir durch das Blut Zugang zu Gott. Nie verliert es seine Wirkung als Grundlage für unseren Zugang, solange wir es nur in Anspruch nehmen. Welche andere Grundlage als allein das Blut haben wir denn, um in das Allerheiligste hineingehen zu dürfen?

Wir müssen uns jedoch prüfen, ob wir tatsächlich einzig und allein aufgrund des Blutes Gottes Gegenwart suchen, oder ob unsere Grundlage eine andere ist. Was meine ich, wenn ich sage, „aufgrund des Blutes“? Ich meine ganz einfach, daß ich meine Sünden zugebe, daß ich bekenne, ich bedarf der Reinigung und der Sühnung, und daß ich aufgrund des vollbrachten Werkes des Herrn Jesus zu Gott komme. Immer ist es Gott zuzuschreiben, daß ich mich ihm nahen darf, niemals meiner eigenen Leistung. Daß ich heute besonders freundlich oder geduldig war oder etwas für den Herrn getan habe, kann dazu nichts beitragen. Jedesmal muß ich den Zugang erneut durch das Blut nehmen.

Wenn Gott uns schon bis zu einem gewissen Grad behandelt hat, uns schon weiter in ihn hineingebracht und uns bereits tiefere Lektionen in bezug auf das Kreuz gelehrt hat, so besteht für viele von uns die Versuchung, zu glauben, daß er damit neue Maßstäbe an uns anlege und wir nur in Erfüllung dieser Maßstäbe ein reines Gewissen vor ihm haben könnten. Nein! Grundlage für ein reines Gewissen können niemals unsere Leistungen sein, sondern einzig und allein das vergossene Blut des Herrn Jesus.

Ich fürchte, manche unter uns neigen dazu zu denken: „Heute war ich ein wenig mehr auf der Hut, heute war ich ein wenig besser. Heute morgen habe ich das Wort Gottes mit mehr Inbrunst gelesen, darum kann ich heute besser beten.“ Oder umgekehrt: „Heute hatte ich einige Schwierigkeiten in der Familie. Schon am Morgen war ich schlechter Laune und niedergedrückt. Und auch jetzt geht es mir noch nicht viel besser. Irgend etwas kann da nicht stimmen. So kann ich nicht zu Gott kommen.“

Was ist denn die Basis für unseren Zugang zu Gott? Kommen wir auf der schwankenden Grundlage unseres Gefühls zu ihm, daß wir heute etwas für ihn geleistet haben? Oder kommen wir auf der viel sichereren Grundlage der Tatsache, daß das Blut vergossen wurde und daß Gott das Blut ansieht und damit zufrieden ist? Natürlich wäre die Basis unseres Zugangs zu Gott in Frage gestellt, wenn die Kraft des Blutes irgendeiner Veränderung unterläge. Das Blut hat aber seine Kraft niemals eingebüßt und wird dies auch nicht tun. Wir dürfen uns Gott beständig mit Freimut nahen – Freimut, den uns das Blut und niemals unser eigener Verdienst verschafft. Was immer ihr auch in der Vergangenheit erreicht haben mögt, spielt keine Rolle, wenn ihr euch bewußt ins Allerheiligste begebt. Dies kann einzig und allein auf der sicheren Grundlage des vergossenen Blutes geschehen. Ob ihr einen guten oder einen schlechten Tag hattet, ob ihr bewußt gesündigt habt oder nicht, das Blut des Herrn ist die unveränderliche Basis für euren Zugang zu Gott. Die Tatsache, daß Gott dieses Blut angenommen hat, ist die einzige Grundlage, auf der ihr hineingehen könnt. Eine andere Grundlage gibt es nicht.

Wie vieles in unserem Glaubensleben besteht auch unser Zugang zu Gott aus einer einmaligen anfänglichen Erfahrung und einer ständigen Praxis. Den ersten Aspekt finden wir in Epheser 2, den zweiten in Hebräer 10 beschrieben. Am Anfang war es das Blut, das uns einen Stand vor Gott sicherte, denn wir sind „nahe geworden in dem Blut Christi“ (Eph. 2:13). Auch danach ist die Grundlage für unseren beständigen Zugang zu Gott immer noch das Blut, denn der Apostel ermahnt uns: „Weil wir denn nun, Brüder, durch das Blut Jesu den Freimut haben zum Eingang in das Heiligste, ... so laßt uns vorwärtskommen“ (Hebr. 10:19, 22). Zu Beginn bin ich nahe geworden durch das Blut, und um weiter in dieser neu geschaffenen Beziehung stehen zu können, komme ich jedesmal durch das Blut zu ihm. Es ist also nicht so, daß meine Errettung auf einer und meine Gemeinschaft mit Gott auf einer anderen Grundlage beruht. Ihr mögt vielleicht einwenden, daß dies doch das ABC des Evangeliums sei. Gewiß, aber der Haken liegt bei vielen von uns darin, daß wir uns vom Elementarsten entfernt haben. Wir glauben, daß wir bereits Fortgeschrittene seien und das ABC nicht mehr brauchten, doch das ist falsch. Mein anfänglicher Zugang zu Gott geschah auf der Grundlage des Blutes, und auch weiterhin muß mein Zugang zu Gott auf dieser Grundlage beruhen. Bis zum Ende werden wir einzig und allein auf der Grundlage des kostbaren Blutes zu ihm kommen können.

Das bedeutet jedoch nicht, daß wir oberflächlich sein dürfen. Wir werden bald anhand einer anderen Seite des Todes Christi sehen, daß das Gegenteil der Fall ist. Vorerst aber wollen wir festhalten, daß das Blut für uns da ist und völlig ausreicht.

Mag sein, daß wir schwach sind, doch dadurch, daß wir auf unsere Schwachheit schauen, werden wir auch nicht stärker. Alles Bemühen um Selbstzerknirschung und Buße macht uns keinen Deut heiliger. Darum laßt uns aufgrund des Blutes kühn vorwärtskommen und sagen: „Herr, ich kann den Wert des Blutes nicht völlig erfassen, aber ich weiß, daß es dir genügt. Darum ist es auch für mich genug, es ist das einzige, was ich dir bringen kann. Ich erkenne jetzt, daß es keine Rolle spielt, ob ich im Glauben fortgeschritten bin und etwas erreicht habe. Ich komme vor dich einzig und allein aufgrund des kostbaren Blutes.“

Auf diese Weise können wir ein reines Gewissen vor Gott haben. Ohne das Blut kann kein Mensch ein reines Gewissen haben. Einzig das Blut gibt uns den Freimut.

„Kein Bewußtsein von Sünde mehr“ – dies sind die gewaltigen Worte von Hebräer 10:2. Wir sind von jeder Sünde gereinigt, und mit Paulus können wir aus vollem Herzen die Worte Davids nachsprechen: „Selig der Mann, welchem der Herr die Sünde gewiß nicht zurechnet“ (Röm. 4:8).

Das normale Christenleben

Подняться наверх