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Unser zweifaches Problem: die Sünden und die Sünde

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Wir gehen bei unserer Betrachtung von der umfassenden Darstellung des normalen Christenlebens aus, die wir in den ersten acht Kapiteln des Römerbriefes finden, und werden sie von der praktischen Erfahrung her beleuchten. Die Kapitel 1 bis 8 des Römerbriefes bilden eine in sich geschlossene Einheit und lassen sich in zwei Abschnitte gliedern, deren beider Themen völlig Unterschiedliches behandeln.

Der erste Abschnitt reicht bis Kapitel 5:11 und der zweite von Kapitel 5:12 bis 8:39. Im ersten Teil wird vorzugsweise das Mehrzahlwort „Sünden“ gebraucht, wohingegen im zweiten immer wieder von der „Sünde“ in der Einzahl, aber kaum einmal von den „Sünden“ die Rede ist. Warum?

Der erste Teil handelt von den zahlreichen und aufzählbaren Sünden, die ich vor Gott begangen habe, während im zweiten Teil die Sünde als ein Prinzip, das in mir wirkt, beschrieben wird. Gleichgültig, wie viele Sünden ich begehe, es ist immer dieses eine Prinzip der Sünde, das mich dazu treibt. Für meine Sünden brauche ich Vergebung, aber um der Macht der Sünde zu entrinnen, brauche ich Befreiung. Das erstere betrifft mein Gewissen, das letztere mein Leben. Es mag sein, daß mir alle meine Sünden vergeben sind, daß ich aber wegen meiner Sünde trotzdem den bleibenden Frieden in meiner Seele nicht finde.

Wenn Gottes Licht zum ersten Mal in mein Herz hineinscheint und ich erkenne, daß ich vor ihm gesündigt habe, so flehe ich um Vergebung. Habe ich aber einmal Vergebung der Sünden erlangt, mache ich eine neue Entdeckung: die der Sünde. Ich werde gewahr, daß ich nicht nur gegen Gott gesündigt habe, sondern daß auch tief in mir etwas verkehrt ist. Ich trage die Natur eines Sünders in mir, eine Neigung zur Sünde, eine innere Macht, die mich zur Sünde hinzieht. Wenn diese Macht wirksam wird, begehe ich Sünden. Ich mag vielleicht Vergebung der Sünden erbitten und auch erlangen, doch dann sündige ich erneut. So drehe ich mich nur im Kreis von Sündigen, Vergebung, und wieder Sündigen. Zwar erfasse ich dankbar die kostbare Tatsache der göttlichen Vergebung, doch brauche ich mehr: ich brauche Befreiung. Ich bedarf der Vergebung für das, was ich getan habe, aber ich brauche zusätzlich die Befreiung von dem, was ich bin.

Das normale Christenleben

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