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Unser Sterben mit Christus – eine historische Tatsache

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Laßt uns nun Römer 6:1-11 betrachten. In diesen Versen wird deutlich, daß der Tod des Herrn Jesus stellvertretend für uns alle geschah und uns alle einschloß. In seinem Tod starben wir alle. Kein Christ kann geistlich gesehen vorangehen, wenn er diese Tatsache nicht erkennt. Wie wir nicht gerechtfertigt werden können, wenn wir nicht erkennen, daß er unsere Sünden am Kreuz trug, ebensowenig können wir geheiligt werden, wenn wir nicht sehen, daß er uns selbst ans Kreuz trug. Dort wurden nicht nur unsere Sünden auf ihn gelegt, sondern auch wir selbst wurden in ihn hineingebracht.

Wie habt ihr die Vergebung empfangen? Ihr habt erkannt, daß der Herr Jesus stellvertretend für euch starb, eure Sünden auf sich nahm und sein Blut zur Reinigung all eurer Befleckung vergoß. Was tatet ihr, als ihr erkanntet, daß all eure Sünden am Kreuz weggenommen wurden? Batet ihr den Herrn: „Herr Jesus, bitte komm und stirb für meine Sünden?“ Nein, ihr habt keineswegs so gebetet, sondern dem Herrn gedankt. Ihr habt ihn nicht angefleht, zu kommen und für euch zu sterben, denn ihr hattet erkannt, daß dies bereits geschehen war.

Was jedoch für die Vergebung eurer Sünden gilt, gilt in gleicher Weise für eure Befreiung. Das Werk ist bereits vollbracht. Ihr braucht nicht mehr zu bitten, sondern könnt den Herrn einfach dafür loben. Gott hat uns alle in Christus hineinversetzt, so daß wir alle mit Christus in seinem Tod starben. Ihr braucht also nicht zu beten: „Ich bin so schlecht; Herr, bitte kreuzige mich.“ Dies Gebet ist grundfalsch. Eure Sünden wurden bereits durch das Blut weggenommen, und ihr selbst wurdet ebenfalls durch das Kreuz beseitigt. Dies ist eine vollendete Tatsache. Ihr braucht also nur noch den Herrn dafür zu loben, daß ihr zusammen mit Christus gestorben seid. Lobt ihn für diese Tatsache und lebt in diesem Bewußtsein. „Da glaubten sie an seine Worte und sangen sein Lob“ (Ps. 106:12).

Glaubt ihr an den Tod Christi? Natürlich! Dieselbe Heilige Schrift jedoch, die uns versichert, daß er für uns starb, bestätigt uns auch, daß wir mit ihm starben. Wie heißt es in der Schrift? „Daß Christus für uns gestorben ist ...“ (Röm. 5:8). Dies ist die erste Aussage. Sie ist klar, nicht wahr? Ist die zweite Aussage nun aber weniger klar? „Daß unser alter Mensch samt ihm gekreuzigt worden ist ...“ (Röm. 6:6). „Sind wir aber mit Christus gestorben ...“ (Röm. 6:8).

Wann wurden wir mit ihm gekreuzigt? Wann fand die Kreuzigung unseres alten Menschen statt? Morgen? Gestern? Heute? Zur Beantwortung dieser Frage ist es vielleicht eine Hilfe, wenn ich die Feststellung des Paulus einmal umdrehe und sage: „Christus wurde samt unserem alten Menschen (d. h. zur selben Zeit) gekreuzigt“. Einige von euch sind zu zweit angereist. Ihr könntet nun sagen: „Ich bin mit meinem Freund hierher gekommen“, doch es wäre genauso wahr, zu sagen: „Mein Freund ist mit mir hierher gekommen.“ Wäre einer von euch bereits vor drei Tagen angereist und der andere heute, hättet ihr dies nicht sagen können. Doch da ihr zusammen kamt, könnt ihr mit Recht beides behaupten, denn beide Aussagen sind wahr. In bezug auf die historische Tatsache nun können wir voller Ehrfurcht wahrheitsgemäß die gleiche Aussage machen: „Als Christus gekreuzigt wurde, wurde ich gekreuzigt“ oder: „Als ich gekreuzigt wurde, wurde Christus gekreuzigt“, denn diese beiden Tatsachen beziehen sich auf ein einziges historisches Ereignis. Meine Kreuzigung geschah zusammen „mit ihm“. Wurde Christus gekreuzigt? Kann es dann sein, daß ich nicht gekreuzigt wurde? Und wenn er vor fast zweitausend Jahren gekreuzigt wurde und ich mit ihm, kann ich dann behaupten, daß meine Kreuzigung erst morgen stattfindet? Kann seine Kreuzigung bereits in der Vergangenheit liegen, während meine erst heute oder in der Zukunft geschieht? Der Herr sei gelobt, daß ich bei seinem Tod am Kreuz mit ihm zusammen starb! Er starb nicht nur an meiner Statt, sondern er nahm auch mich dort mit hinauf an das Kreuz, so daß ich gleichzeitig mit ihm starb. Wenn ich an den Tod des Herrn Jesus glaube, kann ich genauso gewiß auch an meinen eigenen Tod glauben.

Warum glaubt ihr, daß der Herr Jesus starb? Worauf beruht euer Glaube? Ist es euer Gefühl, das euch sagt, daß er für euch starb? Nein, ihr habt dies niemals gefühlt. Ihr glaubt, weil das Wort Gottes diese Tatsache bezeugt. Als der Herr Jesus starb, wurden zwei Schächer gleichzeitig mit ihm gekreuzigt. Ihr zweifelt ebensowenig nicht an der Kreuzigung dieser beiden Schächer, da die Schrift es sehr klar bezeugt.

Ihr glaubt also an den Tod des Herrn Jesus und an den Tod der beiden Schächer. Glaubt ihr auch an euren eigenen Tod? Eure Kreuzigung steht in einer wesentlich engeren Beziehung zu der des Herrn als die Kreuzigung der Schächer. Sie wurden zwar zur gleichen Zeit wie der Herr Jesus gekreuzigt, jedoch jeweils an einem anderen Kreuz. Ihr hingegen wurdet an ein und demselben Kreuz mit ihm gekreuzigt, da ihr in ihm eingeschlossen wart, als er starb. Woher wißt ihr dies? Ihr wißt dies aus dem einen Grund, weil Gott es gesagt hat – und dies genügt. Es hängt nicht von eurem Gefühl ab. Wenn ihr das Gefühl habt, daß Christus gestorben ist, ist er gestorben, und wenn euch das Gefühl fehlt, daß er gestorben ist, ist er dennoch gestorben. Ob ihr nun fühlt, daß ihr gestorben seid oder nicht – ihr seid dennoch ohne Zweifel gestorben. Dies sind ganz einfach göttliche Tatsachen. Christi Tod ist eine Tatsache, der Tod der zwei Schächer ist eine Tatsache, und euer Tod ist ebenso eine Tatsache. Laßt mich euch versichern: Ihr seid gestorben! Ihr seid erledigt! Ihr seid beseitigt! Das Selbst, das ihr so sehr haßt, ist mit Christus bereits am Kreuz. Und „wer gestorben ist, der ist gerechtfertigt von der Sünde“ (Röm. 6:7). Dies ist das Evangelium für Christen.

Wir können unsere Kreuzigung niemals durch unseren Willen oder eigene Anstrengung bewirken, sondern allein dadurch, daß wir das Werk des Herrn Jesus am Kreuz annehmen. Unsere Augen müssen für das auf Golgatha vollbrachte Werk geöffnet werden. Manche von euch mögen vielleicht vor ihrer Errettung versucht haben, sich selbst zu erretten. Ihr last in der Bibel, betetet, gingt zur Kirche und gabt Almosen. Eines Tages jedoch wurden eure Augen geöffnet und ihr erkanntet, daß das Erlösungswerk bereits am Kreuz für euch vollbracht worden war. Ihr nahmt diese Tatsache an, danktet Gott, und euer Herz füllte sich mit Frieden und Freude. Nun ist die frohe Botschaft an euch, daß die Heiligung auf genau der gleichen Grundlage wie die Errettung zu Beginn eures Christenlebens möglich ist. Euch wird die Befreiung von der Sünde genauso wie die Vergebung der Sünden als eine Gnadengabe Gottes angeboten.

Gottes Vorgehensweise bei der Befreiung ist ganz anders als die der Menschen. Die Menschen versuchen, die Sünde zu überwinden, indem sie sie unterdrücken. Gott hingegen beseitigt den Sünder. Viele Christen sind betrübt darüber, daß sie so schwach sind, und sie denken, alles wäre in Ordnung, wenn sie nur stärker wären. Die Meinung, daß unser Unvermögen, ein heiliges Leben zu leben, auf unsere Ohnmacht zurückzuführen sei und wir daher noch mehr leisten müßten, führt uns natürlich zu dieser falschen Vorstellung über die Art und Weise der Befreiung. Beschäftigen wir uns nur mit der Macht der Sünde und mit unserer Unfähigkeit, sie zu überwinden, dann ist unsere logische Schlußfolgerung, daß wir mehr Kraft brauchen, um über die Sünde zu siegen. „Wenn ich nur stärker wäre“, meinen wir, „könnte ich meine Wutausbrüche wohl überwinden“, und so flehen wir den Herrn an, uns zu stärken, damit wir uns besser beherrschen können.

Dies ist jedoch ein großer Trugschluß, der mit dem christlichen Glauben nichts zu tun hat. Gottes Weg, uns von der Sünde zu befreien, ist nicht, uns immer stärker, sondern immer schwächer zu machen. Ist das nicht ein ungewöhnlicher Weg zum Sieg? Ja, aber es ist der göttliche Weg. Gott befreit uns von der Herrschaft der Sünde nicht, indem er unseren alten Menschen stärkt, sondern, indem er ihn kreuzigt, nicht, indem er ihm hilft, sondern indem er ihn von der Bildfläche verschwinden läßt.

Ihr habt vielleicht jahrelang erfolglos versucht, Selbstbeherrschung zu erlernen, und möglicherweise seid ihr immer noch damit beschäftigt. Wenn ihr jedoch einmal die Wahrheit erkannt habt, wird euch klar, daß ihr selbst tatsächlich unfähig seid, irgend etwas zu tun, daß aber Gott bereits alles getan hat, indem er euch beseitigte. Solch eine Erkenntnis macht allem menschlichen Kämpfen und Mühen ein Ende.

Das normale Christenleben

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