Читать книгу Darum in die Ferne schweifen - Werner Stilz - Страница 24

Оглавление

Parkinson 3

Was macht Morbi?

Wenn das Wetter in Deutschland unangenehm wird, ist es an der Zeit, in warme Gefilde aufzubrechen. Ich stehe mit Margret in der Warteschlange für die Handgepäckkontrolle im Stuttgarter Flughafen. Wir wollen nach Teneriffa fliegen.

»Ich hatte einen Traum«, sage ich zu ihr: »Morbi will nicht mitkommen, er hat Flugangst.«

Welch ein Wunschdenken! Zu gut wissen wir beide, dass für den Rest meines Lebens Morbus Parkinson keine Sekunde von meiner Seite weichen wird. Da könnte ich noch so weit wegfliegen.

Im etwas verwinkelten Hotel Jardin Tropical an der Costa Adeje gibt es viele Treppen. Ich achte die ganzen zwölf Tage unseres Aufenthaltes peinlichst darauf, nicht zu stolpern. Das gelingt mir sogar, in dem ich die Geländer zu Hilfe nehme. Allerdings plagt mich Morbi auf eine andere Weise. Wenn wir nach dem Frühstück die Treppe zum Lift hochgehen, lässt er mich schwindelig werden, sobald ich oben angekommen bin.

Mit dem Touristen-Bus machen wir zwei Fahrten auf der abwechslungsreichen Kanareninsel. Einmal geht es auf die Kraterlandschaft beim Teide, Spaniens höchstem Berg mit 3.718 Metern. Die Straßen dort hinauf sind ziemlich eng und steil. Auf etwa 2.000 Metern beobachten wir den Sonnenuntergang über den Wolken und später in der dunklen Nacht den Sternenhimmel mit unglaublich vielen Sternen. Ein besonderes Erlebnis. Dort oben gibt es keine Lichtverschmutzung. Unsere Reiseleiterin kennt sich gut aus und gibt der Reisegruppe interessante Informationen.

Die zweite Busfahrt führt ins Anaga-Gebirge, wiederum auf engen, steilen und kurvigen Straßen. Wir haben für drei Tage einen Mietwagen bestellt, doch jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich auf einer solchen Strecke überhaupt noch fahren kann. Zu meiner Überraschung klappt es aber doch recht gut. Wir schauen uns die Städte Orotava, La Laguna und Santa Cruz ausgiebig an. Vor allem die Hauptstadt Santa Cruz beeindruckt durch schicke neue Gebäude wie der Kongress- und Konzerthalle Auditorio de Teneriffe und dem angrenzenden Schwimmbad Parque Maritima des genialen Architekten Cesar Manrique aus Lanzarote.

Im hoteleigenen Pool zu schwimmen, probiere ich nach meinen letzten Erfahrungen gar nicht erst aus. Von einem Urlaub so wie vor meiner Erkrankung kann ich nur noch träumen.

Von meinem Neurologen ließ ich mir bei meinem letzten Besuch eine Verordnung für Reha-Maßnahmen verschreiben. Die Bewilligung der Krankenkasse erfolgte schnell. Jetzt nehme ich im Fitnesscenter, in dem ich 16 Jahre lang bei Geräteübungen und bei der »Best Ager« -Gymnastik mitmachte, an einer dreiviertelstündigen Reha-Gymnastik teil, die genau meinen Bedürfnissen entspricht: Dehnen und strecken, die Balance üben. Diese Gymnastik und zusätzlich der Sport in der Selbsthilfegruppe geben mir Hoffnung, dass ich noch lange beweglich bleibe. Ich bemerke eine leichte Verbesserung beim Gehen und schwanke nicht mehr wie noch vor einem halben Jahr. Das liegt sicher auch daran, dass ich viel bewusster einen Fuß vor den anderen setze, immer auch mit dem Hintergedanken: Du darfst nicht stolpern und fallen.

Darum in die Ferne schweifen

Подняться наверх