Читать книгу Die Pueblo-Kulturen - Werner-Wolf Turski - Страница 18
2.2.4. Die Subsistenzwirtschaft
ОглавлениеDie Bodenbauaktivitäten der Mimbres nahmen in der Subsistenzwirtschaft ein zunehmend wachsendes Gewicht ein, waren aber immer auch ungebrochen mit den altgewohnten Jagd- und Sammelmethoden kombiniert. Ihr nach heutigen Maßstäben für einen intensiven Bodenbau ungünstiges Siedlungsgebiet bekam einen jährlichen Niederschlag von ca. 500 mm und hatte damit den meisten Regen im ganzen ariden Südwesten. Der Niederschlag fiel im Gebirge und zog dann als Fluss seinen Weg durch die Wüste, wo der dadurch entstehende Gunstraum durch Bewässerungskanäle in der Flusstalebene zunehmend erweitert wurde. Die Bewässerungsanlagen (Stichkanäle) waren anfangs noch sehr klein, wurden aber im Laufe der Zeit - speziell in der Klassischen Zeit (wie auch die Population und die Dörfer) - immer größer und umfangreicher, waren aber nie mit den großflächigen Anlagen der Hohokam zu vergleichen. Das Wasserpotenzial wäre dafür auch nicht ausreichend gewesen. Die Mimbres hatten in der Klassischen Periode auch schon Wasserverteilungsanlagen, Feldbegrenzungen mit Dämmen und Terrassenanlagen. Mit zunehmendem Subsistenzstress wurde auch Trockenbodenbau in höheren, feuchteren Gebieten mit Feldhausbau praktiziert. In der Postklassischen Zeit wurden die Bewässerungsanlagen kleiner und räumlich weiter verteilt.
Die kultivierten Pflanzen umfassten Mais, Bohnen, Squash und Sonnenblumen, vereinzelt auch Tabak. Die Sammelaktivitäten konzentrierten sich auf die Piñon-Nüsse, Eicheln, Beeren, Stachelbirnen und anderes Kaktusobst, Mesquiteschoten und Wurzeln. Typisches Jagdwild waren Wasservögel, Truthühner, Kaninchen, Rotwild, Antilopen und auch Bisons mit einem gelegentlichen Bären oder Berglöwen. Welche Rolle Fische, Eidechsen und Amphibien bei der Ernährung spielten, war archäologisch nicht zu klären. Diese Tiere sind aber Gegenstand von bildlichen Darstellungen auf der Mimbres-Keramik. Jäger verwendeten Fallen, Netze, Keulen und Speere, Spieße und auch Pfeil und Bogen. Zur Rolle des Fisches in der Ernährung der Mimbres sind - zumindest qualitativ – aus den figuralen Motiven der Gefäßbemalung Schlüsse zu ziehen. Aus den Dekors der Keramik der Klassischen Mimbres Zeit zwischen 1000 bis 1150 u.Z. wurden verschiedene Fischfanggerätschaften und 20 unterschiedliche Fischarten bestimmt. Davon waren 18 Arten Meeresfische aus dem Gebiet des Golfes von Kalifornien bei Guaymas/Sonora, 500 bis 600 km Luftlinie vom Mimbres Gebiet entfernt.
Die faunistischen Motive der Mimbres-Keramikdekors verteilen sich wie folgt: Säugetiere 26% der Figuren; Amphibien und Reptilien 15% der Figuren; Fische 8 - 11% der Figuren und Vögel 22% der Figuren, wobei viele der dargestellten Arten eine physische und/oder spirituelle Bedeutung für die Menschen hatten. Ein Mimbres-Fischmotiv von der Swarts Ruin ist z.B. als ein Langnasenschmetterlingsfisch identifiziert worden, ein Bewohner der Riffe des Golfes von Kalifornien. Andere Topfdekors zeigten Männer, die zwischen solchen Fischen schwimmen oder auch Lastkörbe mit Fischen trugen. Die Mimbres führten wahrscheinlich saisonale Fischfang-, Jagd- und Sammelexpeditionen zum Golf von Kalifornien durch, um dort ihre Nahrung zu ergänzen und/oder Muschelschalen für Interaktionen und die Schmuckherstellung zu sammeln. Zu beachten ist hierbei, dass über Baumringanzeigen eine zunehmende Trockenheit und über Knochenfunde im Abfall eine stark verringerte Jagd-Fauna (massenhaft Kaninchenknochen und immer weniger Rotwildknochen) festzustellen war. Fischfangexpeditionen können normale, traditionelle Unternehmen der gesamten Gemeinschaft oder eines entsprechend mobilen Teils der Gemeinschaft (keinesfalls nur Männer!) gewesen sein, die zwischen Aussaat und Ernte zur Entlastung des „heimischen“ Nahrungsstoffverbrauches sich aus anderen Ressourcen ernährten und gleichzeitig getrockneten Fisch als begehrte Eiweißnahrung mit zurückbrachten. Die Größe der Expeditionsgruppe war wahrscheinlich entgegengesetzt proportional den Ernteresultaten im „Heimatland“. Der Gemeinschaftsteil, für den die lokalen Nahrungsstoffe und ihre Vorräte reichten, verblieb vor Ort und „hütete Haus, Hof, Vorräte, Revier und Feld“. Fischnahrung hat im Leben der Mimbres sicher eine wesentliche Rolle gespielt, auch wenn er – sicher verständlich – archäologisch nicht direkt nachweisbar ist. Aber die indirekten künstlerischen Hinweise sollten dafür ausreichen. Fisch-Motive traten, allerdings selten, auch als Felszeichnung und in der Schmuckgestaltung der Mimbres auf.
Die lange und immer intensiver werdende menschliche Nutzung des semiariden Gebietes führte wahrscheinlich zu einer ökologischen Überlastung, die in einer – häufig als Kollaps bezeichneten – Krise der Klassischen Mimbres-Kultur endete. Diese Überlastung war wahrscheinlich noch mit einer wenigstens temporären Verschlechterung der klimatischen Verhältnisse (Niederschlagsverringerung, zunehmende Unzuverlässigkeit der Niederschläge) verbunden. Ob ein Wassermangel durch Niederschlagsreduzierung und/oder die Ressourcen übersteigende Ansprüche entstand, ist eine offene Frage. Direkte Belege für eine natürliche Katastrophe gibt es nicht. Baumringe aus dieser Zeit und diesem Gebiet belegen allerdings Trockenheitserscheinungen. Indizien für ökologischen Stress und dem daraus folgenden Ressourcen-Stress (Ressourcen-Stress unterschiedlichsten Ursprungs ist keine moderne Erfindung!) sind die über Pollenanalysen nachgewiesene Verarmung der Flora im früheren Gunstraum des Mimbres River und damit sicher auch eine Faunenreduzierung. Der Flusstalbereich war wahrscheinlich auch weitgehend holzfrei geworden (Brennstoffverbrauch, Waldbrände) und zwang die Menschen zu ausgedehnten Zügen zur Holzbeschaffung. Außerdem versuchten die Mimbres auch von entfernteren, höheren und weniger günstigen Bodenflächen noch Ernteerträge einzubringen (verstärktes Auftreten von Feldhäusern in größerer Entfernung von den Hauptsiedlungen). Die 150 bis 200 Jahre währende Standortstabilität mündete unter diesen konkreten ökologischen Bedingungen und Produktionsverhältnissen ab einer bestimmtem Populationsgröße und dem mit ihm verbundenen Konsum in eine lokale Umweltzerstörung und wurde damit ökologisch untragbar.