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2.1.5. Die Formierung der Mogollonkultur

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Sie entwickelte sich in der Frühen Grubenhaus-Periode (Early Pit House Period) (200 bis 550/600/750 u.Z.) aus der früheren archaischen Cochise-Kultur (Desert culture/Wüsten- oder Trockenlandkultur), deren kleine nomadische Gruppen in den mehr bergigen Teilen des oben umrissenen Gebietes lebten. Die Bodenbau/Gartenbau-Wirtschaft (Die Bezeichnung Gartenbau war inspiriert von der relativ geringen Größe der bestellten Landstücke.) begann ganz allmählich ab 350 v.d.Z. Die Einführung der Keramikproduktion um ca. 200 u.Z., signalisierte das Ende der Cochise- und den Beginn der Mogollon-Kultur. Die Töpfe - wegen ihrer Zerbrechlichkeit und ihrem Gewicht ein Indiz für Ortsbeständigkeit oder wenigstens temporäre Sesshaftigkeit - dienten anfangs zur besseren Aufbewahrung/Speicherung von pflanzlichen Sammel- und Ernteprodukten (Nahrung und vor allem Saatgut!) und Wasser und erst später zur Nahrungsstoffvor- und -zubereitung.

In der ersten Phase, die irgendwann um die Zeitwende zwischen 350 v. d. Z. und 200 u. Z. begann, übernahmen die westlichen Mogollon-Gruppen noch recht zögerlich den Bodenbau/Gartenbau mit den Kultigenen (Kulturpflanzen) Mais, Bohnen und Squash, obwohl im mexikanischen Bereich diese Kulturpflanzen schon seit mindestens 2000 Jahren genutzt wurden. Einige Gruppen lebten noch in Steinalkoven oder Höhlen. Andere, wahrscheinlich erweiterte Familien von einigen Dutzend Menschen, bauten kleine Weiler aus vereinzelten Hütten auf topographischen Erhebungen wie Hügeln, Bergrücken, Mesas und Bluffs, von wo aus sie ihre bestellten Bodenflächen und auch das weitere Umland überschauen konnten. Diese Standortwahl wurde von Seiten der Archäologen oft mit einer guten „Verteidigungsfähigkeit“ begründet und auf mögliche Konflikte mit rein nomadischen Jäger- und Sammlergruppen verwiesen. Welche „Verteidigungsfähigkeit“ sollte jedoch eine kleine, kaum erkennbare, oft nur temporär genutzte Niederlassung von 5 bis 6 Grubenhäusern aufweisen? Der Standort musste lediglich einen guten Überblick über das genutzte/beanspruchte Revier gewährleisten. Es ist aber anzunehmen, dass diese Orte oft nur zeitweilig während der Gartenbestellung und während der Ernte und bei großen Sammelaktivitäten in der näheren Umgebung bewohnt waren. In der anderen Zeit wurde die benötigte Nahrung durch mehr oder minder ausgedehnte Sammelwanderungen und Jagdzüge der gesamten Gruppe eingebracht. Deshalb blieb die Grubenhaus-Ansammlung/das Dorf/der Weiler in dieser Zeit ungenutzt, teilweise waren sie wahrscheinlich nur Winterquartiere. Die bei einigen Standorten festgestellten rohen Umwallungen von Niederlassungsstätten werden sicher auch nur zur Markierung und gegebenenfalls dem spirituellenSchutz des Ortes oder der Gemeinschaft gedient haben. In dieser Phase dominierten die Grubenhäuser gegenüber den früheren leichten Bauten wie Windschirmen u.ä. oder nur der reinen Höhlennutzung. Im Allgemeinen bestanden die frühen Siedlungen dieser Periode aus durchschnittlich sechs Grubenhäusern.

Diese halbunterirdischen Hütten oder Grubenhäuser (engl.: pithouses) bestanden normalerweise aus gewölbten Dächern über oder auch in ausgeschachteten Gruben. Die annähernd kreisförmigen oder länglich-rechteckigen Gruben waren 0,66 bis 1,65 m tief und hatten einen Durchmesser 3,3 bis 5,0 m. Die Dächer, hergestellt aus Zweigwerk und Gras mit einer dicken Deckschicht aus Schlammverputz, ruhten entweder auf vier in je ein Loch eingesetzten aufrechten gegabelten Pfosten oder auf einem Pfosten im Zentrum und anderen, die am Rand der Grube aufrecht gestellt wurden. Ein abgeschrägter Kriechgang oder ein gestufter Eingang diente dem Zutritt in das Bauwerk. Der Rampeneingang, normalerweise auf der östlichen Seite, diente auch der Belüftung für die in den Boden nahe dem Zentrum des Hauses gegrabene kreisförmige Feuerstelle. Einige Familien benutzten nur eine Vertiefung im Boden, andere bauten sie mit Lehm und Steinumrundungen aus. Wieder andere legten ihre Feuerstellen außerhalb des Hauses an. Die Grubenhäuser hatten einen festgestampften oder festgetretenen Boden, in den Vorratsgruben oder -öffnungen gegraben worden waren.

Die Mogollon bevorrateten ihre Nahrungsstoffe, Samen von Feldfruchternten und von Wildpflanzen, in gefäßdimensionierten Gruben innerhalb des Hauses oder unmittelbar neben dem Haus. Sie bedeckten die Böden der größeren Lagergruben wahrscheinlich mit einer groben Holzabdeckung und/oder verschlossen die Oberseiten mit flachen Steinen.

Manchmal wurden die eng zusammengekrümmten Leichen verstorbener Sippenmitglieder in größeren oder erweiterten inneren Lagergruben begraben. Die Bewohner fuhren danach fort, in ihrer Hütte über den begrabenen sterblichen Überresten weiter normal zu leben.

Im Gegensatz zu den von den Archäologen als „Basketmaker“/Korbmacher bezeichneten frühen Kulturstufen der Anasazi sind die Hinweise auf die Nutzung von Körben bei den Mogollon äußerst spärlich, was fast den Eindruck erweckt, dass für die Mogollon die Korbherstellung und -nutzung nur marginal gewesen sei. Das ist aber nicht anzunehmen, denn die Körbe waren auf Grund ihrer Größe, Stabilität und relativen Leichtigkeit weiterhin für Transport und auch die Vorratshaltung von pflanzlichen Nahrungsstoffen dominierend, auch wenn in dem archäologischen Fundmaterial aus erhaltungstechnischen Gründen keramische Produkte stets stärker im Blickfeld stehen.

Inmitten ihrer oft aus 15 bis 20 Grubenhäusern bestehenden späteren Weiler errichteten die Mogollon größere semisubterrane (bis zu 75% ihrer Höhe eingetiefte) Bauten, die wahrscheinlich als Gemeinschafts(zeremonial)bauten oder Kivas für religiöse und/oder kommunale Zwecke dienten. Die Kivas mit den grob kreisförmigen oder D-förmigen Grundrissen hatten gerampte oder gestufte - meist nach Osten ausgerichtete - Eingänge. Der bauliche Bezug zu den normalen Grubenhäusern ist noch sehr offensichtlich. Eventuell wurden dort auch Gemeinschaftsritualgegenstände wie Tonfiguren von Mensch und Tier, Zauberstöcke/Gebetsstöcke/Pahos der Heil-Personen, die Klauen von spirituell machtvollen Tieren, Steinpfeifen für den wilden Tabak, Farbmineralingredienzien für die Körperbemalung, Quarzkristalle und Steine mit exotischen Formen abgelegt, soweit sie nicht der direkten persönlichen Nutzung dienten. Die meisten dieser Gemeinschaftshäuser hatten eine zentrale Feuerstelle. Einige hatten auch innere (Lager)-Gruben und manchmal parallel in den Boden gegrabene Furchen, die als Abdrücke von Fußtrommeln interpretiert wurden. Diese Gemeinde(zeremonial)räume wiesen zu dieser Zeit noch nicht das für eine Kiva von den Archäologen festgelegte Kriterium „Sipapu“ auf. Die Sipapu erschien erst zwischen 900 und 1000 u.Z. bei den zentralen Mogollon, den Mimbres. Allerdings wird für die Zeremonialräume der Mogollon die zentrale Feuerstelle/Feueraltar(?) oft mit der Sipapu gleichgesetzt - eine durchaus plausible, aber nicht beweisbare Hypothese.

Bei den Süd-Mogollon waren die frühen Grubenhäuser noch sehr flach eingetiefte „Häuser in der Grube“ mit durchschnittlich ca. 10 m² Nutzfläche, aus denen Niederlassungen von bis zu 10 Grubenhäusern um eine „Plaza“ von ca. 40 m Durchmesser gebaut wurden. Auch in diesen Grubenhäusern wurden Vorratsgruben, einfache, eingetiefte und nicht ausgekleidete Feuerstellen und Bestattungen gefunden. Die runden Gemeinschaftshäuser hatten Grundflächen bis zu 45 m² (Durchmesser ~ 7,5 m), zwei niedrige Wandreihen als Stützfundamente für die Hauspfosten sowie sechs zentrale Stützpfosten und auf dem Boden eine adobeverkleidete Feuerstelle. Das Gemeinschaftshaus der Süd-Mogollon entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten weiter, wurde aber nicht mehr zu einer von den Archäologen anerkannten Kiva mit Sipapu. Die Kiva-Entwicklung der Nord-Mogollon unterlag sicher einem stärker werdenden Einfluss der nördlich von ihnen agierenden Anasazi.

Der Haushaltsbesitz einer typischen Familie umfasste einfache braune oder rötliche keramische Schüsseln, Töpfe und andere Gefäße; Körbe und Wiegen aus geflochtenen Yucca- oder Sotol-Fasern; Mahl- und Schlagsteine; Feuerbohrer, Holzzangen, Grasbetten, Schilf- oder Strohmatten sowie Feder- oder Kaninchenfelldecken. Aus lokalen Lehmlagerstätten gewannen die Frauen ihren roten, stark eisenhaltigen (maßgebend für die Braunfärbung der Keramik) Lehm für die Topfherstellung – die erste im südwestlichen Kulturbereich. Sie formten durch das An- oder Übereinanderwickeln von Lehm-"Würsten" (sog. Spiralwulsttechnik) verschiedene Gefäßformen und glätteten die feuchte Oberfläche mit Holzstücken und glatten Steinen. So entstanden die einfachen, einfarbigen Töpfe (sog. plain ware). Später brachten sie einige wenige eingedrückte Dekorationen auf der braunen oder rötlichen Oberfläche auf (sog. corrugated ware) und brannten das Gefäß im Holzfeuer. Anfangs waren die Gefäße noch grob mit einer relativ rohen Oberfläche, später bekamen sie einen aus einer Tonsuspension hergestellten farbgebenden Überzug, einen sogenannten Slip, auf dem in der Folgezeit (ab 650 u.Z.) anstelle eingedrückter Dekore rote aufgemalte Muster (sog. red sliped decorated ware) traten. Diese erste bemalte Keramik - die Mogollon Red-on-brown ware - stand unter einem starken Einfluss aus dem Hohokam-Gebiet.

Der persönliche Besitz umfasste die Kleidung, die aus Tierfellen und/oder Pflanzenfasern hergestellt wurde; Sandalen und Gürtel, die aus verwebten Yuccafasern gefertigt wurden und auch Schmuck in Form von Anhängern, Halsketten, Ringen und Armreifen, die aus Muscheln, Knochen oder Halbedelsteinen gefertigt worden waren, sowie Ahlen, Nadeln, Kratzwerkzeuge, Stempel und andere Werkzeuge aus Knochen; Projektilspitzen, Bohrer, Messer, Schläger, Grabhacken, Äxte und Schaber aus abgesplitterten Steinen und aus Flusskieseln gefertigte Atlatl-Gewichte, Bälle/Kugeln, Scheiben und Pfeifen. An einigen Orten wurden Wiegenbretter zur Erlangung einer vertikalen Schädeldeformation gefunden.

Im Gang der Jahreszeiten wurden von den Mogollon entlang der Flussbänke, in Auswaschungsrinnen und in Bluffs anfangs nur Mais und Squash, später auch Bohnen und Baumwolle und eventuell andere Feldpflanzen (Tabak?) angebaut. Die Vielzahl und die unterschiedliche Lage der bebauten Flächen sollten mögliche Ernteausfallrisiken durch Ausgleich minimieren. Sie sammelten ihr Erntegut vermutlich in Körbe und trugen es für die Verarbeitung und Speicherung zu ihrer Niederlassung. Vereinzelt wurden auch kleinere Bewässerungsgräben für eine wachstumsfördernde/-sichernde Wasserzuführung zu den Feldern nachgewiesen.

Jagdgruppen, in den frühesten Jahrhunderten bewaffnet mit dem traditionellen Speer und dem Atlatl (Speerschleuder) und in den späteren (ab 400 u. Z.) mit Bogen und Pfeil, erbeuteten Maultierhirsche an den Berghängen und sogar Büffel in der nördlichen Chihuahua-Wüste. Diese später typische Plainsfauna war zu dieser Zeit weit nach Süden verbreitet. Die Mogollon-Jäger fingen auch wilde Truthühner in den Bergen, die Bisamratte und den Biber entlang der Ströme und Jackkaninchen in den Wüstenbecken. Über Hundehaltung ist bei den Nord-Mogollon nichts Nennenswertes zu berichten, bei den Süd-Mogollon sind Hunde stärker vertreten und wurden sogar zu Ernährungszwecken geschlachtet.

Sammlergruppen, ausgerüstet mit geflochtenen Körben, stiegen in die Berge hinauf, um wilde Früchte und Samen zu ernten. Sie sammelten Johannisbeeren und andere Beeren von den Bergwiesen; wilde Himbeeren und Holunderbeeren in den Douglas-Tannen- und Espenwäldern; Eicheln, Wacholderbeeren, Manzanita-"Äpfel" und Kirschfrüchte in der Zone der Ponderosa-Kiefern und Gambel-Eichen; Pinyon-Nüsse, Eicheln, Weinbeeren, Maulbeeren und viele andere Früchte in den Zwergwäldern. In den Wüstenbecken ernteten sie Früchte und Wurzeln der Yuccas, Pflanzenteile der Agave, Früchte und Sprossen der Stachelbirnenkakteen, die Samenkapseln der Teufelsklaue, die Bohnen der Honig-Mesquite und die Eicheln der Shinnery-Eiche. Sowohl in den Bergen als auch in den Wüstenbecken sammelten sie Pflanzenfasern und Rinden, um sie bei der Korbflechterei und der Herstellung von Sandalen, Kleidung und Wiegen zu nutzen. Für Heil- und Zeremonialzwecke sammelten kundige Personen in den Bergen und Wüsten Pflanzen, die sie für die Herstellung von Medizinen nutzten, wie zum Beispiel Ephedra, Manzanita, Berberitze und Ceanothus oder Visionen herbeiführende Rauschgifte, zum Beispiel Mescal und den Stechapfel. Die gesammelten oder geernteten Samen wurden mittels Mörsern und Stößeln sowie auch mit Metaten (Reibschale) und Manos (Reibsteine) für die weitere Nahrungsstoffzubereitung zerkleinert.

Materialien, die für die Werkzeug- und die Schmuckherstellung erforderlich waren, wurden durch die weiter umherschweifenden Jäger und Sammler gefunden und eingesammelt oder von anderen Nomadengruppen, die bei ihren Zügen auf solche Ressourcen gestoßen waren und dort solche Materialien auf- und eingesammelt hatten, eingetauscht.

Der Übergang von der Frühen zur Späten Grubenhaus-Periode (Late Pit House Period von 550/600/750 bis 1000/1150 u.Z.) wird lokal unterschiedlich zwischen 550 und 750 u.Z. angegeben. Zu Beginn der Späten Grubenhaus-Periode zwischen 500 und 600 u.Z. begannen die Mogollon-Gruppen, ihre Dörfer in leicht zugänglichen Bereichen bei ihren meist auf dem Flussschwemmland in den Tälern angelegten Feldern zu errichten. Dabei wird die Hausgröße im Vergleich zur Zeit davor auf den Erhebungen etwas kleiner. Wahrscheinlich reflektiert dies einen Wechsel in der Sozialorganisation von der Groß- zur Kernsippen-Einheit. Zwischen 650 und 850 u. Z. wächst die Population. Die Dörfer werden größer und auch die Grubenhäuser verändern ihre Grundriss-Form von rund zu rechteckig und vergrößern sich wieder. Das Innere der Häuser wird besser ausgestattet. Es entstehen große Grubenhausdörfer wie die Galaz Site im Mimbres River Tal. Bei den Nord-Mogollon werden nahe der Zentren der Dörfer auch größere Kivas erbaut. Der Kivabau und die Ausstattung werden formalisiert und gegen Ende der Periode ist der Gemeindezeremonialraum durch die Ausstattung mit einer Sipapu - in den Augen der Archäologen - endgültig zur Kiva geworden. Die Kivas sind jetzt ein sicherer Teil der kulturellen Nord-Mogollon-Tradition. Es wurden auch mehr spirituell zu interpretierende Artefakte gefunden. Das Wirken von Dorfzusammenschlüssen deutet auf eine zwischendörfliche (intervillage) Integration wirtschaftlicher und/oder spiritueller Art. Zwischen 850 und 1000 u.Z. wird zunehmend Mauerwerk (Adobe mit Flusskopfsteinen, sog. cobble walled) bei der Ausmauerung von Grubenhauswänden verwendet. Ab 1000 u. Z. werden verstärkt die in die Erde gebauten Grubenhäuser durch übertägige Mauerwerksbauten vom Anasazi-Typ abgelöst. Die Kivas bleiben rechtwinklig, aber ähneln mehr den Anasazi-Kivas.

Bei den Süd-Mogollon wechselte die Architektur der Wohnhäuser vom „Haus in der Grube“ (houses in pits) zu den echten Grubenhäusern (pit houses), dem im Südwesten allgemein verbreiteten „Haus über der Grube“. Auch hier waren die neueren Grubenhäuser etwas kleiner als die früheren (früher: 10 m², neu: 8 m²), ihre Wände und Böden waren jedoch verputzt. Die Überbauten von diesen Häusern unterschieden sich aber wahrscheinlich nicht viel von denen aus der früheren Zeit. Eine niedrige Öffnung auf einer Seite erlaubte den Zugang in den Innenraum. Feuerstellen auf den Böden waren gemeinsame Merkmale der meisten dieser Bauten. Das Gemeinschaftshaus wurde jetzt größer (ca. 68 statt 45 m²) als früher, bewahrte jedoch noch den alten Stil des „Hauses in der Grube“.

Der Bodenbau gewinnt in dieser Zeit zunehmend an Gewicht. Die Mogollon entwickelten neue Sorten von Hybrid-Mais mit größeren Kolben und nahrhafteren Körnern und speicherten die jetzt größeren Erntemengen nicht mehr in den ausgeschachteten Lagergruben in ihren Häusern, sondern in großen Töpfen. Ab 700 u.Z. hatten sie eine verhältnismäßig zuverlässige und ausreichende bodenbauerische Produktion von Mais, Bohnen, Baumwolle und Kürbis. Der Bodenbau bestimmte oder dominierte zunehmend ihre Lebensweise, wobei sich die Mogollon selbst in die bodenbauerisch am besten nutzbaren Gebiete ihrer Region ausbreiteten bzw. sich auf diese beschränkten/zurückzogen. Die Mogollon-Region hatte nur relativ wenige Bereiche, die für den Bodenbau gut geeignet waren. Die meisten von ihnen lagen im Gebiet der Flussmarschen und der Schwemmlandbereiche entlang des Unterlaufes von Bergflusstäler, in den wenigen Wüstenflussbecken und nahe bei einigen Wüsten-Playas. Dies waren auch jene Bereiche, die eine ausreichende Wasserversorgung hatten, selbst bei oft unregelmäßigen Niederschlägen über die Jahre.

Eigenartigerweise scheint zumindest teilweise, wenigstens während des 6./7. Jahrhunderts, in einigen Gebieten der westlichen Mogollon der Bodenbau zu Gunsten der Jagd- und Sammelwirtschaft eingeschränkt oder aufgegeben worden zu sein. In einigen Fundorten dieser Zeit entdeckten die Archäologen in den Speichern einen Anstieg der Wildpflanzensamen gegenüber denen der domestizierten Feldfrüchte. Es ist unbekannt, ob dies einer Änderung der Umweltbedingungen oder dem Einfluss der nomadischen Jäger-/Sammlertraditionen oder einer Kombination von beiden zuschreiben ist. Vielleicht spielte die neue (Jagd)-Waffe Pfeil und Bogen dabei eine Rolle? Auch sozial integrative Mechanismen könnten sich verändert haben. Es kann natürlich auch eine verstärkte Bezugnahme auf Erntevölkertraditionen erforderlich geworden sein. Eine solche Maßnahme war die Herstellung von sogenannten Waffel- oder Gittergärten, z.B. auf den pleistozänen Terrassenoberseiten im Safford Valley oberhalb des Gila River im südöstlichen Arizona, die sich über viele Hektar erstreckten. Der Aufbau dieser Anlage war um 750 u.Z. begonnen worden und wurde bis 1385 u.Z. genutzt. Die Menschen sammelten Steine von den Oberseiten der Terrassen und ordneten sie in Gittern von verschiedenen Größen und Formen an. Sie legten sie zu rechtwinkligen, durchschnittlich 4 x 5 m großen Rastern. Zwischen den Steinen wurden Agaven gepflanzt, die zu Mais und Bohnen ergänzend Nahrungsstoffe lieferten.

Der Waffelgarten war eine bestimmte Art, Wasser zurückzuhalten. Traditionelle Waffelgärten wurden entlang kleiner Wasserscheiden terrassenförmig angelegt, wo der Wasserablauf gesammelt werden konnte. Die Waffelgärten wurden mit Sand oder Lehm, Stein und Kies gemulcht. Die Lehm- und Adobewände hielten in jedem Gitter Feuchtigkeit zurück. Der Kies sammelte Tau und Kondenswasser. Schwarzer vulkanischer Stein speicherte Sonnenwärme und verlängerte dadurch die Wachstumsbedingungen für einige Pflanzen. In einigen Waffelgärten wurden einige Wände etwas höher gebaut, um die Pflanzen vor austrocknenden Winden zu schützen.

Die Frauen benutzten neue Typen von Mahlsteinen. Diese Sachverhalte belegen ein größer gewordenes Gewicht des Bodenbaues in der Wirtschaft der Mogollon bzw. einen allmählichen Wechsel in der Samengröße der zu mahlenden Nahrungsstoffe. Sie begannen, die Keramik stärker zu verzieren (ab 650 u.Z.), produzierten neue Muster mit roter Farbe auf braunem Lehmuntergrund (sog. Red-on-brown ware) und später auch mit roter oder schwarzer Farbe auf weißem Untergrund (sog. Red-on-white und Black-on-white). Die farbgebenden Tonüberzüge der Töpfe wurden allmählich von Rot auf Weiß umgestellt. Der Black-on-White-Malstil begann um ca. 700 u. Z. Zwischen 800/850 und 1000 u. Z. werden die Töpfereierzeugnisse zunehmend mit geometrischen Schwarz-auf-Weiß-Mustern (Black-on-white geometric pottery/Mangas Black-on-White pottery) versehen (Beginn der lokalen keramik-definierten Mimbres-Kultur). Die neuen keramischen Muster der Mimbres verweisen auf einen steigenden Kontakt mit den Anasazi hin, ihren regionalen Nachbarn nach Norden.

Die Forscher nehmen an, dass irgendwann zwischen 900 und 1100 u. Z. die Mogollon viel von der Anasazi-Kultur und umgekehrt, die Eigenschaften und kulturellen Anregungen von beiden vereinend, übernahmen. Es gibt auch Beweise für Interaktionen mit den westlichen Hohokam-Nachbarn. Ein gravierendes Beispiel dafür ist der in der Stove Canyon Site in der Nähe des Point of Pines Pueblos eingerichtete Hohokam-Ballspielplatz aus der Zeit zwischen 1000 und 1150 u.Z., der einzige im Mogollon-Gebiet. Der Ballspielplatz war durch eine große ovale Eintiefung gekennzeichnet, die von einer großen Anzahl von größeren Basaltblöcken umgeben war. Die Längsachse des Platzes hatte eine grundsätzliche Nord-Süd-Orientierung. Die Eintiefung beträgt ca. 0,5 m unter die ursprüngliche Erdoberfläche. Der Boden der Eintiefung besteht aus geglättetem weißgelbem Lavazersatz, einem weichen, verwitterten oberen Teil eines natürlichen Felsuntergrundes. Die Grabarbeit war für die Erbauer kein nennenswertes Problem, ihre Grubenhäuser waren auch in diese Schicht eingetieft worden. Alle Umgebungsartefakte deuten auf einen starken Hohokam-Einfluss.

Die Jäger nutzten jetzt hauptsächlich Bögen und Pfeile. Die Speerschleuder verschwand aus den archäologischen Befunden. Die nachweisbare Schmuckproduktion stieg leicht an. Es wurde verstärkt Schalenmaterial von pazifischen Mollusken verwendet, was auf weit reichende und wahrscheinlich stufenweise vor sich gehende Interaktionen von und mit nomadischen Gruppen verweist. Auch Jagd-, Fischfang- und Sammelaktionen der Mogollon zur Küste des Golfes von Kalifornien sind als Bezugsmöglichkeit u.a. für Molluskenschalen anzusehen.

Die Späte Grubenhaus-Periode findet ihr „Ende“ mit der Errichtung von Pueblo-Bauten auf der Erdoberfläche. Auch dieser Zeit-„Punkt“ ist lokal unterschiedlich und bewegt sich in der gesamten Mogollon-Zone in der Zeit zwischen 975 u.Z. (Süd-Mogollon/Raum Casas Grandes), 1000 u.Z. (Zentral-Mogollon/Mimbres) und 1200 u.Z. (Ost-Mogollon/Jornada).

Im Zeitraum der Späten Grubenhaus-Periode zwischen 750 und 1000 u.Z. liegt die „Etablierung des Tolteken-Reiches“ im Hochland von Mexiko, beginnend mit der kriegerisch wirksamen Einwanderung (Sturz von Teotihuacan um 750 u.Z.), der Gründung der Hauptstadt Tula um 856 oder 950 u.Z. und der Vertreibung/dem Auszug Quetzalcoatls aus Tula um 1000 u.Z. Diese Zeit ist von Chichimeken-Einwanderungen aus dem Mogollon-Gebiet nach Mesoamerika gekennzeichnet und setzt sich auch über die folgenden Jahrhunderte weiter fort.

Grundsätzlich wird der Beginn der Mogollon Pueblo Period/Mogollon Pueblo-Periode (1000/1150 bis 1400/1440 u. Z.) auf den Zeitraum von 1000 bis 1150 u.Z. angesetzt. Die Periode besteht bis zum archäologischen Erlöschen der Mogollon-Kultur zwischen 1400 und 1450 u.Z. Mit dem Beginn der Mogollon Pueblo-Periode treten aus der noch relativ einheitlichen allgemeinen Mogollon-Kultur die bereits oben genannten spezifischen regionalen Mogollon-Zweigkulturen hervor, die nur noch als separate Darstellungen sinnvoll zu beschreiben sind, da sonst die kulturellen Spezifika der einzelnen Zweige völlig verwischt und unkenntlich werden. Im nördlichen Gürtel der Nord-Mogollon konstatierten die Archäologen eine Intensivierung des bereits vorhandenen Anasazi-Einflusses auf die Mogollon und der Interaktionen zwischen Mogollon und Anasazi, vielleicht auch als Folge möglicher, aber nicht näher zu bestimmender Wanderungen. Bestimmte Entwicklungen und Wanderungen in den und aus den Regionen, die zum „Aufstieg“ oder „Kollaps“ dieser Regionalkulturen der Mogollon führten, waren von ökologischen Stress- und/oder Gunstsituationen initiiert und/oder beeinflusst.

Die Mogollon-Zweigkulturen der Mimbres einschließlich ihrer westlichen, nördlichen und östlichen Randbereiche und der Jornada im nördlichen Mogollon-Bereich (USA) und der Bewohner des Casas Grandes Gebietes und der Sierra Madre Occidental im südlichen Bereich (Mexiko) werden in Extra-Abschnitten behandelt. In den weiteren Ausführungen dieses Kapitels wird versucht, die speziellen Merkmale der genannten regionalen Kulturzweige weitgehend auszuklammern.

Die Pueblo-Kulturen

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