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Frau A. rennt!

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Das Heim war kein geschlossenes Heim und wenn ein Bewohner an Demenz erkrankt, wird der Umgang schwierig, vor allem wenn eine Hinlauftendenz vorliegt.

Frau A. rannte den gesamten Tag durch das Haus, Tag- und Nachtrhythmus waren ebenfalls gestört, so dass es kaum möglich, bzw. sehr schwierig war ihren Aufenthalt zu kontrollieren. Natürlich wurde mit den Verwandten dieses Problem besprochen, aber diese wollten vorerst keine Verlegung für ihre Mutter.

So kam eines Tages ein Passant von außerhalb zu mir an die Rezeption und meldete, dass draußen eine fast nackte, ältere Dame herum lief, ob diese eine Bewohnerin unseres Hauses war.

Es war Frau A., die in Unterwäsche mit Hose und Schuhen in der Hand durchs Städtchen lief. Als ich sie ansprach, erklärte sie mir, dass sie zur Arbeit müsse und zu spät dran war, in ihren Augen ein ganz logischer Prozess. Ich konnte sie dazu bewegen mich zu begleiten, und während dieses Vorganges, der einige Minuten dauerte, empfand ich die Blicke der Menschen, denen Frau A. ausgesetzt war, als sehr würdelos. Sie starrten uns an, und wenn ich Blickkontakt zu ihnen aufgenommen habe, schauten sie peinlich berührt weg.

Auch dieses Erlebnis zeigt auf, wie wenig die Bevölkerung aufgeklärt ist über psychische Erkrankungen im Alter und auch wie viel Angst die Menschen haben, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen.

Sehr wichtig fand ich schon während meiner Arbeit an der Rezeption, dass jeder Mitarbeiter, ob Reinigungskraft, Küchenhilfe oder Hausmeister und Verwaltung, regelmäßig eine Schulung im Umgang mit den psychischen Krankheiten wie Depression, Alzheimer oder Demenz erhalten sollte.

Nach einiger Zeit weiterhin schlimmer Fehlverhalten von Mitarbeitern – vielleicht durch ihre Unkenntnis – setzte die Heimleitung 2 Termine für Schulungen fest.

Aufklärung gerade in diesem Bereich ist sehr, sehr wichtig und kann allen Beteiligten das Miteinander sehr erleichtern.

Ich würde mir in dieser Hinsicht auch Fortbildungen für ältere Pflegerinnen wünschen, da diese von „Validation“ (eine Methode und innere Haltung im Umgang mit Menschen mit Demenz) oft noch nie etwas gehört haben und sich auf dem Gebiet des Umganges mit psychisch Erkrankten sehr, sehr viel bewegt.

„MENSCH BLEIBEN“ bis ans Lebensende

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