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Erfahrungen an der Rezeption

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Die Arbeit an der Rezeption machte mir sehr viel Spaß, ich liebte den täglichen Kontakt zu den Bewohnern, die sich in meinem Arbeitsumfeld aufgehalten haben oder zum Essen an mir vorbei kamen.

Oft besuchten sie mich auch für einen kurzen netten Plausch oder baten um kleine Gefälligkeiten wie z.B., einen Brief vorzulesen oder einen Antrag auszufüllen, oder auch nur einen Schuh zuzuschnüren.

Von Hause aus habe ich Respekt im Umgang mit anderen Menschen gelernt. Fiel z.B. einer alten Dame ein Taschentuch zu Boden, hob ich dieses selbstverständlich auf.

Schön waren auch die Spielabende von Bewohnern vor dem Bereich der Rezeption während meiner Spätdienste.

Dieses Ritual der Damen und Herren liebte ich und habe sie dabei auch gerne bewirtet und auch oft mitgespielt. Natürlich veränderten sich manche Bewohner mit der Zeit. Der eine konnte weniger hören, die andere erzählte immer wieder die gleichen Geschichten und die, die noch relativ fit waren, lästerten gerne über die Zustände der anderen Bewohner.

Das ist der Lauf der Dinge und so tickt das Leben.

Aber das wirklich wunderschöne war, die Damen und Herren haben all abendlich mal für einen kleinen Moment vergessen wo sie leben und wie alt sie sind. Sie waren in dem Moment, in dem sie darüber nachdenken mussten lege ich jetzt rot oder schwarz, glücklich, mehr war nicht wichtig.

Ich wusste genau, welcher Bewohner wann die eine oder andere Zeitung liest und wer an welchem Tag mit wem telefonieren möchte. Die liegengebliebene Strickjacke konnte ich zuordnen und die Verwandtenbesuche habe ich versucht, nach meinen Möglichkeiten, schön zu gestalten.

Leider sahen dies einige Verwaltungsmitarbeiter anders, sie nahmen an meinem Service orientierten Verhalten Anstoß, mit der Begründung: An meinen freien Tagen, würde von den Bewohnern diese Serviceleitung ebenso angefordert und dies sei nicht ihre Aufgabe!

Es fehlte ihnen an Empathie und dem nötigen Feingefühl für die Senioren. Diese Menschen sind kaum geeignet für dieses empfindliche soziale Umfeld und wären besser in einer Firma ohne Kundenkontakt aufgehoben. Es fehlt die Fähigkeit, darüber nachzudenken, wie es wäre dieselben Gefühle und Empfindungen zu haben, wie die zu betreuenden Menschen.

„MENSCH BLEIBEN“ bis ans Lebensende

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